Zwischen Euphorie und Vorbeben – Die Wall Street im Herbst 2025

Die Wall Street tanzt auf dem Vulkan

Die Musik an der Wall Street spielt lauter denn je, doch die Melodie wird zunehmend schriller. Während die US-Börsen von einem Rekordhoch zum nächsten eilen, verdichten sich die Anzeichen, dass die aktuelle Rallye auf einem fragilen Fundament gebaut ist.

Eine Rallye auf Pump – Psychologie statt fundamentaler Stärke

Die gegenwärtige Hausse speist sich weniger aus gesunden Unternehmensdaten als vielmehr aus einer von Liquidität getriebenen Illusion. Anleger jagen kurzfristigen Kursgewinnen nach, Hedgefonds spekulieren mit Billionensummen auf sogenannte „Zero-Day Options“, und eine wachsende Zahl von Privatanlegern investiert in hochriskante, gehebelte ETFs. Die Parallelen zur Dotcom-Blase von 1999 sind unübersehbar: eine Mischung aus Euphorie, Gier und der trügerischen Überzeugung, dass „diesmal alles anders ist“.

Warnung vor der „Phase der Unvernunft“

Mit über 700 gehebelten Aktienfonds im Umlauf – einige davon mit einem Hebel von bis zu fünf – hat sich ein gefährliches Spielfeld für Spekulanten aufgetan, das bei Marktturbulenzen Zwangsliquidationen und ein erhebliches Crash-Potenzial birgt. Das Fazit vieler Analysten: Der Markt nähert sich einer kritischen Wende. Obwohl die letzten Monate des Jahres noch Gewinne versprechen, droht spätestens Anfang 2026 ein jähes Erwachen.

Liquidität, Aktienrückkäufe und Saisonalität – Die letzten Treiber der Hausse

Nüchtern betrachtet spricht kurzfristig einiges für eine Fortsetzung der Rallye bis zum Jahresende. Dank gesenkter Erwartungen übertreffen viele Unternehmensgewinne die Prognosen. Zudem kaufen US-Konzerne in Rekordhöhe eigene Aktien zurück – allein für 2025 wird ein Volumen von über einer Billion Dollar erwartet. Hinzu kommt die saisonale Stärke der Monate November und Dezember, die traditionell für steigende Kurse sorgen.

Dennoch trügt der Schein: Die Marktbreite nimmt ab, was bedeutet, dass immer weniger Aktien die Indizes nach oben ziehen. Die Liquidität wird knapper und die Abhängigkeit von einigen wenigen Tech-Giganten birgt erhebliche Risiken. Der Markt lebt von Hoffnung und Momentum, nicht von fundamentaler Substanz.

Ein gefährliches Gleichgewicht

Faktisch hängt die Rallye am Tropf der Liquidität. Ein Satz aus einer Analyse von Roberts bringt es auf den Punkt: „Der Pfad des geringsten Widerstands bleibt vorerst nach oben.“ Die entscheidende Frage ist jedoch: Wie lange noch? Bereits geringe Spannungen am Kreditmarkt oder ein unbedachter Schritt der US-Notenbank könnten das fragile Gleichgewicht zum Kippen bringen.

Spätestens im ersten Quartal 2026 dürfte die Party jedoch zu Ende gehen. Sobald die großen Fonds beginnen, ihre Gewinne zu sichern, die Welle der Aktienrückkäufe abebbt und die Zinspolitik wieder in den Fokus rückt, könnte die derzeitige Sorglosigkeit in einen Wettlauf zum Ausgang umschlagen.

Fazit: Mitfeiern, aber den Ausgang im Blick behalten

Noch trägt die positive Saisonalität die Kurse. Wer jedoch langfristig plant, sollte jetzt damit beginnen, Risiken zu reduzieren, auf Hebelprodukte zu verzichten und schrittweise Cash-Reserven aufzubauen. Eine kontrollierte Reduzierung der Positionen im ersten Quartal 2026 erscheint als eine kluge Strategie für einen Markt, der seinen Zenit überschreitet.

Wer jetzt noch einsteigt, sollte sich bewusst sein: Die Musik spielt noch, aber das Licht im Saal beginnt bereits zu flackern.



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