Aktive ETFs

Zwischen Trend und Nischenprodukt

Boomendes Segment – aber auf niedrigem Niveau
Aktive ETFs haben in Deutschland zuletzt stark an Bedeutung gewonnen. Die Zahl der angebotenen Produkte hat sich innerhalb eines Jahres fast verdoppelt, das verwaltete Vermögen stieg bis August um rund 50 % auf über 63 Milliarden Euro. Dennoch bleiben sie ein Nischenphänomen: Nur etwa 3 % des gesamten ETF-Volumens in Deutschland entfallen auf aktive ETFs. Zum Vergleich: Allein im ersten Halbjahr 2023 flossen in Europa rund 160 Milliarden Euro in passive ETFs, aber lediglich 10 Milliarden in aktive.

Was sind aktive ETFs?
Während klassische ETFs passiv einen Index nachbilden, werden aktive ETFs von Portfoliomanagern gesteuert. Diese weichen – wenn auch oft nur in engen Grenzen – vom Index ab, etwa indem sie einzelne Titel über- oder untergewichten. Die Idee: die Vorteile aktiven Managements (Potenzial für Outperformance, geringere Volatilität) mit den Vorzügen von ETFs (Transparenz, täglicher Handel, geringere Kosten als bei klassischen Fonds) zu verbinden.

Kosten und Transparenz
Die Gebühren liegen über denen passiver ETFs, aber unterhalb klassischer Fonds. Im Schnitt kosten aktive Aktien-ETFs rund 0,42 % pro Jahr, bei Anleihen etwa 0,28 %. Anleger profitieren von täglicher Veröffentlichung der Portfolios und Börsenhandelbarkeit.

Performance – durchwachsen und stark strategieabhängig
Ergebnisse sind bislang gemischt. Der größte aktive ETF in Deutschland, der JP Morgan US Research Enhanced Index, schnitt 2023 kurzfristig schwächer ab als der S&P 500, konnte über drei bis fünf Jahre aber leicht besser performen. Analysten beurteilen die Gesamtergebnisse bislang als „durchwachsen“. Hinzu kommt: Viele aktive ETFs sind noch jung und verfügen über keinen belastbaren Track Record.

Wie „aktiv“ sind aktive ETFs?
Die meisten Produkte orientieren sich weiterhin eng an großen Indizes wie dem MSCI World oder S&P 500. Häufig handelt es sich um sogenannte „Research Enhanced“-Strategien, die nur leichte Abweichungen vom Index vornehmen. Das begrenzt sowohl Chancen auf Überrenditen als auch Risiken deutlicher Verluste.

Unterschiede zwischen USA und Europa
In den USA sind aktive ETFs bereits weit verbreitet. Grund dafür ist ein steuerlicher Vorteil gegenüber klassischen Investmentfonds, der hierzulande fehlt. In Europa setzen Anbieter eher darauf, jüngere Anleger anzusprechen, die ETFs kennen und nutzen, aber nicht unbedingt in klassische Fonds investieren würden.


Aktive ETFs sind ein spannender Trend, der sowohl Chancen als auch Risiken birgt. Sie bieten mehr Flexibilität und Transparenz als klassische Fonds, sind jedoch teurer als passive ETFs und haben bislang keinen langfristigen Leistungsausweis. Für Anleger bedeutet das: genau hinschauen, die Strategien hinterfragen und abwägen, ob der Aufpreis für „mehr Aktivität“ gerechtfertigt ist. Bis auf Weiteres bleiben passive ETFs für die meisten Privatanleger die robustere und kostengünstigere Basisanlage.


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