1. Rückgang der Erzeugerpreise in Deutschland – Entlastung durch sinkende Energiepreise
Die Erzeugerpreise gewerblicher Produkte sanken im Juni 2025 gegenüber dem Vorjahresmonat um 1,3 %. Hauptursächlich waren stark gefallene Energiepreise, insbesondere bei Strom (-8,8 %) und Mineralölerzeugnissen. Ohne Energie gerechnet stiegen die Erzeugerpreise jedoch um 1,3 %, was Preisauftriebe etwa bei Investitions- (+1,7 %) und Verbrauchsgütern (+3,6 %) widerspiegelt. Besonders drastisch war der Preisanstieg bei Grundnahrungsmitteln wie Rindfleisch (+37,5 %) und Kaffee (+41,2 %), was inflatorische Belastungen auf Verbraucherhaushalte andeutet.
2. Außenhandel: Automobilbranche stabilisiert sich durch Elektromobilität
Zwischen Januar und Mai 2025 stiegen die Pkw-Exporte aus Deutschland mengenmäßig leicht um 1,1 %, wertmäßig um 0,4 %. Treiber waren insbesondere Elektrofahrzeuge, deren Ausfuhren um 25,3 % zunahmen. Im Gegensatz dazu gingen Exporte von Verbrennern deutlich zurück (-11,1 % mengenmäßig, -17,0 % wertmäßig). Die wichtigsten Abnehmer waren das Vereinigte Königreich, die USA und Italien. Der Trend zur Elektrifizierung manifestiert sich zunehmend als stabilisierender Faktor für den exportorientierten Fahrzeugsektor. Jedoch verdeutlicht der Rückgang der USA-Exporte (-1,9 %) eine gewisse Konjunkturskepsis im transatlantischen Markt.
3. Bauwirtschaft unter Druck: Genehmigungen stagnieren, Produktion rückläufig
Im Mai 2025 wurden 5,3 % weniger Wohnungen genehmigt als im Vorjahresmonat, obwohl im Jahresverlauf ein leichter Anstieg (+1,9 %) zu verzeichnen war. Der Trend ist differenziert: Während Einfamilienhäuser (+14,3 %) eine Renaissance erleben, stagnieren oder sinken die Genehmigungen für Zwei- und Mehrfamilienhäuser. Parallel dazu meldet Eurostat einen Rückgang der Bauproduktion im Euroraum um 1,7 % gegenüber April 2025. Deutschland weist mit -3,9 % den stärksten Rückgang unter allen Mitgliedsstaaten auf. Auch im Jahresvergleich liegt Deutschland mit -3,4 % im negativen Bereich – ein deutliches Warnsignal für die Baukonjunktur.
4. Lebensarbeitszeit in der EU steigt weiter – Deutschland in der Spitzengruppe
Die durchschnittliche Lebensarbeitszeit in der EU lag 2024 bei 37,2 Jahren. Deutschland gehört mit 40,0 Jahren zu den sechs Ländern mit den längsten Erwerbszeiten. Der Anstieg um 2,4 Jahre innerhalb einer Dekade reflektiert strukturelle Verschiebungen in Richtung längerer Erwerbsbiografien. Besonders bemerkenswert ist die ausgeprägte Diskrepanz zwischen Geschlechtern: Während Männer im Schnitt 39,2 Jahre arbeiten, liegt der Wert bei Frauen nur bei 35,0 Jahren – ein Indikator für persistente strukturelle Ungleichheiten.
Kritische Gesamtbewertung:
Die Indikatoren verweisen auf eine differenzierte Gemengelage: Rückläufige Erzeugerpreise entlasten zwar kurzfristig Unternehmen und Konsumenten, doch wird diese Entlastung durch drastische Teuerungen bei Nahrungsmitteln partiell kompensiert. Der Aufschwung bei Elektromobilität kaschiert eine strukturelle Schwäche des klassischen Automobilexports. Die anhaltenden Schwierigkeiten in der Bauwirtschaft – sowohl genehmigungs- als auch produktionsseitig – sind Ausdruck verschärfter Finanzierungsbedingungen, regulatorischer Hemmnisse und wachsender Verunsicherung. Positiv hervorzuheben ist die steigende Lebensarbeitszeit, die demografisch sinnvoll erscheint, aber soziale Fragen etwa der Vereinbarkeit von Arbeit und Pflege oder der Gesundheit im Alter aufwirft.
Deutschland präsentiert sich im Sommer 2025 wirtschaftlich stabil, jedoch nicht krisenfrei. Die strukturellen Schwächen in Schlüsselbranchen wie dem Bauwesen und der fossilen Industrie verlangen nach marktwirtschaftlich fundierten, wachstumsfreundlichen Reformimpulsen. Die Politik wäre gut beraten, jetzt investitionsfreundliche Anreize zu setzen, statt auf kurzfristige Subventionierung zu setzen.