Die Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes (Destatis) vom 16. September 2025 mit der Nummer N 050 liefert aktuelle Daten zur finanziellen Belastung von Haushalten in Deutschland, insbesondere im Hinblick auf Zahlungsrückstände bei Versorgungsrechnungen und die Fähigkeit, unerwartete Ausgaben zu tragen. Die Ergebnisse basieren auf der europäischen Gemeinschaftsstatistik über Einkommen und Lebensbedingungen (EU-SILC), die seit 2020 als Unterstichprobe im Mikrozensus erhoben wird. Die hier präsentierten Zahlen für das Jahr 2024 stellen Endergebnisse dar.
Zahlungsrückstände bei Versorgungsbetrieben
Im Jahr 2024 lebten rund 4,2 Millionen Menschen in Haushalten, die gegenüber Versorgungsunternehmen wie Strom- oder Gasanbietern im Zahlungsverzug waren. Dies entspricht einem Anteil von 5,0 % der gesamten Bevölkerung Deutschlands. Im Vergleich zum Vorjahr (2023) ist dies eine leichte Verbesserung: Damals lag der Anteil bei 5,4 %. Die Rückgänge deuten auf eine leichte Entspannung der finanziellen Lage bei einigen Haushalten hin, bleiben aber weiterhin auf einem hohen Niveau.
Besonders betroffen sind Mieterhaushalte: Hier waren 6,4 % der Bevölkerung in Zahlungsverzug, während es bei Eigentümerhaushalten nur 3,4 % waren. Diese deutliche Diskrepanz zeigt, dass Mieterhaushalte stärker von finanziellen Schwierigkeiten betroffen sind – möglicherweise aufgrund geringerer durchschnittlicher Einkommen, fehlender Vermögenswerte oder höherer relativer Belastungen durch Nebenkosten.

Fehlende finanzielle Rücklagen für unerwartete Ausgaben
Ein weiteres zentrales Thema der Erhebung ist die finanzielle Resilienz der Haushalte. Knapp ein Drittel der Bevölkerung (32,2 %) gab an, nicht in der Lage zu sein, eine unerwartete Ausgabe in Höhe von mindestens 1.250 Euro aus eigenen Mitteln zu bestreiten. Solche Kosten könnten beispielsweise durch einen defekten Kühlschrank, eine Reparatur am Heizsystem oder andere Notfälle entstehen.
Im Jahr 2023 lag dieser Anteil noch bei 35,0 %, sodass sich die Lage leicht verbessert hat. Dennoch offenbart die Zahl, dass viele Haushalte über kaum bis keine finanziellen Puffer verfügen und bereits kleinere Krisen in existenzielle Probleme führen können.
Diese Angaben basieren auf Selbsteinschätzungen der Befragten und gelten als Indikatoren für materielle und soziale Entbehrung (Deprivation) – ein wichtiges Maß zur Bewertung von Armut und sozialer Ausgrenzung innerhalb der EU.
Entwicklung der Preise für Wohnnebenkosten und Haushaltsenergie
Die Pressemitteilung beleuchtet auch die Preisentwicklung bei wesentlichen Wohnkosten:
- Wohnungsnebenkosten (wie Wasserversorgung, Müllabfuhr, Gebäudereinigung, Aufzugswartung etc.) stiegen im August 2025 um 4,0 % gegenüber dem Vorjahresmonat. Dies liegt deutlich über der allgemeinen Inflationsrate, die im gleichen Zeitraum bei +2,2 % lag. Die steigenden Nebenkosten belasten vor allem Mieterhaushalte, da diese Kosten meist direkt an die Mieter weitergegeben werden.
- Bei den Preisen für Haushaltsenergie (Strom, Gas, Heizöl, Fernwärme, feste Brennstoffe) ist dagegen ein Rückgang zu verzeichnen: Im August 2025 lagen sie um 2,3 % niedriger als im August 2024. Dies ist eine positive Entwicklung nach den massiven Preisanstiegen während der Energiekrise ab 2022. Allerdings weist das Statistische Bundesamt darauf hin, dass die Preise trotz des Rückgangs weiterhin auf einem sehr hohen Niveau liegen. Viele Haushalte spüren daher weiterhin erhebliche Belastungen, auch wenn die Dynamik der Preissteigerungen nachgelassen hat.
Die Grafik zeigt die Entwicklung des Verbraucherpreisindexes (VPI) seit 2020 und verdeutlicht, dass sowohl die Energie- als auch die Nebenkostenpreise stark gestiegen sind – mit einem besonders kräftigen Anstieg bei Haushaltsenergie im Jahr 2022.

Zusammenfassend
- 5,0 % der Bevölkerung (4,2 Mio. Menschen) lebten 2024 in Haushalten mit Zahlungsrückständen bei Versorgern.
- Mieterhaushalte (6,4 %) sind deutlich stärker betroffen als Eigentümerhaushalte (3,4 %).
- 32,2 % der Bevölkerung können eine unerwartete Ausgabe von 1.250 € nicht stemmen.
- Die Wohnungsnebenkosten stiegen 2025 weiter stark (+4,0 %), während die Energiepreise leicht sanken (-2,3 %), jedoch weiterhin hoch bleiben.
- Die Daten zeigen anhaltende finanzielle Unsicherheit vieler Haushalte, besonders bei einkommensschwächeren Bevölkerungsgruppen.
Das Statistische Bundesamt betont damit die angespannte finanzielle Lage vieler privater Haushalte in Deutschland – trotz leicht positiver Tendenzen im Vergleich zum Vorjahr.