Kurzfassung
1. Arbeitsmarkt – Seitwärtsbewegung
- Die konjunkturelle Lage bleibt schwach: Das BIP stagniert im 3. Quartal 2025; Konsum bleibt verhalten, Exporte sinken, Investitionen steigen leicht.
- Die Unternehmen blicken pessimistischer auf die nächsten Monate.
- Auf dem Arbeitsmarkt zeigt sich Stagnation:
- Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung gehen im November nur leicht zurück – überwiegend saisonbedingt.
- Saisonbereinigt bleibt die Arbeitslosigkeit nahezu unverändert.
- Das Risiko, arbeitslos zu werden, steigt langsam aber stetig.
- Die Chancen, aus Arbeitslosigkeit heraus wieder Arbeit zu finden, liegen auf einem historischen Tiefpunkt.
- Die Arbeitskräftenachfrage bleibt schwach, stabilisiert sich aber auf niedrigem Niveau.
- Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung steigt im September leicht, besonders in staatlich geprägten Dienstleistungssektoren, während Industriebranchen verlieren.
2. Soziale Sicherung
- Insgesamt 4,741 Mio Menschen beziehen Leistungen (SGB III + SGB II).
- 986.000 ALG-Beziehende (+96.000 zum Vorjahr).
- 3,819 Mio Bürgergeld-Beziehende (−122.000 zum Vorjahr).
- Auffällig ist: Arbeitslosigkeit steigt, aber SGB-II-Bestände sinken → ein statistisch erklärungsbedürftiger Widerspruch, den der Bericht nicht diskutiert.
3. Ausbildungsmarkt
- Die Entwicklung aus dem Beratungsjahr setzt sich im „5. Quartal“ (Okt.–Nov.) fort:
- Weniger gemeldete Stellen, mehr gemeldete Bewerber.
- Es gibt mehr unversorgte Bewerber als im Vorjahr.
- Auch im neuen Beratungsjahr 2025/26 zeigt sich:
- Deutliche Rückgänge bei den Ausbildungsstellenmeldungen.
- Leichter Anstieg der Bewerberzahlen.
- Der Markt ist zu diesem Zeitpunkt noch stark in Bewegung, daher sind Aussagen zur endgültigen Entwicklung nur grob möglich.
4. Arbeitsmarktpolitische Instrumente
- 715.000 Personen nahmen im November an Maßnahmen teil – etwas weniger als 2024.
- Die Aktivierungsquote liegt mit 16,5 % unter dem Vorjahr.
- 463.000 Teilnehmende wurden über die Arbeitslosenversicherung gefördert, 253.000 über die Grundsicherung.
1. Gesamtüberblick
Der Bericht zeichnet ein Bild eines schwachen, seitwärts laufenden Arbeitsmarktes. Die deutsche Wirtschaft stagniert, die Unternehmensstimmung ist gedämpft, und die Erholung bleibt aus. Gleichzeitig bleibt die Lage nicht dramatisch, aber angespannt: Die Beschäftigung hält sich stabil, während Arbeitslosigkeit moderat steigt. Mehrere strukturelle Faktoren – Demografie, Qualifikationsmismatches, Nachfragerückgänge in der Industrie – verstärken die Lage.
2. Wirtschaftliche Rahmenbedingungen
Wesentliche Punkte (Kap. 1.1):
- BIP Q3 2025: Stagnation, nach -0,2 % (Q2).
- Schwache private Nachfrage, rückläufige Exporte.
- Investitionen steigen, auch aufgrund fiskalpolitischer Impulse und günstigerer Finanzierungsbedingungen.
- Uneinheitliche Weltwirtschaft: USA abgeschwächt, China stabil, Eurozone leicht positiv.
- Exportsektor leidet unter höheren US-Zöllen und globaler Konkurrenz.
Kritische Einordnung:
Der Bericht verweist viel auf konjunkturelle Unsicherheiten, blendet aber strukturelle Wettbewerbsprobleme (Energiepreise, Standortkosten, Fachkräfte) weitgehend aus. Hier könnte eine tiefere Analyse erfolgen.
3. Reale Arbeitskräftenachfrage
3.1 Erwerbstätigkeit und Beschäftigung (Kap. 1.2)
- Erwerbstätigkeit leicht rückläufig, SV-Beschäftigung im September minimal gestiegen.
- Wachstum fast ausschließlich in staatsnahen Dienstleistungen wie Pflege, Gesundheit, öffentlicher Verwaltung.
- Deutliche Rückgänge im Verarbeitenden Gewerbe: -165.000 Beschäftigte.
- Teilzeit steigt, Vollzeit sinkt deutlich.
- Zuwächse ausschließlich durch ausländische Beschäftigte, besonders Drittstaaten und Ukraine.
Kritische Einschätzung:
Die Verschiebung hin zu staatlich finanzierten Dienstleistungsbereichen lässt auf mangelnde Dynamik in produktiven Sektoren schließen. Der Bericht stellt dies sachlich dar, aber ohne die langfristigen Risiken einer solchen Strukturveränderung zu diskutieren.
