Man kann es drehen und wenden wie man will, die Preise machen uns immer noch das Leben schwer. Zwei Komma drei Prozent Inflation im Oktober klingt auf dem Papier harmlos, fast schon beruhigend, als wäre das Schlimmste überstanden. Doch wer einkaufen geht, merkt schnell, dass diese Zahl wenig mit der Realität im Einkaufswagen zu tun hat. Wenn das Statistische Bundesamt von einem leichten Rückgang spricht, dann klingt das, als würden die Preise endlich wieder atmen. Aber für viele Menschen ist jeder Gang in den Supermarkt ein kleiner Schlag in die Magengrube.
Die offizielle Statistik sagt, dass die Nahrungsmittelpreise nur um etwas mehr als ein Prozent gestiegen sind. Klingt schön, fühlt sich falsch an. Denn was man wirklich merkt, sind die Dinge, die plötzlich viel teurer geworden sind. Schokolade zum Beispiel oder Fleisch. Wer Kinder hat, weiß, wie teuer so ein Schokoriegel plötzlich geworden ist. Und während sich Butter und Öl tatsächlich verbilligt haben, ist das kaum Trost. Denn was hilft billige Butter, wenn Brot, Käse und Wurst immer mehr kosten. Das Leben bleibt teuer, nur anders verteilt.
Besonders heftig sind die Dienstleistungen. Fast dreieinhalb Prozent teurer als vor einem Jahr. Das ist der Teil der Wirtschaft, dem man kaum ausweichen kann. Arztbesuch, Friseur, Reparaturen oder Reisen, alles frisst sich in den Alltag. Selbst die Mieten, also das Grundlegendste von allem, steigen weiter. Wer in einer Großstadt lebt, spürt diese Zahl nicht als Prozentwert, sondern als Loch im Konto.
Die Energiepreise sind leicht gesunken, das ist die gute Nachricht. Aber was bedeutet schon minus null Komma neun Prozent, wenn man immer noch jede Rechnung zweimal prüft. Es ist wie ein Tropfen auf die heiße Herdplatte, während der Topf längst überkocht. Die Preisrückgänge bei Heizöl oder Strom sind ein schwacher Trost, weil die monatlichen Abschläge kaum sinken. Viele Haushalte haben gar keinen Spielraum mehr, um zu sparen.
Die Politik wird diese Zahlen nutzen, um zu sagen, dass sich alles stabilisiert. Doch das ist eine gefährliche Illusion. Die sogenannte Kerninflation, also das, was ohne Energie und Lebensmittel bleibt, liegt immer noch bei fast drei Prozent. Das heißt, die Preise im Alltag klettern weiter, auch wenn Öl und Butter billiger werden. Das ist wie ein Marathon, bei dem man denkt, das Ziel sei nah, aber die Strecke zieht sich unendlich weiter.
Man kann verstehen, dass viele Menschen müde sind. Es ist nicht nur die Inflation, es ist das Gefühl, dass sich nichts wirklich bessert. Die Gehälter wachsen kaum, während die Kosten des Lebens immer wieder zulegen. Wer jetzt Urlaub machen oder einfach mal ausgehen will, bezahlt schnell doppelt so viel wie noch vor ein paar Jahren. Und wenn man dann hört, dass Flugtickets im Oktober um fast zwanzig Prozent teurer geworden sind, kann man nur noch den Kopf schütteln.
Die Zahlen aus Wiesbaden sind nüchtern, aber das Leben dahinter ist es nicht. Menschen rechnen, sparen, verzichten. Manche reduzieren das Heizen, andere den Einkauf. Der statistische Rückgang wirkt fast zynisch, wenn man ihn in die Küche oder ins Wohnzimmer übersetzt. Denn dort spürt man, was Statistik nicht ausdrücken kann. Man spürt Unsicherheit.
Es ist nicht nur die Frage, wie hoch die Preise gerade sind, sondern wie sicher man sich noch fühlt. Das Vertrauen in die Zukunft ist brüchig. Die Inflation mag offiziell sinken, aber das Gefühl der Teuerung bleibt. Und vielleicht ist das das eigentlich Gefährliche, dass man sich an die ständige Preisangst gewöhnt. Wenn das passiert, wird jede kleine Entlastung zum Erfolg erklärt, obwohl das Fundament längst bröckelt.
Man kann hoffen, dass die Wirtschaft sich beruhigt und die Preise endlich wirklich nachgeben. Doch bis dahin bleibt das ungute Gefühl, dass die Statistik zwar recht haben mag, das Leben aber eine andere Sprache spricht.
