Eine Bewertung nach dem „Fear & Greed“-Prinzip ist ein Ansatz zur Einschätzung der Stimmung an den Finanzmärkten, insbesondere im Hinblick auf Aktien- und Kryptowährungsmärkte. Das Konzept basiert auf der psychologischen Grundannahme, dass zwei starke Emotionen – Angst (Fear) und Gier (Greed) – die Hauptantriebskräfte für das Verhalten von Investoren sind.
Grundidee:
- Angst führt dazu, dass Investoren verkaufen, was oft zu Kursrückgängen führt.
- Gier motiviert Investoren, zunehmend risikoreiche Anlagen zu kaufen, was zu Kursanstiegen oder Blasenbildung führen kann.
Der „Fear & Greed Index“ (vor allem bekannt durch die Version von CNN Business für den US-Aktienmarkt) versucht, diese Emotionen messbar zu machen. Er aggregiert verschiedene Marktdaten zu einem einzigen Wert auf einer Skala von 0 bis 100:
- 0 bis 49 deutet auf Angst (Fear) hin.
- 50 ist neutral.
- 51 bis 100 signalisiert Gier (Greed).
Zusammensetzung des Fear & Greed Index
Die CNN-Version basiert auf sieben Indikatoren, darunter:
- Aktienkurs-Momentum (z. B. Abstand des S&P 500 zu seinem 125-Tage-Durchschnitt)
- Aktienkursstärke (Anteil der Aktien, die neue 52-Wochen-Hochs erreichen)
- Aktienkursbreite (Marktbreite: Zahl der steigenden vs. fallenden Aktien)
- Put- und Call-Optionen (Absicherung durch Puts oder Spekulation durch Calls)
- Marktvolatilität (z. B. gemessen am Volatilitätsindex VIX)
- Nachfrage nach sicheren Anlagen (z. B. Verhältnis von Anleihen- zu Aktienrenditen)
- Nachfrage nach Junk-Bonds (Risikoappetit bei Anleihen)
Je nachdem, ob diese Faktoren auf Sicherheit oder Risiko hindeuten, wird der Index angepasst.
Kritische Betrachtung
Vorteile:
- Stimmungsbarometer: Der Index bietet eine Momentaufnahme der Marktstimmung, was besonders für kurzfristig agierende Anleger hilfreich sein kann.
- Warnsignal: Extreme Werte (z. B. sehr hohe Gier) können als Hinweis auf Überbewertungen oder mögliche Korrekturen dienen.
Nachteile:
- Vereinfachung komplexer Dynamiken: Die Reduktion auf „Angst“ und „Gier“ verkennt oft die Vielzahl weiterer Einflussgrößen auf die Märkte (z. B. makroökonomische Entwicklungen, geopolitische Risiken).
- Zeitliche Verzögerung: Einige der zugrunde liegenden Indikatoren reagieren verzögert auf neue Marktinformationen.
- Prozyklisches Verhalten: Wenn viele Investoren sich am Fear & Greed Index orientieren, könnten sie in Panikphasen überstürzt verkaufen oder in Euphoriephasen überteuert kaufen – was Marktübertreibungen verstärken kann.