1. Inhaltlicher Überblick
Die Medienmitteilung des Bundesamts für Statistik (BFS) präsentiert Ergebnisse der Schweizer Haushaltsbudgeterhebung 2023. Das verfügbare Einkommen blieb gegenüber 2022 mit durchschnittlich 7186 CHF pro Monat praktisch unverändert. Rund 61 % der Haushalte liegen unter diesem Mittelwert. Drei Viertel des Bruttoeinkommens stammen aus Erwerbstätigkeit; Renten und Sozialleistungen sind die zweitwichtigste Quelle. Obligatorische Ausgaben machten 2023 knapp ein Drittel des Bruttoeinkommens aus. Der grösste Konsumposten ist Wohnen und Energie, der gegenüber dem Vorjahr signifikant anstieg. Der durchschnittliche Sparbetrag lag bei 1736 CHF pro Monat, allerdings konnten vor allem Haushalte der tiefsten Einkommensklassen nicht sparen.
2. Strukturiertes Ergebnis
Einkommensstruktur (2023)
- Bruttoeinkommen: 10 341 CHF/Monat
- Verfügbares Einkommen: 7186 CHF/Monat
- Hauptquellen:
- Erwerbseinkommen: 73.6 %
- Renten & Sozialleistungen: 20.8 %
- Vermögenseinkommen: 4.5 %
- Überweisungen anderer Haushalte: 1.1 %
Obligatorische Ausgaben (3154 CHF / 30.5 %)
- Steuern: 12 %
- Sozialversicherungen: 10.3 %
- Grundversicherungsprämien: 6.7 %
- Geldtransfers an andere Haushalte: 1.5 %
Konsum (5049 CHF / 48.8 %)
- Wohnen & Energie: 14 % (signifikanter Kostenanstieg gegenüber 2022)
- Verkehr: 7.2 %
- Nahrungsmittel & alkoholfreie Getränke: 6.2 %
- Weitere Posten: Gesundheit, Freizeit, Kommunikation etc.
Sparen
- Durchschnittlicher Sparbetrag: 1736 CHF/Monat
- Unterste Einkommensklasse (unter 4839 CHF Brutto): häufig negative Sparquote; hoher Anteil Rentnerhaushalte (60 %).
Methodische Hinweise
- Stichprobe: 3038 Haushalte
- Präzision der Schätzwerte variiert stark je nach Kategorie (bis hin zu «schlecht» bei seltenen oder stark schwankenden Posten).
- Mehrjahresauswertungen geplant (2022–2024) zur Verbesserung der Genauigkeit.
3. Kritische Einordnung
- Stabilität des verfügbaren Einkommens:
Die nominale Stabilität verschleiert mögliche reale Einkommenseinbussen aufgrund der Inflation 2023. Ohne Preisdaten bleibt unklar, ob die Kaufkraft gesunken ist – ein offensichtlicher Analysebedarf. - Verteilung unter den Haushalten:
Die Angabe, dass 61 % unter dem Durchschnitt liegen, weist auf eine deutliche Schieflage hin. Ein Medianwert würde die Einkommensverteilung besser abbilden; dieser fehlt jedoch. - Wohnen und Energie als Kostentreiber:
Der signifikante Anstieg dieses Postens bestätigt strukturellen Druck im Schweizer Wohnungsmarkt. Kritisch bleibt, dass die Mitteilung zwar die Veränderung nennt, aber keine Ursachen oder regionale Unterschiede analysiert. - Sparquote und Vermögensverzehr:
Besonders bei Rentnerhaushalten führt die Verwendung von Erspartem zur Finanzierung des Konsums zu methodischen Verzerrungen: Sie erscheinen als «überschuldete» Haushalte, obwohl ihre Lebenssituation anders strukturiert ist. Das BFS weist dies lediglich knapp aus. - Schätzgüte:
Viele zentrale Budgetposten liegen nur in den Klassen «mittel» bis «genügend» – für politische Entscheidungen ist die Präzision teilweise fragwürdig, insbesondere bei Konsumkategorien wie Gesundheit, Verkehr oder Transfers.
Quelle: Bundesamts für Statistik (BFS)