1. Gesamtentwicklung der Inflation
– Die Inflationsrate in Deutschland lag im Oktober 2025 bei +2,3 % gegenüber dem Vorjahresmonat, womit sie leicht unter dem Septemberwert (+2,4 %) lag.
– Gegenüber dem Vormonat stiegen die Verbraucherpreise um 0,3 %.
– Der harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI), der EU-weit vergleichbar ist, zeigt dieselben Werte (+2,3 % / +0,3 %).
– Präsidentin Ruth Brand betonte, dass nach zwei Anstiegen die Inflation wieder leicht zurückgegangen sei, während insbesondere Dienstleistungen weiterhin preistreibend wirkten.
2. Energiepreise
– Energieprodukte insgesamt -0,9 % gegenüber Oktober 2024 (September 2025: -0,7 %).
– Haushaltsenergie -1,7 %, insbesondere:
- Leichtes Heizöl -6,0 %
- Strom -1,4 %
- Fernwärme -1,0 %
- Erdgas +0,9 %
- Brennholz und Pellets +2,5 %
– Kraftstoffpreise stiegen um +0,4 %. Der Rückgang der Energiepreise dämpfte die Gesamtinflation leicht.
3. Nahrungsmittelpreise
– Nahrungsmittel verteuerten sich unterdurchschnittlich um +1,3 % (September 2025: +2,1 %).
– Rückgänge bei:
- Speisefetten und Ölen -12,6 % (Olivenöl -22,7 %, Butter -16,0 %)
- Gemüse -4,0 % (Kartoffeln -12,6 %)
– Deutliche Preisanstiege bei: - Zucker, Marmelade, Süßwaren +8,2 % (Schokolade +21,8 %)
- Fleisch und Fleischwaren +4,3 %
- Obst +3,1 %
– Damit hat sich der Preisanstieg bei Lebensmitteln insgesamt deutlich abgeschwächt.
4. Kerninflation (ohne Energie und Nahrungsmittel)
– +2,8 % im Oktober 2025, unverändert zum Vormonat.
– Ohne Energie lag die Teuerung bei +2,5 %.
– Dies zeigt, dass der Preisdruck in anderen Güterbereichen (besonders Dienstleistungen) weiterhin hoch bleibt.
5. Dienstleistungen
– Preise für Dienstleistungen +3,5 % gegenüber Oktober 2024 (September 2025: +3,4 %).
– Überdurchschnittliche Anstiege bei:
- Kombinierte Personenbeförderung +11,4 %
- Soziale Einrichtungen +8,0 %
- Stationäre Gesundheitsdienstleistungen +6,5 %
- Wartung und Reparatur von Fahrzeugen +5,3 %
- Pauschalreisen +5,1 %
- Nettokaltmieten +2,0 %
– Günstiger wurden Telekommunikationsdienstleistungen (-0,7 %).
6. Warenpreise
– Waren insgesamt +1,2 % zum Vorjahresmonat (September 2025: +1,4 %).
– Verbrauchsgüter +1,3 %, Gebrauchsgüter +1,0 %.
– Überdurchschnittliche Anstiege bei:
- Alkoholfreien Getränken +7,2 % (Kaffee +21,3 %)
- Gebrauchten Pkw +5,5 %
– Moderate Zuwächse bei Bekleidung (+1,2 %) und Möbeln (+0,9 %).
– Rückgänge bei Mobiltelefonen (-4,0 %) und Unterhaltungselektronik (-3,2 %).
7. Monatliche Veränderung (Oktober 2025 vs. September 2025)
– Gesamtanstieg +0,3 %.
– Auffällig starke Preiserhöhung bei Flugtickets (+19,4 %).
– Energiepreise leicht +0,2 %.
– Nahrungsmittelpreise insgesamt stabil (+0,0 %); jedoch Butter -10,0 %, Äpfel -6,5 %.
Die Zahlen deuten auf eine stabile, aber noch nicht vollständig abgeklungene Inflation hin. Der Rückgang der Energiepreise wirkt entlastend, während Dienstleistungen weiterhin inflationsbestimmend sind. Die Kerninflation bleibt auf einem relativ hohen Niveau, was strukturelle Preissteigerungen jenseits kurzfristiger Energieeffekte signalisiert. Die moderaten Preisbewegungen bei Gütern und Lebensmitteln sprechen für eine allmähliche Normalisierung, jedoch ohne eine klare Rückkehr zu einer dauerhaft niedrigen Teuerungsrate. Entscheidend für die kommenden Monate wird sein, ob sich der Dienstleistungssektor – insbesondere Mieten und Sozialleistungen – preislich stabilisiert oder weiterhin Druck auf das Gesamtpreisniveau ausübt.
Quelle: Inflationsrate im Oktober 2025 bei +2,3 % – Statistisches Bundesamt
