Home Depot unter Erwartungsdruck: Analysten reagieren verhalten auf Q3-Zahlen

Die Börse hatte im Vorfeld wenig Optimismus für Home Depot, doch selbst diese gedämpften Erwartungen wurden nicht erfüllt. Nachdem der Baumarktriese für das dritte Quartal ein bereinigtes Ergebnis je Aktie von 3,74 Dollar ausweist – rund zehn Cent unter dem Analystenkonsens –, fällt das Urteil am Markt entsprechend nüchtern aus. Die Aktie gab unmittelbar nach Veröffentlichung der Zahlen nach. Mehrere Beobachter verweisen darauf, dass die Schwäche nicht Überraschung, sondern Bestätigung eines belasteten Konsumumfelds sei.

Faktisch wirkt das Zahlenwerk ambivalent: Der Umsatz steigt zwar um 2,8 Prozent, doch das Wachstum im Kerngeschäft bleibt marginal. Die Umsätze der seit mindestens einem Jahr geöffneten Filialen legten lediglich um 0,2 Prozent zu – beinahe Stagnation, und spürbar unter den Erwartungen von rund 1,4 Prozent. Analysten heben hervor, dass nicht höhere Kundennachfrage, sondern steigende Preise das Bild stabilisieren: Das Transaktionsvolumen sinkt erneut, während der durchschnittliche Warenkorb zunimmt. Dass Home Depot dies ausgerechnet in einem Quartal erlebt, das traditionell von wetterbedingten Reparaturen profitiert, verstärkt den Eindruck einer strukturellen Abkühlung.

Wenig überraschend reagieren zahlreiche Analysten mit vorsichtigen Kommentaren. Marktbeobachter von MarketWatch verweisen auf drei Belastungsfaktoren: den anhaltend schwachen Immobilienmarkt, einen zunehmend preissensiblen Konsumenten und – ungewöhnlich – eine Phase geringerer Sturmaktivität, die das Reparaturgeschäft spürbar dämpfte. Auch die Associated Press betont die Mischung aus soliden Umsätzen und klar schwächerer Nachfrage. Einige Häuser, darunter Stifel, ziehen bereits Konsequenzen und rücken ihre Bewertungen in Richtung „Halten“ statt „Kaufen“.

Dabei fällt ins Gewicht, dass Home Depot die Prognose nicht drastisch senkt, aber enger fasst. Das Unternehmen rechnet nun für das Gesamtjahr nur noch mit einem leicht positiven Wachstum der vergleichbaren Umsätze – ein Rückschritt gegenüber der bisherigen Annahme von rund einem Prozent. Auch die Margen dürften unter Druck bleiben. Auffällig ist, dass die Konzernführung dennoch an ihrer Ergebnisprognose für das Gesamtjahr festhält. Manche Analysten interpretieren dies als Zeichen eines weiterhin robusten Geschäftsmodells, andere sehen darin eher eine Wette gegen einen zunehmend unberechenbaren Konsumenten.

Denn die makroökonomischen Signale sind eindeutig: Kreditkartenanbieter wie American Express und Capital One melden überraschend hohe Nettoabschreibungen im Oktober, und die Ratingagentur Fitch warnt vor den höchsten Ausfallraten im Subprime-Autokreditsektor seit 1994. Der finanzielle Stress in den unteren Einkommensschichten nimmt zu – und trifft jene Segmente, aus denen Home Depot einen erheblichen Teil der Nachfrage bezieht.

In der Summe entsteht ein Bild, das weniger von einem Einzelfall als von einem Branchen- und Konjunkturtrend geprägt ist: Der US-Konsument tritt auf die Bremse, der Häusermarkt kühlt weiter ab, und selbst ein Marktführer wie Home Depot kann sich davon nicht abkoppeln. Der Konzern steht solide da, aber das Wachstum verliert an Dynamik – und die Analysten nehmen dies nüchtern zur Kenntnis.


The Home Depot Announces Third Quarter Fiscal 2025 Results


1. Finanzkennzahlen Q3 GJ 2025

Umsatz und Ergebnis

  • Umsatz: 41,4 Mrd. USD, +2,8 % gegenüber Vorjahr; davon ca. 900 Mio. USD durch die Übernahme von GMS (8 Wochen Konsolidierung).
  • Vergleichsumsatz (Comparable Sales): +0,2 % gesamt, +0,1 % in den USA.
  • Nettogewinn: 3,6 Mrd. USD, nahezu unverändert; Gewinn pro Aktie: 3,62 USD (Vorjahr 3,67 USD).
  • Bereinigtes EPS: 3,74 USD (Vorjahr 3,78 USD).

