Milliardeninvestition am Oberrhein: Deutschland wagt den Einstieg in die heimische Lithium-Förderung

Um die gefährliche Abhängigkeit von chinesischen Importen zu verringern, setzt die Bundesregierung auf eine neue Rohstoffstrategie. Das australische Unternehmen Vulcan Energy startet nun den Abbau im Oberrheingraben – flankiert von staatlichen Millionen und internationalem Kapital.

Es ist ein industriepolitisches Signal, auf das die deutsche Automobil- und Technologiebranche lange gewartet hat: Die Bundesrepublik steigt in die aktive Förderung von batteriefähigem Lithium ein. Das australische Bergbauunternehmen Vulcan Energy hat den Startschuss für die Gewinnung des „weißen Goldes“ im Oberrheingraben gegeben. Das Projekt, dessen Gesamtfinanzierungsvolumen sich auf beachtliche 2,2 Milliarden Euro beläuft, markiert einen Wendepunkt in der deutschen Rohstoffversorgung.

Staatlicher Fonds sichert Risiken ab
Bemerkenswert ist dabei die massive staatliche Flankierung. Erstmals greift der neu aufgelegte Rohstofffonds der Bundesregierung, der bis zu 150 Millionen Euro beisteuert. Das Ziel ist klar definiert: Die Marktmacht Chinas, das bisher fast 100 Prozent des hierzulande benötigten Lithiums liefert und auch bei anderen kritischen Rohstoffen ein De-facto-Monopol hält, soll gebrochen werden.
Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) hob die strategische Dimension des Vorhabens hervor. Rohstoffpolitik sei in der heutigen geopolitischen Lage keine reine Preisfrage mehr, sondern eine „Frage der nationalen Resilienz“, so die Ministerin. Ziel sei die Diversifizierung der Lieferketten, um die industrielle Stärke der Bundesrepublik langfristig zu sichern.

Internationale Allianz für den Standort
Das Projekt am Oberrhein ist jedoch kein nationaler Alleingang. Die Finanzierungsstruktur liest sich wie das „Who is Who“ westlicher Investitionsallianzen: Neben dem deutschen Staat beteiligen sich die Europäische Investitionsbank (EIB), die australische Exportkreditagentur (120 Millionen Euro) sowie Partner aus Kanada, Dänemark, Frankreich und Italien.
Technologisch setzt Vulcan Energy auf ein innovatives Verfahren. Geplant ist die Extraktion von Lithiumhydroxidmonohydrat (LHM) aus geothermischer Sole. Der Clou: Neben dem Rohstoff sollen gleichzeitig Wärme und Strom aus erneuerbaren Energien gewonnen werden. Während die Extraktionsanlage in der Südpfalz entsteht, wird die Weiterverarbeitung im Industriepark Frankfurt-Höchst angesiedelt. Wenn alles nach Plan läuft, soll die Produktion 2028 – zweieinhalb Jahre nach Baubeginn – anlaufen.

Börse reagiert nüchtern
Dass der Weg zur Rohstoffunabhängigkeit steinig ist, zeigte indes die Reaktion der Kapitalmärkte. Die Aktie von Vulcan Energy gab nach Bekanntgabe der Finanzierungsdetails um bis zu 14 Prozent nach. Investoren preisten die mit der Kapitalbeschaffung verbundene Verwässerung sowie die Risiken der Projektrealisierung ein. Dennoch dürfte das Projekt angesichts der jüngsten chinesischen Exportbeschränkungen bei Seltenen Erden alternativlos sein, um Kostennachteile auszugleichen und die Versorgungssicherheit der deutschen Schlüsselindustrien zu gewährleisten.


Die Aktie von Vulcan Energy Resources notiert aktuell bei rund 2,70 bis 2,97 Euro und ist seit kurzem aufgrund einer massiven Kapitalerhöhung deutlich unter Druck geraten. Die Kapitalerhöhung erfolgt zu einem Ausgabepreis von 2,24 Euro pro Aktie und führt zu einer erheblichen Verwässerung bestehender Anteile, da bis zu 269 Millionen neue Aktien ausgegeben werden sollen, was etwa 115% der bisherigen Aktienzahl entspricht. Dies hat den Aktienkurs kurzfristig belastet, der am 3.12.2025 zum Beispiel um rund 20% gefallen ist.

Vulcan Energy Resources entwickelt ein innovatives „Zero Carbon Lithium™“-Projekt in der Oberrheinischen Tiefebene, bei dem Lithium umweltfreundlich aus geothermischen Quellen gewonnen werden soll. Das Unternehmen ist stark auf den Markt für Lithiumprodukte fokussiert, die für Elektrofahrzeugbatterien benötigt werden. Trotz hohen Potenzials wird die Aktie als hoch riskant eingestuft und ist fundamental derzeit stark überbewertet mit einem negativen Kurs-Gewinn-Verhältnis und hohen Verlusten in den letzten Jahren.

Die jüngste Kapitalerhöhung im Volumen von über 600 Millionen Euro soll das Projekt vollständig finanzieren, hat aber für bestehende Aktionäre einen bitteren Preis durch die starke Verwässerung. Der Kurs-Umsatz-Wert bleibt hoch, und die Aktie hat auf Sicht von einem Jahr eine negative Performance von über 25% gezeigt.

Zusammengefasst ist die Vulcan Energy Aktie derzeit volatil und durch die Finanzierungsmaßnahmen belastet, obwohl das Projekt im Bereich grüner Batterierohstoffe langfristig Potenzial haben könnte.​

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