Der Basis-Trade

Der Basis-Trade ist eine hochgradig gehebelte Arbitragestrategie, die vor allem von Hedgefonds im US-Anleihemarkt eingesetzt wird. Sie nutzt kleine Preisunterschiede („Basen“) zwischen dem Kassamarkt (Spotmarkt) und dem Terminmarkt (Futures-Markt) für US-Staatsanleihen aus. Die Grundidee ist einfach, aber das System dahinter komplex und potenziell gefährlich für die Finanzstabilität.

1. Grundprinzip des Basis-Trades
Ein Hedgefonds kauft eine US-Staatsanleihe am Kassamarkt und verkauft gleichzeitig einen Futures-Kontrakt (oder ein vergleichbares Termingeschäft) auf dieselbe Anleihe.

  • Beispiel: Eine Anleihe kostet heute 100 Dollar. Der entsprechende Future (Lieferung in drei Monaten) steht bei 100,50 Dollar.
  • Der Hedgefonds kauft die Anleihe für 100 Dollar, verkauft sie auf Termin für 100,50 Dollar und erzielt einen theoretischen Gewinn von 0,50 Dollar – abzüglich Finanzierungskosten.

2. Finanzierung über den Repo-Markt
Da Hedgefonds diese Geschäfte meist nicht mit eigenem Kapital finanzieren, leihen sie sich das Geld über den Repo-Markt (Repurchase Agreements). Dabei geben sie die gekauften Staatsanleihen als Sicherheiten und erhalten dafür kurzfristig Liquidität.

  • Der Repo-Markt funktioniert wie ein kurzfristiger Kreditmarkt: Geld gegen Anleihe, Rückzahlung meist über Nacht.
  • Der Zinssatz für solche Geschäfte ist der SOFR (Secured Overnight Financing Rate), der als risikoloser Referenzzins gilt.

3. Die Rolle des Leverage (Hebelwirkung)
Um den geringen Preisunterschied profitabel zu machen, setzen Hedgefonds massiv Fremdkapital ein – häufig ein Verhältnis von 1:10 oder mehr (ein Dollar Eigenkapital, zehn Dollar Schulden).

  • Diese extreme Hebelung macht die Strategie hochempfindlich gegenüber Zinsanstiegen oder Marktstress.
  • Wenn die Finanzierungskosten (z. B. Repo-Zinsen) steigen, kann der erwartete Gewinn sofort in Verlust umschlagen.

4. Risiko und systemische Bedeutung
Der Basis-Trade funktioniert nur, solange Liquidität im Repo-Markt reichlich vorhanden und billig ist.

  • Wenn viele Fonds gleichzeitig Refinanzierung benötigen oder Banken weniger Kredite geben, steigt der Repo-Zins plötzlich stark an.
  • Dadurch geraten Fonds unter Druck, müssen ihre Anleihen verkaufen, was die Renditen hochtreibt – und die Liquidität weiter austrocknen lässt.
  • So kann eine Kettenreaktion entstehen, die das gesamte Finanzsystem destabilisiert.

5. Historische Erfahrung und aktuelle Relevanz

  • Schon im März 2020 brach diese Strategie während des Pandemie-Schocks ein: Hedgefonds mussten ihre Positionen auflösen, Märkte kollabierten, die Fed musste Anleihen im Wert von 1,6 Billionen Dollar kaufen.
  • Heute (Stand 2025) hat das Volumen dieser Geschäfte laut Schätzungen über zwei Billionen Dollar erreicht – höher als je zuvor.
  • Damit sind Hedgefonds zu einem der größten Gläubiger der US-Regierung geworden – eine gefährliche Abhängigkeit zwischen Spekulation und Staatsfinanzierung.

Kurzdefinition:
Der Basis-Trade ist eine arbitrageartige, kreditfinanzierte Strategie, die Preisunterschiede zwischen Kassa- und Terminmarkt für US-Staatsanleihen ausnutzt. Sie gilt als profitabel in ruhigen Zeiten, aber hoch riskant bei Marktstress, weil sie über extreme Hebelung finanziert wird und den Geldmarkt empfindlich destabilisieren kann.


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