Wie KI-Giganten ihre Gewinne schönrechnen könnten

1. Burrys Vorwürfe
Michael Burry, bekannt durch „The Big Short“, erhebt schwere Anschuldigungen gegen führende KI- und Cloud-Konzerne. Seine zentrale Kritik: Die Unternehmen würden ihre Gewinne durch verlängerte Abschreibungszeiträume für Rechenhardware künstlich erhöhen. Indem Chips und Server über mehr Jahre hinweg abgeschrieben werden, sinken die jährlichen Kosten – und die ausgewiesenen Gewinne steigen.

2. Dimension des Problems
Burry beziffert den Effekt auf rund 176 Milliarden Dollar an vermeintlich zu gering angesetzten Abschreibungen zwischen 2026 und 2028. Besonders im Fokus stehen Oracle und Meta, deren Gewinne nach seiner Analyse um 27 beziehungsweise 21 Prozent überhöht ausfallen könnten. Aus Anlegersicht ginge es damit nicht um Detailfragen der Bilanzierung, sondern um potenziell systematische Verzerrungen in einem ohnehin überhitzten Markt.

3. Bilanzielle Spielräume und technische Realität
Durch GAAP-Standards besitzen Unternehmen erheblichen Ermessensspielraum bei der Schätzung von Nutzungsdauern. Das macht Burrys Vorwürfe schwer zweifelsfrei zu belegen. Hyperscaler argumentieren, Softwareoptimierungen und effizientere Workloads verlängerten die Lebensdauer ihrer Hardware. Burry hält dagegen: In einem technologischen Umfeld, das im Zwei- bis Dreijahresrhythmus neue Chipgenerationen hervorbringt, sei dies ein unrealistisches Narrativ.

4. Interessenkonflikte und Marktwirkung
Zusätzliche Brisanz erhält seine Kritik durch seine eigenen Marktpositionen. 13F-Filings zeigen, dass Burry Put-Optionen auf Nvidia und Palantir hält – klare Wetten auf fallende Kurse. Damit stellt sich die Frage, ob seine drastischen Warnungen Ausdruck einer fundierten Analyse sind oder ein Teil seiner taktischen Marktstrategie. Für Anleger schafft diese Doppelrolle ein Spannungsfeld zwischen begründeter Skepsis und möglicher Marktmanipulation.

5. Bedeutung für Investoren und Branche
Burrys Vorstoß legt ein strukturelles Risiko offen: Die steigende Kapitalintensität der KI-Infrastruktur macht die Branche anfällig für Fehleinschätzungen bei Vermögenswerten. Sollten Nutzungsdauern überschätzt werden, wären heutige Gewinnzahlen nicht nachhaltig. Für Investoren ist dies ein zentraler Punkt, denn Bewertungsmodelle und Risikoprofile würden in diesem Fall neu kalibriert werden müssen. Die Glaubwürdigkeit der Branche steht damit ebenso auf dem Prüfstand wie ihre langfristige wirtschaftliche Substanz.


Neueste Meldung: Michael Burry hat seinen Hedgefonds Scion Asset Management offiziell abgemeldet, wie SEC-Unterlagen zeigen. Der Fonds verwaltete zuletzt rund 155 Millionen US-Dollar und ist künftig von Berichtspflichten befreit. Auf X kündigte Burry an, sich „besseren Dingen“ zuzuwenden und den Neustart am 25. November zu beginnen. Die Fondsschließung fällt in eine Phase, in der Burry stark gegen Teile der Tech- und KI-Branche positioniert ist, unter anderem durch Put-Optionen auf Nvidia und Palantir.

Diese Entwicklung verstärkt den Kontext seiner bereits zuvor formulierten Vorwürfe gegen große KI- und Cloud-Unternehmen, die ihrer Ansicht nach überlange Abschreibungszeiträume nutzen und dadurch Gewinne künstlich erhöhen. Die Schließung seines Fonds verändert die Motiveinschätzung, nicht aber die Substanz seiner Kritik. Burry bleibt öffentlich skeptisch gegenüber der Branche, während seine finanzielle Neupositionierung seine frühere Argumentation in ein noch strategischeres Licht rückt.


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