Donald Trump verteidigt hohe Zölle als Strategie für Amerikas wirtschaftlichen Aufschwung

In einem Interview mit Time erklärte der ehemalige US-Präsident Donald Trump, dass er dauerhaft hohe Importzölle befürworte und einen Zollsatz von bis zu 50 Prozent als „totalen Sieg“ ansehen würde. Bereits jetzt belaufen sich die durchschnittlichen US-Zölle laut Fitch Ratings auf 22,8 Prozent – ein historischer Höchstwert unter den entwickelten Volkswirtschaften.

Trump hat im Verlauf seiner Amtszeit umfassende Strafzölle eingeführt: 10 Prozent auf fast alle Importe, 25 Prozent auf Stahl, Aluminium und Automobile sowie rund 145 Prozent auf die meisten chinesischen Produkte. Diese aggressive Handelspolitik führte zu einem drastischen Rückgang des Handelsvolumens, insbesondere mit China, dessen Importe in die USA nahezu zum Erliegen gekommen sind.

Folgen für Wirtschaft und Verbraucher

Die unmittelbaren Auswirkungen sind gravierend: Importierende Unternehmen und Exporteure leiden unter den gestiegenen Kosten, Lagerbestände, die noch vor Einführung der Zölle aufgebaut wurden, neigen sich dem Ende zu. Unternehmen stehen zunehmend vor der Wahl, Waren zu drastisch höheren Preisen zu importieren oder auf bestimmte Produkte ganz zu verzichten – was perspektivisch zu leeren Regalen führen könnte.

Gleichzeitig nehmen Investitionszurückhaltung und Einstellungsstopps spürbar zu. Die US-Notenbank berichtete im Beige Book, dass der Begriff „Unsicherheit“ 81 Mal auftauchte – ein Rekordwert, der das gestiegene Misstrauen der Unternehmen dokumentiert.

Verbraucher wiederum sehen sich mit steigenden Preisen konfrontiert, da die Importzölle letztlich auf sie abgewälzt werden. Bereits jetzt ist das Konsumklima auf einen historischen Tiefpunkt gefallen, und Unternehmen in nahezu allen Branchen korrigieren ihre Umsatz- und Gewinnerwartungen nach unten.

Trumps Begründung: Zölle als Wohlstandsmotor

Trump hingegen sieht in den Zöllen eine Möglichkeit, Amerika zu bereichern. Im Gespräch mit Time behauptete er, die USA würden durch die Strafzölle „ein Vermögen“ verdienen. Er argumentiert, dass Unternehmen gezwungen seien, ihre Produktion in die Vereinigten Staaten zu verlagern, was Arbeitsplätze und Investitionen bringe. Diese Theorie wird jedoch von Ökonomen und Unternehmern weitgehend widerlegt. Kritiker weisen darauf hin, dass das Reshoring erhebliche strukturelle Hürden aufweist: Es fehlen qualifizierte Arbeitskräfte, es gibt fast 500 000 unbesetzte Stellen im verarbeitenden Gewerbe, und die Errichtung neuer Fabriken ist durch die hohen Baukosten – ebenfalls bedingt durch Zölle – erheblich verteuert.

Hinzu kommt: Die Einnahmen aus den Zöllen fließen nicht von den betroffenen Ländern in die US-Staatskasse, sondern werden von amerikanischen Importeuren gezahlt und an Verbraucher weitergegeben – ein Fakt, den Trump in seinen öffentlichen Aussagen regelmäßig ausblendet oder verdreht.

Versprechen neuer Handelsabkommen – Realität fraglich

Trump kündigte an, in den kommenden Wochen „200 Handelsabkommen“ präsentieren zu wollen, die Handelsungerechtigkeiten beseitigen und Produktion in die USA zurückholen sollen. Jedoch bleibt die genaue Natur dieser Abkommen unklar. Bislang deutet vieles darauf hin, dass selbst neue Vereinbarungen weiterhin auf hohen Zollniveaus und zusätzlichen nicht-tarifären Handelshemmnissen basieren.

Interessant ist, dass Trump eine leichte Entspannung im Handelsstreit mit China nicht aufgrund der Börsenturbulenzen – die Billionen US-Dollar an Börsenwert vernichtet und den US-Anleihemarkt destabilisiert haben – in Betracht zieht. Er betont stattdessen seine Überzeugung, dass die gegenwärtige Strategie langfristig den Wohlstand Amerikas sichern werde.

Kritische Einschätzung

Trumps Zollstrategie ist kurzfristig mit massiven Belastungen für Unternehmen und Verbraucher verbunden und zeigt bislang kaum positive Effekte auf die Reindustrialisierung der USA. Die Theorie, dass hohe Zölle Produktion ins Inland zurückholen, ignoriert komplexe globale Lieferketten und die strukturellen Defizite des US-Arbeitsmarktes. Zudem sind die volkswirtschaftlichen Schäden durch verteuerte Waren, reduzierte Konsumnachfrage und unsichere Investitionsbedingungen erheblich.

Seine Behauptungen stehen im Widerspruch zu nahezu allen unabhängigen Analysen – und seine rhetorische Verklärung der Zollpolitik als patriotischen Akt könnte sich mittelfristig als teurer Irrtum erweisen.


Wie hilfreich war dieser Beitrag?

Klicke auf die Sterne um zu bewerten!

Durchschnittliche Bewertung 0 / 5. Anzahl Bewertungen: 0

Bisher keine Bewertungen! Sei der Erste, der diesen Beitrag bewertet.

Es tut uns leid, dass der Beitrag für dich nicht hilfreich war!

Lasse uns diesen Beitrag verbessern!

Wie können wir diesen Beitrag verbessern?

Disclaimer: Dieser Beitrag dient lediglich zu allgemeinen Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Bitte konsultieren Sie vor jeder Anlageentscheidung einen unabhängigen Finanzberater