3.2 Kurzarbeit (Kap. 1.2.3)
- 209.000 Beschäftigte in Kurzarbeit im September.
- Quote: 0,6 % der Beschäftigten, deutlich über Vorkrisenniveau (0,2 % 2019).
- Hauptsektor: Industrie.
Kritische Einordnung:
Kurzarbeit wird als Stabilitätsinstrument beschrieben, aber der Bericht geht kaum auf mögliche „verdeckte Strukturprobleme“ ein, die über Jahre durch Kurzarbeit konserviert werden könnten.
4. Nicht realisierte Arbeitskräftenachfrage
4.1 Gemeldete Stellen (Kap. 1.3)
- Stellenbestand November: 624.000 (−7 % zum Vorjahr).
- Stellenzugang schwach, nur durch einen Großauftrag kurz angehoben.
- Hohe Vakanzzeiten: Ø 168 Tage → weiterhin Passungsprobleme.
4.2 Engpässe
Der Bericht identifiziert erneut klassische Engpassberufe:
- Pflege
- medizinische und soziale Berufe
- Bau/Handwerk
- IT
- Berufskraftfahrer
- Köche, Erzieher
Kritische Einschätzung:
Trotz steigender Arbeitslosigkeit bestehen große Engpässe in spezifischen Berufen – ein Hinweis auf strukturelle Mismatch-Probleme. Der Bericht beschreibt die Symptome, aber kaum Ursachen (Qualifikationsprofile, Löhne, regionale Mobilität).
5. Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung
5.1 Arbeitslosigkeit (Kap. 1.4)
- Arbeitslose November: 2,885 Mio (+111.000 / +4 % zum Vorjahr).
- Saisonbereinigt praktisch stabil.
- Zunehmende Zugänge aus Beschäftigung → steigendes Entlassungsrisiko.
- Historisch niedrige Abgangschancen in Beschäftigung.
5.2 Rechtskreise
- SGB III: +11 % zum Vorjahr.
- SGB II: stabil (+0,3 %), aber Unterbeschäftigung sinkt dank geringerer Entlastung.
5.3 Langzeitarbeitslosigkeit
- 1,043 Mio Langzeitarbeitslose, +6 %.
- Im SGB II fast 1 Mio Personen betroffen.
Kritische Einordnung:
Der Bericht erwähnt die stark sinkenden Abgangschancen, erklärt aber nicht, ob dies konjunkturell oder strukturell bedingt ist. Die zunehmende Langzeitarbeitslosigkeit weist auf tiefere Integrationsprobleme hin.
6. Soziale Sicherung bei Arbeitslosigkeit
Leistungsbeziehende gesamt: 4,741 Mio Personen (SGB III + SGB II).
- ALG-Beziehende: 986.000 (+96.000).
- Bürgergeld-Empfänger: 3,819 Mio (−122.000).
Kritische Einordnung:
Trotz steigender Arbeitslosigkeit sinkt die Zahl der SGB-II-Beziehenden – vermutlich aufgrund demografischer Effekte oder verbesserter Erwerbstätigkeit bestimmter Gruppen. Der Bericht erklärt diese Divergenz nur oberflächlich.
7. Ausbildungsmarkt
„5. Quartal“ (Nachvermittlung ab 1. Okt.)
- Weniger Ausbildungsstellen, mehr Bewerber.
- Viele Bewerber bleiben unversorgt.
- Engpässe in Betrieben verschärfen sich strukturell.
Neues Beratungsjahr 2025/26
- Stellenmeldungen sinken „deutlich“.
- Bewerbermeldungen steigen leicht.
Kritische Einschätzung:
Die Lage verschärft sich bundesweit: zu wenig Stellen, zu viele Bewerber. Der Bericht thematisiert aber kaum, ob Betriebe Ausbildungsfähigkeit verlieren oder Jugendliche ungeeigneter werden.
8. Arbeitsmarktpolitische Instrumente
- 715.000 Personen in Maßnahmen (leicht weniger als Vorjahr).
- Aktivierungsquote: 16,5 % (−1 Prozentpunkt).
- Rückgänge vor allem in Fremdförderung (Sprach-/Integrationskurse).
Kritik:
Weniger Förderung bei gleichzeitig steigender Arbeitslosigkeit und Langzeitarbeitslosigkeit – das erscheint widersprüchlich.
9. Gesamtbewertung
Der Arbeitsmarkt 2025 befindet sich erkennbar in einer Schwächephase, zeichnet sich aber durch stabile Grundkonstruktion aus:
Positiv
- Beschäftigung bleibt hoch.
- Kurzarbeit stabilisiert.
- Keine explosiven Arbeitslosenzahlen.
- Unterbeschäftigung trotz Konjunkturschwäche stabil.
Negativ / Strukturell problematisch
- Industrie im deutlichen Rückgang.
- Zunehmende Passungsprobleme und Mismatch.
- Teilzeit ersetzt Vollzeit weiterhin.
- Langzeitarbeitslosigkeit steigt spürbar.
- Weniger Ausbildungsstellen → Zukunftsrisiko.
- Arbeitslosigkeit steigt trotz sinkender Entlastungsmaßnahmen.
