CH: ASTRA Zahlen und Fakten 2024/2025

STRASSEN UND VERKEHR 2024/2025 – Entwicklungen, Zahlen, Fakten

Herausgeber: Bundesamt für Strassen (ASTRA)
Jahrespublikation „Strassen und Verkehr 2024/2025“.

1. Einleitung und Gesamtüberblick

Die Jahrespublikation „Strassen und Verkehr 2024/2025“ des ASTRA beleuchtet die zentralen Herausforderungen und Innovationen im schweizerischen Strassenverkehr. Digitalisierung und Dekarbonisierung sind die übergreifenden Megatrends, die alle Lebensbereiche beeinflussen, einschliesslich der Mobilität und der Arbeit des ASTRA. Das ASTRA nutzt gezielt die Potenziale der Digitalisierung, um Infrastrukturen zu planen, zu erhalten, zu steuern und weiterzuentwickeln, und stellt sich gleichzeitig neuen Herausforderungen mit Innovationsgeist und Sachverstand.

Jürg Röthlisberger, Direktor des ASTRA, betont: „Digitalisierung ist längst kein Randthema mehr – sie ist zentral für unser Schaffen. Deshalb nutzen wir sie gezielt, um die Potenziale zu erschliessen und unseren Auftrag nachhaltig, sicher und effizient zu erfüllen.“

2. Schwerpunkt: Automatisiertes Fahren

Das automatisierte Fahren ist ein zentrales Innovationsfeld, das als „Meilenstein für die Mobilität“ (S. 8) bezeichnet wird und neue Chancen für mehr Sicherheit und Effizienz im Strassenverkehr eröffnet.

  • Verordnung über das automatisierte Fahren: Seit dem 1. März 2025 ist eine neue Verordnung in Kraft, die drei Anwendungsfälle des automatisierten Fahrens auf Schweizer Strassen erlaubt (S. 8):
  • Autobahnpiloten: Fahrer können auf Autobahnen das Lenkrad loslassen; das Fahrzeug lenkt, beschleunigt und bremst eigenständig, die Verkehrssituation muss nicht ständig überwacht werden. Die Pflicht zur Rückübernahme der Steuerung bleibt jedoch jederzeit bestehen.
  • Führerlose Fahrzeuge auf genehmigten Strecken: Diese dürfen nur auf von den Kantonen festgelegten Strecken fahren und werden aus der Ferne von einem Operator beaufsichtigt. Anwendungsbeispiele sind Shuttle-Busse und Lieferfahrzeuge.
  • Automatisiertes Parkieren: In dafür genehmigten Parkhäusern können Fahrzeuge selbstständig einen Parkplatz finden und bei Bedarf zurückgerufen werden. Dies soll Parkflächen effizienter nutzen.
  • Vorteile:Erhöhung der Verkehrssicherheit: Automatisierte Systeme reagieren schneller und präziser auf Gefahrensituationen. Da „neun von zehn Unfälle auf menschliche Fehler zurückzuführen sind“ (S. 8), wird ein signifikanter Beitrag zur Reduktion von Unfällen erwartet.
  • Verbesserung des Verkehrsflusses: Gleichmässigeres Fahren, Vermeidung von abruptem Bremsen und unvorhersehbaren Spurwechseln sowie geringerer Abstand zwischen automatisierten Fahrzeugen sollen Staus reduzieren und die Strassenflächen effizienter nutzen.
  • Typengenehmigung und Tests: Die Typengenehmigung ist entscheidend, um die Konformität und Sicherheit selbstfahrender Fahrzeuge zu gewährleisten (S. 10). Hersteller müssen nachweisen, dass ihre Systeme lokale Verkehrsregeln einhalten. Das ASTRA erteilt Bewilligungen für Tests auf öffentlichen Strassen, um Systeme unter realen Bedingungen zu überprüfen.
  • Pilotprojekte: Das ASTRA fördert Pilotprojekte mit automatisierten Fahrzeugen, um neue Erkenntnisse zu gewinnen und die Akzeptanz in der Bevölkerung zu erhöhen. Ein Beispiel ist der automatisierte Lieferwagen von Planzer und LOXO in Bern, der seit Herbst 2024 die Paketzustellung auf der „vorletzten“ Meile erprobt (S. 14).
  • Haftungsfrage bei Unfällen: Die verkehrsrechtlichen Haftungsregelungen bleiben bestehen. Der Fahrzeughalter haftet verschuldensunabhängig. Jedoch wird „der Rückgriff auf den Hersteller dürfte an Bedeutung gewinnen“ (S. 16), da Automatisierungssysteme die Fahraufgabe übernehmen können. Ein obligatorischer Fahrmodusspeicher zeichnet auf, ob das System aktiv war und wann eine Übernahmeaufforderung erfolgte, um die Verantwortlichkeiten zu klären.
  • Bildung und Sensibilisierung: Die Fahrausbildung wird modernisiert, um Assistenz- und Automatisierungssysteme in Theorie und Praxis zu behandeln und Fahrschüler für die Unterschiede und Funktionsweise zu sensibilisieren (S. 12).

