Wenn man Elon Musk zuhört, bekommt man schnell das Gefühl, in einem Zukunftsfilm gelandet zu sein, in dem alles wie von selbst läuft und Menschen keine Arbeit mehr brauchen. Klingt bequem und vielleicht sogar verlockend. Doch je länger man darüber nachdenkt, desto größer wird das Unbehagen. Denn diese Zukunft wirkt weniger wie ein Geschenk und eher wie ein riskantes Experiment, bei dem niemand weiß, wie es ausgeht.
Musk spricht von einer Zeit, in der Roboter alles übernehmen und Menschen nur noch arbeiten, wenn sie Lust darauf haben. Er vergleicht Arbeit mit einem Hobby, wie Gärtnern im eigenen Hinterhof. Das klingt nett, aber lässt völlig außer Acht, dass Arbeit für viele Menschen viel mehr ist als das reine Verdienen von Geld. Arbeit gibt Struktur und Identität und oft auch das Gefühl, gebraucht zu werden. Wer so tut, als könne man das einfach durch etwas Freizeit ersetzen, verkennt die Bedeutung, die Arbeit für das Leben vieler Menschen hat.
Gleichzeitig spricht Musk davon, dass Geld irgendwann keine Rolle mehr spielt, weil Maschinen so produktiv werden, dass jeder alles haben kann. Das hört sich an wie ein Traum aus einer Science Fiction Geschichte, und vielleicht ist es genau das. Ein Gedankenspiel, das spannend ist, aber kaum Antworten auf die echten Fragen liefert, die sich im Hier und Jetzt stellen. Schon heute verlieren Menschen ihre Jobs, weil digitale Systeme effizienter werden. Schon heute spüren viele junge Leute, dass der Arbeitsmarkt härter geworden ist und dass die Einkommen stagnieren. In dieser Realität wirkt Musks Vision wie eine schillernde Fassade, die ablenkt, statt aufzuklären.
Man fragt sich auch, wer eigentlich profitiert, wenn Roboter die komplette Wertschöpfung übernehmen. Es sind nicht die Menschen, die in unsicheren Beschäftigungsverhältnissen stecken. Es sind auch nicht die Familien, die jeden Euro zwei Mal umdrehen müssen. Es sind vor allem Konzerne und ihre Eigentümer, die von Produktivitätsgewinnen profitieren. Ohne klare politische Antworten würde diese Zukunft also nicht gerechter werden, sondern noch ungleicher als heute. Musk erwähnt zwar eine Art allgemeines Einkommen für alle, verrät aber nicht, wie das funktionieren soll oder wer das bezahlen soll. Das wirkt eher nach einer Beruhigungspille als nach einem echten Konzept.
Besonders irritierend ist die Leichtigkeit, mit der Musk seine Vision präsentiert. Für ihn scheint es selbstverständlich zu sein, dass Roboter bald alles übernehmen. Dabei steckt seine eigene Robotik Entwicklung voller Verzögerungen und Probleme. Seine Firmen verlieren Fachleute, und seine humanoiden Maschinen sind weit davon entfernt, ganze Branchen zu ersetzen. Trotzdem präsentiert er die Zukunft, als wäre sie längst beschlossene Sache. Das wirkt weniger wie realistischer Fortschritt und eher wie eine Mischung aus Wunschdenken und Marketing.
Man könnte einwenden, dass große Visionen wichtig sind, um Veränderungen anzustoßen. Das stimmt. Doch Visionen müssen auch Verantwortung tragen. Wenn jemand, der so viel Macht hat wie Musk, öffentlich behauptet, dass Arbeit bald keine Rolle mehr spielt, dann beeinflusst das Menschen und Märkte und politische Debatten. Es schafft Erwartungen, die nicht erfüllbar sind, und spielt mit Hoffnungen von Menschen, die sich nach Stabilität sehnen. Genau deshalb sollte man solchen Zukunftsbildern mit Vorsicht begegnen.
Der wahre Fortschritt liegt nicht darin, Arbeit abzuschaffen, sondern darin, sie menschlicher und gerechter zu machen. Maschinen können helfen, aber sie dürfen nicht das soziale Fundament ersetzen, auf dem unsere Gesellschaft steht. Vielleicht wird die Zukunft tatsächlich automatisierter sein. Doch ob sie auch besser wird, hängt nicht von Robotern ab, sondern davon, wie wir Menschen miteinander umgehen und wie wir entscheiden, welche Werte uns wichtig sind. Musks Vision erzählt von einer Welt, die technisch glänzt, aber menschlich leer wirken könnte. Und genau deshalb lohnt sich der Widerspruch.