Operative Faktoren

  • Das Management führt die verfehlten Erwartungen v. a. auf ausgebliebene Stürme, stagnierende Nachfrage und Konsumunsicherheit zurück.
  • Durchschnittlicher Warenkorb steigt leicht (+2 %), Kundentransaktionen sinken (-1,6 %).

2. Ausblick für Geschäftsjahr 2025 (Guidance)

Home Depot korrigiert die Prognose für das Gesamtjahr:

  • Umsatzwachstum ~3 %, davon 2 Mrd. USD durch GMS.
  • Leicht positive Comparable Sales.
  • ~12 neue Stores.
  • Bruttomarge: ~33,2 %.
  • Operative Marge: ~12,6 %; bereinigt: ~13,0 %.
  • Steuerquote: ~24,5 %.
  • Zinsaufwand: ~2,3 Mrd. USD.
  • EPS: Rückgang von ca. 6 % gegenüber 2024.
  • Bereinigtes EPS: Rückgang von ca. 5 %.
  • CapEx: ~2,5 % des Umsatzes.

3. Zentrale Bilanz- und Cashflow-Entwicklungen

Bilanz

  • Gesamtvermögen steigt auf 106,3 Mrd. USD (Vorjahr 97,3 Mrd.).
  • Wesentliche Treiber: höhere Vorräte, Zunahme von Goodwill und immateriellen Vermögenswerten durch Akquisitionen.
  • Kurzfristige Verschuldung stark angestiegen (3,2 Mrd. USD vs. 1,3 Mrd.).
  • Eigenkapital deutlich höher: 12,1 Mrd. USD (Vorjahr 5,8 Mrd.).

Cashflows

  • Operativer Cashflow: 12,98 Mrd. USD (Rückgang gegenüber 15,14 Mrd.).
  • Investitions-Cashflow: -7,8 Mrd. USD, hauptsächlich durch Akquisitionen.
  • Finanzierung: starke Dividendenausschüttung (6,9 Mrd. USD).

4. Non-GAAP-Kennzahlen

Das Unternehmen bereinigt u. a. Abschreibungen auf immaterielle Vermögenswerte aus Akquisitionen heraus, sowohl bei Operating Income als auch EPS.
Begründung: bessere Vergleichbarkeit der operativen Performance über Zeit und vs. Wettbewerber.
Beispiel Q3: +0,16 USD EPS-Anpassung minus 0,04 USD Steuereffekt → bereinigtes EPS 3,74 USD.


5. Kritische Einordnung

Positiv zu bewerten

  • Umsatzwachstum trotz schwieriger Immobilien- und Konsumlage.
  • Integration der Übernahmen (insbes. GMS) steigert sofort die Umsätze.
  • Stabilität im Gewinnniveau trotz makroökonomischer Belastungen.

Kritische Punkte

  • Die Abhängigkeit von Wetterereignissen (z. B. Stürme) als Begründung für Ergebnisdruck wirkt strategisch fragwürdig – dies sind notorisch unzuverlässige Treiber und sollten nicht maßgeblich sein.
  • Sinkende Transaktionen deuten auf strukturelle Nachfrageschwäche im Kernmarkt hin, die nicht allein durch höhere Tickets kompensiert werden kann.
  • Die deutliche Erhöhung kurzfristiger Verbindlichkeiten und starker Rückgang des operativen Cashflows erhöhen das finanzielle Risiko.
  • Die Non-GAAP-Argumentation ist typisch für große US-Retailer, aber kritisch zu betrachten: Das Herausrechnen wachsender Abschreibungen aus Übernahmen beschönigt eine wachsende Abhängigkeit von akquisitorischem Wachstum.

Strategische Unsicherheiten

  • Konsumentenverhalten bleibt unsicher; Immobilienmarkt weiter unter Druck.
  • Hohe Verschuldung und steigende Zinsbelastung belasten mittelfristig die Finanzkraft.
  • Abhängigkeit vom Erfolg der Integrationen von SRS und GMS.

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