Dividendenentwicklung im DAX bis 2026

1. Ausgangslage: Erster Dividendenrückgang seit 2020

Erstmals seit Beginn der Coronakrise wird für 2026 ein Rückgang der ausgeschütteten Dividenden im DAX prognostiziert.

  • Erwartete Gesamtausschüttung: rund 52 Mrd. Euro, etwa 1 Mrd. Euro weniger als im Vorjahr.
  • Dies ist bemerkenswert, weil die Dividenden in den vergangenen fünf Jahren ständig gestiegen waren.

Trotz des gesunkenen Gesamtvolumens planen 26 von 40 DAX-Konzernen höhere Ausschüttungen – nur fünf wollen kürzen. Das macht die Entwicklung besonders ungewöhnlich.

2. Branchenverschiebung: Versicherer lösen Autobauer ab

Der Rückgang ist nicht breit verteilt, sondern konzentriert auf einzelne Sektoren, besonders auf die Automobilbranche.

  • Kommerzbank-Analyst Hörkamp spricht von einem „Gezeitenwechsel“:
    Versicherungen werden zur dividendenstärksten Branche und lösen die Autohersteller ab.

2.1 Gründe für rückläufige Dividenden bei Autoherstellern

  • Sinkende Unternehmensgewinne seit mehreren Jahren.
  • Dividenden als direkte Gewinnbeteiligungen folgen diesen Rückgängen.
  • Konsequenz:
    • Weniger Ausschüttung
    • Schwächere Aktienkurse
      → doppelte Belastung für Aktionäre.

2.2 Warum Versicherer Rekorddividenden zahlen

  • Stabiler, verlässlicher Geschäftsverlauf mit stetig wachsenden Einnahmen.
  • Rückversicherer profitieren langfristig von der Anpassung der Beiträge, unabhängig davon, ob es viele oder wenige Naturkatastrophen gibt.
  • Ergebnis: Rekordgewinne führen zu Rekorddividenden bei Allianz, Munich Re und Hannover Rück.

3. Ausblick auf stabile Dividendenzahler 2026

Besonders robust erscheinen:

  • Versicherer: Allianz, Munich Re, Hannover Rück
  • Banken: Deutsche Bank, Commerzbank
  • Versorger: Eon, RWE
  • Ehemalige Staatskonzerne: Deutsche Post, Deutsche Telekom
  • Technologie & Gesundheit: SAP, Fresenius (nach Dividendenstopp wieder stabil)

Diese Unternehmen profitieren typischerweise von stetigen Cashflows und weniger zyklischen Geschäftsmodellen.

4. Langfristige Bedeutung von Dividenden

Ein Blick auf die DAX-Historie seit 1988 zeigt:

  • 63 % der Gesamtperformance stammen aus Dividenden,
  • nur 37 % aus Kursgewinnen.
    Selbst in Krisenjahren mit stark fallenden Kursen – etwa 2002 mit −40 % – werden häufig weiterhin Dividenden gezahlt.
    Dividenden wirken damit als Renditetreiber und Stabilitätsanker, weil sie weniger stark schwanken als Aktienkurse.

5. Risiken für Anleger im derzeitigen Umfeld

  • Aktien mit stabilen, steigenden Dividenden schwanken erfahrungsgemäß weniger, da sie von institutionellen Investoren als langfristige Ertragswerte geschätzt werden.
  • Unternehmen mit sinkenden oder stark schwankenden Ausschüttungen sind deutlich volatilere Investments.
  • Die Autoindustrie illustriert das eindrücklich: hohe frühere Dividenden erhöhen heute die Fallhöhe bei niedrigeren Gewinnen und führen zu teils starken Kursverlusten.

Für spekulative Anleger kann die Branche interessant sein – allerdings nur, wenn man fest an eine Trendwende bei Gewinnen und Dividenden glaubt, was derzeit eher unsicher erscheint.

6. Langfristige Trendwende?

Branchenwechsel bei den stärksten Dividendenzahlern gab es schon mehrfach:

  • erst Banken/Versicherungen,
  • dann Versorger,
  • anschließend Autobauer,
  • nun wieder Versicherer.

Solche Verschiebungen erfolgen nicht abrupt, sondern über lange Zeiträume. Die aktuelle Entwicklung deutet auf eine längerfristige strukturelle Veränderung zugunsten von Versicherern hin.

Kurzfazit:
Der erwartete Rückgang der DAX-Dividenden 2026 ist weniger ein konjunkturelles Alarmsignal als Ausdruck eines tiefgreifenden Branchenwechsels. Versicherer und weitere defensive Sektoren gewinnen an Bedeutung, während die zyklische Autoindustrie unter sinkenden Gewinnen leidet. Für Anleger bleiben Dividenden langfristig zentral für die Gesamtrendite – stabile Ausschütter bieten weiterhin die größten Vorteile.


Quelle: HB

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