1. Inhaltliche Zusammenfassung
1.1 Kernaussagen zur Wiederauswanderung
- Rund 60 % der im Jahr 2015 eingewanderten Personen haben die Schweiz innerhalb von zehn Jahren wieder verlassen. Die Quote steigt in den ersten Jahren nach der Einwanderung rasch an, danach flacht der Anstieg ab.
- Besonders hoch ist die Wiederauswanderungsquote bei Staatsangehörigen aus Nordamerika:
Über 80 % der 2015 Eingewanderten hatten die Schweiz bis Ende 2024 wieder verlassen. - Tiefere Wiederauswanderungsquoten (gut 50 %) finden sich bei:
- Staatsangehörigen europäischer Nicht-EU/EFTA-Länder
- Staatsangehörigen aus Asien
- Staatsangehörigen aus Ozeanien
- Personen aus afrikanischen Staaten wandern häufig bereits kurz nach der Einwanderung wieder aus.
2. Erklärung und Einordnung der Inhalte
2.1 Bedeutung der hohen Wiederauswanderungsquote
Die Angabe, dass 60 % der Eingewanderten innerhalb eines Jahrzehnts wieder ausreisen, zeigt, dass Migration in die Schweiz ein stark dynamischer und nicht dauerhaft stabiler Prozess ist. Die Schweiz ist für viele offenbar ein temporäres Aufenthaltsland, beispielsweise zur Arbeit, Ausbildung oder zur Überbrückung eines Lebensabschnitts.
2.2 Unterschiede zwischen Herkunftsregionen
Die auffälligen Unterschiede zwischen Herkunftsgruppen lassen sich durch verschiedene Faktoren erklären:
- Nordamerika (über 80 % Wiederauswanderung)
Hier handelt es sich oft um hochmobile Fachkräfte in internationalen Tätigkeiten. Diese Gruppe hat häufig keine langfristige Integrationsabsicht und kehrt nach einem zeitlich begrenzten Aufenthalt in die Heimat oder in ein Drittland zurück. - Asien, Ozeanien, europäische Nicht-EU/EFTA-Staaten (ca. 50 %)
Hier könnte der Aufenthalt stärker arbeitsmarkt- oder familienmotiviert sein, was zu längerem Verbleib führt. Gleichzeitig bleibt die Hälfte aber weiterhin mobil, was auf temporäre Arbeitsaufenthalte oder unsichere Aufenthaltsbedingungen hindeuten kann. - Afrikanische Staaten (rasche Wiederauswanderung)
Die frühe Rückkehr kann auf unterschiedliche Faktoren zurückgehen, darunter:- ablehnende Asylentscheide bzw. fehlende Aufenthaltsbewilligungen,
- wirtschaftliche Perspektivwechsel,
- schwierige Integrationsbedingungen.
2.4 Kritische Würdigung
Die Daten liefern wichtige Hinweise auf die Migrationsdynamik, doch es bleibt fraglich:
- ob die hohen Auswanderungsquoten primär Ausdruck freiwilliger Mobilität sind oder ob sie strukturelle Gründe haben, etwa eingeschränkte Integrationsmöglichkeiten oder regulatorische Hürden im Aufenthaltsrecht ;
- wie sehr Unterschiede zwischen Herkunftsregionen durch unterschiedliche rechtliche Rahmenbedingungen geprägt sind;
- ob die politischen Debatten in der Schweiz das Thema „Ausländeranteil“ ausreichend differenziert betrachten, wenn viele Migranten so oder so nur zeitlich begrenzt bleiben.
3. Kurzfazit
Das Dokument zeigt, dass Migration in die Schweiz stark temporär geprägt ist: Die Mehrzahl der Eingewanderten verlässt das Land langfristig wieder, und zwischen Herkunftsregionen bestehen deutliche Unterschiede. Die Bedeutung dieser Dynamik für Arbeitsmarkt, Integration und Politik ist hoch, wird aber im Dokument nicht weiter ausgeführt und sollte kritisch beleuchtet werden.
Quelle: Bundesamts für Statistik (BFS)