3. Schwerpunkt: Elektrifizierung und Dekarbonisierung

Die Dekarbonisierung ist ein weiterer Megatrend, der das ASTRA prägt und eine Schlüsselrolle bei der Reduktion der CO2-Emissionen im Verkehr spielt.

  • Roadmap Elektromobilität 2030: Die Roadmap wurde bis 2030 verlängert und ausgeweitet, um neben Personenwagen neu auch Lastwagen, leichte Nutzfahrzeuge und Busse einzubeziehen (S. 18).
  • Ziele: Das ursprüngliche Ziel von 50 % Steckerfahrzeugen bei Neuzulassungen bis 2025 wird voraussichtlich nicht erreicht (Stand Februar 2025: ca. 30 %). Die Einbindung des Güter- und öffentlichen Verkehrs soll jedoch Synergien nutzen und die Dekarbonisierung vorantreiben.
  • Ladeinfrastruktur: Die Schweiz verfügt über „eines der dichtesten und leistungsstärksten Ladenetze in Europa“ (S. 17) mit über 15’000 Ladepunkten (Stand Mitte 2025).
  • Ausbau des Schnellladenetzes:Rastplätze: Bereits knapp die Hälfte der 48 Rastplätze verfügen über Schnellladestationen. Das ASTRA stellt Drittfirmen Flächen für die Installation zur Verfügung.
  • Schnellladehubs: Es sind Schnellladehubs in der Nähe von Autobahnanschlüssen geplant, die jeweils mindestens vier Ladeplätze umfassen und erweiterbar sind (S. 17). Fünf Lose mit insgesamt 55 Parzellen wurden bereits vergeben.
  • E-LKW-Ladeinfrastruktur: Für E-LKW sind leistungsstärkere Megawatt-Ladepunkte erforderlich. Das ASTRA plant einen Projektaufruf für den Bau solcher Hubs.
  • ASTRA-eigene Massnahmen zur Dekarbonisierung:Netto-Null bis 2040: Das ASTRA ist als Teil der Bundesverwaltung verpflichtet, Klimaneutralität bis 2040 zu erreichen (S. 22).
  • Energieeffizienz und Eigenproduktion: Der Strom für den Betrieb der Nationalstrassen stammt bereits vollständig aus erneuerbaren Quellen.
  • Photovoltaikanlagen: Das ASTRA rüstet Werkhöfe, Tunnelportale, Galerien und Lärmschutzwände laufend mit PV-Anlagen aus. Ziel ist es, bis 2035 mindestens 47 GWh Strom pro Jahr für den Eigenbedarf zu produzieren (S. 23). Ende 2024 wurden knapp 6 GWh/Jahr erzeugt.
  • Beispiele: Der Werkhof Siders wurde renoviert und erzeugt jährlich 950 MWh Strom, wovon 415 MWh für den Eigenbedarf genutzt werden (S. 24). Der Viadukt von Yverdon wird mit 2382 Solarmodulen ausgestattet, die jährlich 1,17 GWh Strom produzieren sollen (S. 26).
  • Flächen für Dritte: Das ASTRA stellt auch Lärmschutzwände und Rastplätze Dritten kostenlos für die Solarstromproduktion zur Verfügung (S. 28).
  • Elektrifizierung der Fahrzeugflotte: Bis 2035 sollen alle leichten Fahrzeuge (< 3,5 t) des ASTRA elektrisch betrieben werden, bis 2040 auch alle schweren Fahrzeuge (S. 23).
  • E-LKW im Winterdienst: Der erste elektrische Winterdienst-LKW war im Winter 2024/2025 auf der A1 in der Ostschweiz im Einsatz. Dank MegawattCharging kann das Fahrzeug in 20 Minuten für einen zweistündigen Einsatz aufgeladen werden (S. 29).

4. Infrastruktur und Verkehr

Das ASTRA ist für den Bau, den Unterhalt und den sicheren Betrieb des schweizerischen Nationalstrassennetzes verantwortlich.

