Ein Vorstoß, der die politische und wirtschaftliche Landschaft der USA neu zu definieren verspricht: Präsident Donald Trump hat über die Plattform Truth Social eine direkte „Dividende“ von mindestens 2.000 US-Dollar für jeden Bürger angekündigt, ausgenommen Besserverdienende. Finanziert werden soll diese massive Umverteilung durch Zolleinnahmen, die laut Trump „Billionen von Dollars“ in die Staatskassen spülen sollen. Gleichzeitig stellt er in Aussicht, mit den Einnahmen die gigantische Staatsverschuldung von 37 Billionen Dollar abzubauen. Ein Plan, der ebenso ambitioniert wie umstritten ist und eine Grundsatzdebatte über den richtigen Weg zu amerikanischer Prosperität entfacht.
In seiner gewohnt direkten Art preist Trump die aktuelle Verfassung der US-Wirtschaft als das Ergebnis seiner Politik. Er spricht von „fast keiner Inflation“, Rekordständen am Aktienmarkt und den höchsten Werten bei der privaten Altersvorsorge (401k) aller Zeiten. „Menschen, die gegen Zölle sind, sind NARREN!“, deklariert Trump und zeichnet das Bild einer boomenden Nation, in der dank Rekordinvestitionen „überall Anlagen und Fabriken aus dem Boden sprießen“. Die Dividende wäre demnach nur der logische nächste Schritt, um die Bürger direkt am Erfolg der protektionistischen Handelspolitik zu beteiligen.
Während der Vorschlag bei Teilen der Wählerschaft auf fruchtbaren Boden fallen dürfte, wirft er unter Ökonomen und fiskalpolitisch konservativen Beobachtern ernste Fragen auf. Die Behauptung einer quasi nicht-existenten Inflation steht im Widerspruch zu einer zuletzt hartnäckigen Teuerungsrate von 3,0 Prozent. Kritiker der Zollpolitik argumentieren seit jeher, dass die Kosten von Importzöllen letztlich nicht vom ausländischen Exporteur, sondern vom inländischen Konsumenten durch höhere Preise getragen werden. Trumps Dividende könnte demnach ein Nullsummenspiel sein – oder schlimmer: eine staatlich finanzierte Kompensation für eine staatlich verursachte Teuerung.
Die Ankündigung erfolgt zudem in einem politisch heiklen Moment. Nach Wahlerfolgen der Demokraten und Kritik aus den eigenen Reihen, er vernachlässige die Sorgen seiner Stammwählerschaft angesichts hoher Lebenshaltungskosten, scheint der Vorstoß auch eine strategische Neuausrichtung zu sein. Er verknüpft das populäre Versprechen direkter finanzieller Zuwendungen mit dem Kern seiner „America First“-Wirtschaftsagenda.
Offen bleibt, wie die simultane Finanzierung einer Bürger-Dividende und der Abbau eines historisch hohen Schuldenbergs praktisch gelingen soll. Experten warnen zudem vor den sekundären Effekten eines solchen Programms, etwa einer potenziell anheizenden Wirkung auf die Inflation und der Gefahr einer weiteren Eskalation in den internationalen Handelsbeziehungen.
Trumps Plan ist eine direkte Herausforderung an die etablierte Wirtschaftsdoktrin. Er stellt die Verteilung von Wohlstand ins Zentrum und nutzt Zölle als multifunktionales Werkzeug für Industriepolitik, Staatssanierung und Wählerbindung. Die kommenden Monate werden zeigen, ob dieser Plan als visionäre Wirtschaftspolitik oder als riskantes populistisches Manöver in die Geschichte eingehen wird, das die langfristige fiskalische Stabilität der USA gefährdet.
