Es gibt Momente auf der Weltbühne, in denen man das Gefühl hat, dass alles zusammenpasst und man spürt wie wichtig eine Entscheidung wirklich ist. Und dann gibt es Momente wie diesen, in denen ein deutscher Kanzler vor die Presse tritt und etwas verspricht das irgendwie groß klingt, sich aber gleichzeitig merkwürdig leer anfühlt. Genau so wirkt die Ankündigung, Deutschland werde einen namhaften Betrag in den neuen Waldschutzfonds stecken. Es soll beeindruckend klingen, soll Entschlossenheit zeigen und soll uns ein gutes Gefühl geben, dass wir alle unseren Teil leisten. Trotzdem bleibt nach diesem Auftritt ein flaues Gefühl im Bauch. Denn bei genauerem Hinsehen merkt man, dass hinter dem großen Satz wenig Substanz steckt.
Der Fonds selbst ist eine kluge Idee. Das will ich gar nicht kleinreden. Tropische Länder schützen ihren Regenwald, bekommen dafür Geld aus Fondsgewinnen und das Ganze soll langfristig wirken. Das Prinzip ist simpel und smart. Die Welt belohnt nicht das Versprechen etwas nicht zu zerstören, sondern nur das tatsächliche Bewahren. Und das ist in Zeiten schwindender Wälder mehr als nötig. Der Punkt ist nur, dass der Erfolg eines solchen Fonds nicht an hübschen Worten hängt, sondern an knallharten Zahlen. Ein Fonds lebt von Einzahlungen und die wiederum leben von Regierungen, die klar sagen, was sie beitragen. Und genau da fängt das Problem an. Während andere Staaten Zahlen auf den Tisch legen, bleibt Deutschland vage und sagt nur, man werde sich schon beteiligen. Das klingt ein bisschen wie jemand, der im Restaurant ankündigt, die Rechnung werde schon irgendwie geteilt, aber seinen Anteil nicht nennt und darauf hofft, dass niemand genauer nachfragt.
Für viele Menschen in Deutschland klingt das erst einmal nicht schlimm. Hauptsache wir sind dabei. Hauptsache wir stehen nicht blöd da. Aber wenn man sich einmal in die Lage der Länder hineinversetzt, die mit diesem Fonds arbeiten sollen, dann merkt man, wie wichtig Verlässlichkeit ist. Regenwaldstaaten entscheiden nicht mal eben spontan, wie sie ihren Wald behandeln. Das sind langfristige politische Weichenstellungen, bei denen es um wirtschaftliche Chancen, soziale Konflikte und den Einfluss großer Lobbys geht. Wenn dort jemand seine Wälder gegen schnelle Gewinne verteidigen soll, dann braucht es Sicherheit. Sicherheit über Jahre und Jahrzehnte. Sicherheit darüber, dass die Mittel auch wirklich fließen. Sicherheit, die entsteht, wenn Staaten wie Deutschland klare Zusagen machen.
Und das genau passiert nicht. Stattdessen entsteht der Eindruck, Deutschland laufe wieder einmal in die Falle, sich größer geben zu wollen, als man gerade bereit ist es zu sein. Ein Land, das gern moralische Führungsrolle spielt, aber dann im entscheidenden Moment keinen Betrag nennt. Diese Zurückhaltung wirkt peinlich. Nicht weil die Summe zwangsläufig riesig sein müsste, sondern weil das Zögern so unentschlossen aussieht. Die Welt ist gerade nicht in einer Phase, in der man sich Unentschlossenheit leisten kann. Der Amazonas brennt nicht irgendwann, er brennt jetzt. Die Erderwärmung pausiert nicht, sie läuft weiter. Und genau deswegen ist jede Verzögerung ein Problem, das nicht nur dort im Dschungel ankommt, sondern später auch direkt bei uns. In Form von Extremwetter, steigenden Preisen, Unsicherheit.
Was mich an der ganzen Sache wirklich ärgert, ist dieses Gefühl, dass die Chance eigentlich da war. Merz hatte das Mikrofon, die Bühne, die Aufmerksamkeit. Er hätte Deutschland sichtbar stark machen können. Er hätte zeigen können, dass wir nicht nur reden, sondern handeln. Stattdessen kommt ein Satz, der wie eine Fassade wirkt. Eine schöne Hülle ohne klare Botschaft dahinter. Und genau so etwas schwächt nicht nur die Klimapolitik, sondern auch das Vertrauen in die deutsche Regierung. Wer groß auftritt, muss auch etwas liefern. Sonst wird aus Ankündigung nur Lärm.
