Aktuelle Bürgergeld-Studie

Die aktuelle Bürgergeld-Studie, beauftragt vom Verein Sanktionsfrei und durchgeführt vom Meinungsforschungsinstitut Verian, liefert ein detailliertes Stimmungsbild unter den Bürgergeldbeziehenden in Deutschland. Die Ergebnisse wurden am 23. Juni 2025 vorgestellt und basieren auf einer Befragung von 1.014 Personen zwischen 18 und 67 Jahren, die mit dem Bürgergeld leben.

Wesentliche Ergebnisse der Studie

  • Materielle Not und Verzicht:
  • 72% der Befragten geben an, dass der Regelsatz von aktuell 563 Euro nicht ausreicht, um ein würdevolles Leben zu führen.
  • Nur etwa jeder zweite Haushalt kann alle Mitglieder ausreichend ernähren. In mehr als der Hälfte der Haushalte werden nicht alle satt.
  • 69% der Befragten halten den Regelsatz für zu niedrig, um sich gesund zu ernähren.
  • Mehr als ein Drittel der Beziehenden verzichtet auf Essen, um andere notwendige Ausgaben zu decken. 54% der Eltern verzichten zugunsten ihrer Kinder auf Mahlzeiten.
  • Finanzielle Unsicherheit und psychischer Stress:
  • Viele Betroffene berichten von Existenznot, insbesondere bei unerwarteten Ausgaben. Es kommt zu materiellem Verzicht, finanzieller Unsicherheit und psychischem Stress.
  • Etwa ein Drittel der Befragten muss Schulden machen, um den Alltag zu finanzieren.
  • 28% befürchten, obdachlos zu werden.
  • Arbeitswunsch und Hoffnungslosigkeit:
  • Die Studie widerlegt das Vorurteil, dass Bürgergeldbeziehende nicht arbeiten wollen: Die überwiegende Mehrheit möchte unabhängig sein und eigenständig ihren Lebensunterhalt bestreiten.
  • Gleichzeitig besteht bei vielen kaum Hoffnung, eine existenzsichernde Arbeit zu finden. Besonders Menschen mit geringer Qualifikation oder gesundheitlichen Problemen sind betroffen.
  • Die Zahl der sogenannten „Totalverweigerer“, die wiederholt Arbeitsangebote ablehnen, ist sehr gering. Im Jahr 2023 gab es weniger als 14.000 Fälle, in denen das Bürgergeld wegen Arbeitsverweigerung gekürzt wurde.
  • Scham und Angst vor Verschärfungen:
  • 42% der Befragten schämen sich, Bürgergeld zu beziehen.
  • 72% fürchten weitere Verschärfungen der Leistungen.
  • Forderungen und politische Debatte:
  • Sanktionsfrei fordert, den Regelsatz auf 813 Euro anzuheben, um eine bedarfsdeckende Versorgung zu gewährleisten, und plädiert für die Abschaffung von Sanktionen.
  • Wirtschaftsexperte Marcel Fratzscher (DIW) warnt vor Kürzungen und fordert mehr Investitionen in Qualifizierung und Teilhabe.
  • Die Politik plant derzeit eine Reform des Bürgergeldes zur „Neuen Grundsicherung“, mit schärferen Sanktionen und einem Bewerbungszwang.

Zusammenfassung

Die Studie zeigt, dass das Bürgergeld für viele Empfängerinnen und Empfänger nicht ausreicht, um ein Leben in Würde und ohne materielle Not zu führen. Die Probleme liegen weniger in mangelnder Arbeitsbereitschaft als in fehlenden Qualifikationen, gesundheitlichen Einschränkungen und einem Mangel an existenzsichernden Arbeitsplätzen. Die Betroffenen wünschen sich mehr Unterstützung und Teilhabe statt weitere Verschärfungen.


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