Allgemeiner Ausblick: Langsame Erholung
Die deutsche Wirtschaft befindet sich auf einem langsamen Erholungskurs. Nach einer Phase der Rezession und Stagnation (u.a. durch eine schwache Industrie und Bauwirtschaft) erwartet die Bundesbank eine allmähliche Belebung.
- BIP-Prognose (kalenderbereinigt):
- 2025: +0,2 %
- 2026: +0,6 %
- 2027: +1,3 % (kräftigste Phase)
- 2028: +1,1 %
Wichtige Treiber und Bremsen
- Wachstumstreiber: Hauptstützen sind der private Konsum (dank stark steigender Löhne und sinkender Inflation) sowie eine expansive Finanzpolitik. Zusätzliche Staatsausgaben für Verteidigung und Infrastruktur sollen das Wachstum stützen.
- Bremsfaktoren: Die Exporte erholen sich nur schleppend aufgrund einer verschlechterten Wettbewerbsposition, einer schwachen Weltwirtschaft und Handelskonflikten (insb. US-Zölle). Zudem bremsen der demografische Wandel (Arbeitskräftemangel) und hohe Bürokratielasten das Potenzialwachstum, das nur auf ca. 0,4 % pro Jahr geschätzt wird.
Inflation und Preise
Die Inflationsrate ist rückläufig, sinkt aber langsamer als bisher erwartet, da das kräftige Lohnwachstum vor allem die Dienstleistungspreise treibt.
- HVPI-Prognose:
- 2025: 2,3 %
- 2026: 2,2 %
- 2027 & 2028: ca. 2,0 %
- Ein Unsicherheitsfaktor für 2028 ist die Umstellung auf das europäische Emissionshandelssystem II (EU-ETS II), was die Energiepreise beeinflussen könnte.
Öffentliche Finanzen: Steigende Defizite
Die Staatsfinanzen verschlechtern sich im Prognosezeitraum deutlich.
- Die Defizitquote steigt von 2,5 % (2025) auf 4,8 % (2028) an.
- Die Schuldenquote wächst auf 68 %.
- Gründe hierfür sind Mehrausgaben für Verteidigung, Infrastruktur, steigende Zinslasten sowie stark wachsende Sozialausgaben (Rente, Pflege), denen nur teilweise höhere Beiträge gegenüberstehen.
Arbeitsmarkt und Löhne
- Der Arbeitsmarkt bleibt trotz schwacher Konjunktur robust, allerdings herrscht ein gravierender Fachkräftemangel.
- Die Arbeitslosigkeit wird ab 2027 spürbar sinken, erreicht aber nicht mehr das Vorkrisenniveau.
- Die Löhne (Effektivverdienste) steigen kräftig (2025: +4,7 %), was die Kaufkraft stärkt, aber auch die Lohnstückkosten und damit den Preisdruck für Unternehmen erhöht.
Risiken
Die Prognose ist mit hohen Unsicherheiten behaftet.
- Abwärtsrisiken für Wachstum: Eskalation von Handelskonflikten (z.B. Zölle USA/China), geopolitische Spannungen, noch stärkere Belastungen durch Demografie.
- Aufwärtsrisiken für Inflation: Höhere Lohnabschlüsse oder Verzögerungen bei der CO₂-Preis-Stabilisierung.
Sonderthema: Infrastruktur
Die Bundesbank analysiert, dass zusätzliche staatliche Infrastrukturinvestitionen das Produktionspotenzial zwar positiv beeinflussen, die Effekte bis 2028 jedoch überschaubar bleiben und sich erst langfristig (bis 2035) stärker bemerkbar machen könnten.
