Der ifo Geschäftsklimaindex ist im Juni 2025 auf 88,4 Punkte gestiegen, nach 87,5 Punkten im Mai. Diese Entwicklung deutet auf eine sich allmählich aufhellende Stimmung in der deutschen Wirtschaft hin – insbesondere durch optimistischere Erwartungen der Unternehmen für die kommenden sechs Monate. Die aktuelle Geschäftslage wurde nur geringfügig besser bewertet. Damit setzt sich der moderate Aufwärtstrend fort, ohne bereits eine nachhaltige konjunkturelle Wende zu markieren.
Nach Wirtschaftsbereichen differenziert sich das Bild wie folgt:
Verarbeitendes Gewerbe:
Das Geschäftsklima verbesserte sich leicht. Die Unternehmen schauen wieder hoffnungsvoller in die Zukunft, obwohl die aktuelle Geschäftslage rückläufig war. Der Auftragsbestand bleibt unbefriedigend, was strukturelle Schwächen und Nachfrageprobleme offenlegt. Es ist fraglich, ob der Stimmungsaufschwung belastbar ist oder eher auf psychologische Effekte zurückgeht.
Dienstleistungssektor:
Hier zeigt sich die deutlichste Verbesserung. Die Unternehmen berichten von einer besseren Lage und haben ihre Erwartungen stark nach oben korrigiert – insbesondere bei unternehmensnahen Dienstleistungen. Diese positive Dynamik könnte auf zunehmende Auslagerung und Digitalisierungstätigkeit im produzierenden Gewerbe zurückzuführen sein, ist jedoch konjunkturell anfällig.
Handel:
Auch hier ist eine Stimmungsverbesserung erkennbar, jedoch getrieben vom Großhandel. Im Einzelhandel hingegen setzte sich der Negativtrend leicht fort. Die pessimistischen Erwartungen wurden zwar gemildert, der Sektor bleibt aber strukturell angeschlagen – etwa durch Kaufzurückhaltung der Verbraucher, Inflationseffekte und anhaltende Transformation im stationären Handel.
Bauhauptgewerbe:
Die Aufwärtsbewegung im Geschäftsklima hält an, wobei die Erwartungen auf dem höchsten Stand seit Februar 2022 liegen. Gleichwohl bleibt die Skepsis groß, was sich in der unveränderten Bewertung der aktuellen Lage widerspiegelt. Angesichts hoher Finanzierungskosten und regulatorischer Unsicherheiten ist der Optimismus mit Vorsicht zu genießen.
Konjunkturuhr und Heatmap:
Die ifo Konjunkturuhr zeigt, dass sich die deutsche Wirtschaft derzeit im Quadranten „Erholung“ befindet: Die Erwartungen sind bereits überdurchschnittlich, während die Lage noch unterdurchschnittlich bleibt. Die Heatmap bestätigt dieses differenzierte Bild – vor allem der Dienstleistungssektor befindet sich in der Erholung, während Handel und Bau tendenziell noch im Krisenmodus verharren.
Geschäftsunsicherheit:
Die ifo-Geschäftsunsicherheit bleibt hoch. Viele Manager*innen finden es nach wie vor schwierig, die Entwicklung ihrer Geschäftslage in den nächsten sechs Monaten zu prognostizieren. Diese Unsicherheit reflektiert geopolitische Spannungen, strukturelle Transformationsprozesse und wirtschaftspolitische Unklarheiten.
Kritische Einordnung:
Der leichte Anstieg des Geschäftsklimaindex mag auf den ersten Blick positiv erscheinen, doch bei näherer Betrachtung überwiegen nach wie vor strukturelle Herausforderungen. Die Konjunkturerholung bleibt fragil und ist stark sektorabhängig. Der Optimismus könnte sich als vorübergehender Effekt erweisen, falls die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen – etwa bei Energiepreisen, Bürokratieabbau und Investitionsanreizen – nicht rasch verbessert werden.
Insgesamt bleibt der Befund: eine zaghafte konjunkturelle Erholung, jedoch auf unsicherem Fundament.