  • Nationalstrassennetz (2024): Das Netz hat eine Länge von 2258,9 km und wickelt 45 % aller in der Schweiz gefahrenen Fahrzeugkilometer ab (S. 45, 47).
  • Verkehrsaufkommen: 2024 wurden 29,8 Milliarden Fahrzeugkilometer auf Nationalstrassen zurückgelegt (+0,7 % gegenüber 2023).
  • Staustunden: Die Staustunden erreichten mit 55’569 Stunden einen Höchstwert (+13,9 % gegenüber 2023), wobei 88 % auf Verkehrsüberlastung zurückzuführen waren (S. 45).
  • Grosse Infrastrukturprojekte:Zweite Gotthardröhre: Die Ausbrucharbeiten für die zweite Röhre des Gotthard-Strassentunnels laufen. Die Inbetriebnahme ist für Juli 2030 vorgesehen (S. 32).
  • ASTRA Bridge: Diese mobile Baustellenbrücke ermöglicht Unterhaltsarbeiten unterhalb des fahrenden Verkehrs. Der zweite Einsatz im Jahr 2024 war erfolgreich, 4,5 Millionen Fahrzeuge passierten die Brücke (S. 36). Sie bietet „optimale Rahmenbedingungen für ein sicheres Arbeiten unter der Brücke“ (S. 37) und ist ökonomisch vorteilhaft.
  • Einhausung Schwamendingen (Ueberlandpark): Ein ehemaliges Lärmschutzprojekt an der A1 wurde zu einer Einhausung mit einem 1 km langen und 30 m breiten Park auf dem Dach umgewandelt, der im Mai 2025 eröffnet wurde. Der Park verbessert die Lebensqualität der Anwohner erheblich und fördert die Biodiversität (S. 34).
  • Netzfertigstellung: 2025 sind weitere Fertigstellungen geplant, darunter die Umfahrung von Visp auf der A9 (S. 46). Das Gesamtnetz soll bis 2039 vollendet sein.
  • Priorisierung von Projekten: Nach der Ablehnung des Nationalstrassenausbaus 2023 und massiv steigenden Kosten im Schienenausbau, wurde die ETH Zürich beauftragt, alle laufenden und geplanten Ausbauprojekte bis 2045 nach Dringlichkeit zu priorisieren und Synergien zwischen Strasse und Schiene zu berücksichtigen (S. 31).
  • Alpenquerender Schwerverkehr: 2024 durchquerten mehr Lastwagen die Alpen (fast 960’000, +4,8 % gegenüber 2023), was immer noch über dem Ziel von 650’000 liegt. Der Gotthard ist mit über 706’000 Fahrten die bevorzugte Nord-Süd-Passage (S. 48).

5. Digitalisierung im ASTRA

Digitalisierung ist ein Querschnittsthema, das die Arbeit des ASTRA in vielen Bereichen effizienter und sicherer macht.

  • Optimierte Erhaltungsplanung (RIMA): Das Programm Road Infrastructure Management ASTRA (RIMA) ist eine digitale Plattform, die das Unterhaltsmanagement der Nationalstrassen standardisiert und optimiert (S. 40). Es vereint Daten aus verschiedenen Fachapplikationen, schliesst Informationslücken und soll künftig KI für die Planung nutzen. Ziel ist es, „die richtigen Erhaltungsarbeiten zum richtigen Zeitpunkt, am richtigen Ort und im richtigen Umfang durchzuführen, um die Kosteneffi zienz weiter zu steigern“ (S. 40).
  • Zentrale Steuerung (SA-CH): Das Programm Systemarchitektur Schweiz (SA-CH) vereinheitlicht die Leit- und Steuersysteme der Betriebs- und Sicherheitsausrüstungen (BSA) schweizweit (S. 42). Die neue Fachapplikation „Verkehrslenkung Schweiz“ ermöglicht eine einheitliche Bedienung aller Verkehrsmanagementanlagen, um den Verkehrsfluss und die Sicherheit zu optimieren (z.B. Freigabe Pannenstreifen, Geschwindigkeitsharmonisierung).
  • Unfallerfassung und -analyse (RADIS): Mitte September 2024 wurde RADIS, ein neues, flexibleres und sichereres Tool zur Erfassung von Verkehrsunfällen für die Polizei online gestellt. Es berücksichtigt aktuelle Datenschutzanforderungen und dient als Grundlage für die Umsetzung von Sicherheitsmassnahmen (S. 6, 41).
  • Kollektive Intelligenz: Das ASTRA ist seit 2025 für das Schweizer Nationalkomitee des Weltstrassenverbands PIARC verantwortlich und fördert den Wissensaustausch zu aktuellen Themen wie Extremwetterereignissen und Reduktion von Treibhausgasemissionen (S. 30).

6. Langsamverkehr

Das ASTRA unterstützt die Förderung des Langsamverkehrs, insbesondere durch das Veloweggesetz.

