Im Jahr 2024 wurde in den Vereinigten Staaten durchschnittlich mehr als 1.000 Menschen pro Tag zu Millionären – insgesamt 379.000 neue Vermögensmillionäre, wie der aktuelle „Global Wealth Report“ der Schweizer Großbank UBS belegt. Damit zählt das Land nun 23,8 Millionen Menschen mit einem Vermögen von mindestens einer Million US-Dollar. Das entspricht rund 40 Prozent aller Millionäre weltweit und markiert eine neue Spitze in der Konzentration von Reichtum – mit weitreichenden wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Implikationen.
Finanzmärkte als Reichtumsmotor
Die Ursachen für diesen rapiden Anstieg liegen vor allem in der starken Performance der US-amerikanischen Börsen im Jahr 2024 sowie in einer bis dahin relativ stabilen US-Währung. Aktienbesitz, Immobilienvermögen und Kapitalbeteiligungen haben das Nettovermögen vieler Haushalte spürbar anwachsen lassen – insbesondere in den oberen Einkommensschichten. Die massive Kapitalrendite durch Tech-Aktien und andere spekulative Anlageklassen hat dabei besonders jenen genutzt, die bereits signifikante Investitionsmittel zur Verfügung hatten.
Ein globales Ungleichgewicht
Während in den USA der Wohlstand wächst, verlieren andere Länder an Vermögensanteil. Japan etwa büßte durch demographischen Wandel und wirtschaftliche Stagnation 33.000 Millionäre ein. Dagegen verzeichnete die Türkei mit einem Plus von 8,4 Prozent das stärkste relative Wachstum, was jedoch eher auf Währungs- und Inflationsverzerrungen als auf nachhaltige Wohlstandsentwicklung hindeutet. Weltweit stieg die Zahl der Millionäre auf etwa 60 Millionen – doch dieses Wachstum ist geografisch wie sozial stark ungleich verteilt.
Reichtum in der Mitte – aber konzentriert an der Spitze
Ein zentraler Befund des UBS-Berichts betrifft die wachsende ökonomische Mittelschicht der „Alltagsmillionäre“ – Personen mit einem Vermögen zwischen 1 und 5 Millionen US-Dollar. Ihre Zahl hat sich seit dem Jahr 2000 vervierfacht und liegt heute bei rund 52 Millionen weltweit. Zusammen besitzen sie mehr Vermögen als alle Milliardäre zusammen. Und doch bleibt diese Gruppe in der öffentlichen Debatte meist unsichtbar – überstrahlt vom Glanz der Superreichen.
Gleichzeitig konzentriert sich das Vermögen weiter am obersten Rand: Nur 2.860 Milliardäre kontrollieren gemeinsam 15,7 Billionen Dollar, und die Top-15 unter ihnen – die sogenannten „Zentibillionäre“ – verfügen über sagenhafte 2,4 Billionen. Diese extreme Verdichtung des Reichtums wirft fundamentale Fragen zur Verteilungsgerechtigkeit und zur wirtschaftlichen Chancengleichheit auf.
Eine boomende Elite – aber kein breiter Wohlstand
So beeindruckend der Zuwachs an Millionären in den USA auch ist – er sollte nicht mit einem allgemeinen Wohlstandsgewinn verwechselt werden. Während die Oberschicht durch Kapitalgewinne profitiert, bleibt der Vermögensaufbau für große Teile der Bevölkerung illusorisch. Steigende Lebenshaltungskosten, stagnierende Löhne und eine zunehmend spekulative Ökonomie drohen die sozioökonomischen Gräben weiter zu vertiefen.
Die amerikanische Erfolgsgeschichte des Jahres 2024 ist daher auch ein Lehrstück über die Ambivalenz modernen Kapitalismus: Sie zeigt, wie Vermögen sich in Zeiten globaler Unsicherheit konzentriert – und wie wenig davon bei jenen ankommt, die es am dringendsten brauchen. Die politische Herausforderung für die kommenden Jahre wird sein, Wege zu finden, diesen Reichtum produktiv und gerecht zu verteilen. Denn ein Boom, der nur an der Spitze gedeiht, trägt langfristig keine Gesellschaft.