  • Veloweggesetz (seit Januar 2023): Verpflichtet Kantone und Bund zum Ausbau der Veloinfrastruktur, zur Gestaltung attraktiver Wege und zur Entflechtung des Verkehrs (S. 38).
  • Umsetzung: Kantone müssen bis 2027 behördenverbindliche Velowegnetze planen und diese bis 2043 umsetzen. Das ASTRA unterstützt dies mit Praxishilfen und einer Fachapplikation.
  • Fusswegnetze: Die Planung von Fusswegnetzen war bisher unzureichend. Das ASTRA ergreift Massnahmen zur Unterstützung der Kantone und Gemeinden bei der Projektierung und Realisierung (S. 38).

7. Fahrzeugstatistik und Unfallstatistik

  • Fahrzeugbestand (2024): Der Gesamtbestand stieg auf über 6,5 Millionen Fahrzeuge (+0,91 % gegenüber 2023). Personenwagen machen mit fast 4,8 Millionen den grössten Anteil aus (+0,8 % gegenüber 2023) (S. 52).
  • Steckerfahrzeuge: Fast jedes 16. Auto (6,3 %) in der Schweiz ist ein Steckerfahrzeug (vollelektrisch oder Plug-in-Hybrid). Die Zahl der reinen Elektroautos stieg zwischen 2023 und 2024 um 30 % auf über 200’000.
  • Neuzulassungen (2024): Die Neuzulassungen von Personenwagen waren mit 245’552 rückläufig (–4,2 % gegenüber 2023) (S. 53).
  • Antriebe: Der Anteil von Steckerfahrzeugen an den Neuzulassungen sank auf 27,6 %. Erstmals führten „normale“ Hybridautos die Neuwagenverkäufe an (33,9 %), vor Benzinern (29,1 %).
  • Unfallstatistik (2024):Todesfälle: 250 Menschen starben auf Schweizer Strassen (+14 gegenüber 2023), der höchste Wert seit 2015 (S. 54). Besonders betroffen waren E-Bike-Fahrende (+9 auf 25 Todesfälle) und Fussgänger (+6 auf 48 Todesfälle).
  • Schwerverletzte: Die Zahl der Schwerverletzten sank von 4096 auf 3792, der tiefste Wert der letzten fünf Jahre.
  • Motorradfahrer: Leichte Abnahme bei schwerverunfallten Motorradfahrern. Das ASTRA prüft Massnahmen bezüglich der Verdopplung schwerer Unfälle bei 16-17-jährigen A1-Motorradfahrenden seit 2021.
  • Administrative Massnahmen (2024): Die Zahl der Ausweisentzüge stieg erneut auf fast 87’000 (+8,7 % gegenüber 2023) (S. 56).
  • Hauptgründe: Überhöhte Geschwindigkeit (31’941 Fälle) und Angetrunkenheit (12’374 Fälle) bleiben die häufigsten Gründe.
  • Lernfahrausweise: Deutlicher Zuwachs von 19,2 % bei den entzogenen Lernfahrausweisen.
  • Nichteignung: Höchststand bei Ausweisentzügen wegen Nichteignung aufgrund von Krankheit und Gebrechen (7413 Fälle), besonders in der Altersgruppe 75+.

8. Finanzierung und Personal

  • Finanzflüsse des NAF und der SFSV: Der Nationalstrassen- und Agglomerationsverkehrs-Fonds (NAF) finanziert Nationalstrassen und grosse Agglomerationsprojekte (S. 58). Die Spezialfinanzierung Strassenverkehr (SFSV) unterstützt kantonale Verkehrsinfrastrukturen.
  • Ausgaben (VA 2025): Total 3,578 Milliarden Franken, wovon der grösste Teil auf Ausbau und Unterhalt der Nationalstrassen entfällt (1,718 Milliarden Franken).
  • Einnahmen (VA 2025): Der NAF wird hauptsächlich durch Mineralölsteuerzuschlag (1,644 Milliarden Franken), Automobilsteuer (588 Millionen Franken) und Autobahnvignette (428 Millionen Franken) gespeist.
  • Personalbestand ASTRA (2024): Das ASTRA hatte 642 Mitarbeitende (ohne Lernende/Praktikanten). Der Männeranteil lag bei 69 %, der Frauenanteil bei 31 %. Das Durchschnittsalter betrug 49,3 Jahre (S. 60).

Wie hilfreich war dieser Beitrag?

Klicke auf die Sterne um zu bewerten!

Durchschnittliche Bewertung 0 / 5. Anzahl Bewertungen: 0

Bisher keine Bewertungen! Sei der Erste, der diesen Beitrag bewertet.

Es tut uns leid, dass der Beitrag für dich nicht hilfreich war!

Lasse uns diesen Beitrag verbessern!

Wie können wir diesen Beitrag verbessern?

Disclaimer: Dieser Beitrag dient lediglich zu allgemeinen Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Bitte konsultieren Sie vor jeder Anlageentscheidung einen unabhängigen Finanzberater