Stagnation im Gegenwind: Die deutsche Wirtschaft im November 2025
Basierend auf dem vorliegenden Monatsbericht der Deutschen Bundesbank vom November 2025, lässt sich die wirtschaftliche Lage mit Fokus auf Deutschland wie folgt zusammenfassen:
1. Gesamtwirtschaftliche Lage (Stagnation)
- BIP-Entwicklung: Die deutsche Wirtschaft trat im 3. Quartal 2025 auf der Stelle (0,0 % Wachstum), nachdem sie im Vorquartal noch leicht geschrumpft war (-0,2 %).
- Belastungsfaktoren: Hauptgründe für die Schwäche sind der Gegenwind für die Exportwirtschaft durch höhere US-Importzölle sowie eine Aufwertung des Euro, was die Wettbewerbsposition deutscher Exporteure verschlechtert hat.
2. Sektoren im Detail
- Industrie & Export: Die Industrie bleibt schwach. Umsätze und Produktion waren im Quartalsmittel rückläufig. Besonders die Exporte in die USA sanken kräftig. Zwar gab es im September eine leichte Erholung (u.a. Automobilsektor), aber die Stimmung bleibt angespannt.
- Dienstleistungen: Der Dienstleistungssektor erwies sich als Stütze der Konjunktur und konnte seine Aktivität steigern.
- Bau: Die Lage ist zweigeteilt. Während der Tiefbau (Straßen, Infrastruktur) wuchs, litt der Hochbau weiterhin unter Auftragsmangel. Insgesamt ging die Bauproduktion leicht zurück.
- Investitionen: Positiv überraschten die Ausrüstungsinvestitionen, die wohl zulegten. Dies wird auf steuerliche Anreize (großzügigere Abschreibungsbedingungen seit Juli) zurückgeführt.
3. Arbeitsmarkt und Löhne
- Beschäftigung: Der Arbeitsmarkt kühlt sich ab. Die Erwerbstätigkeit sank im 3. Quartal leicht (-41.000 Personen). Es findet eine Verschiebung statt: Stellenabbau im verarbeitenden Gewerbe, Aufbau im Dienstleistungs-, Gesundheits- und Bildungssektor.
- Arbeitslosigkeit: Die Quote blieb stabil bei 6,3 %.
- Löhne: Die Tarifverdienste stagnierten im 3. Quartal statistisch gesehen (aufgrund von Basiseffekten aus dem Vorjahr durch Inflationsprämien). Die Effektivverdienste (tatsächliche Auszahlungen) stiegen jedoch mutmaßlich kräftig an.
- Ausblick: Der allgemeine gesetzliche Mindestlohn soll ab Januar 2026 stufenweise kräftig erhöht werden (auf 13,90 €).
4. Preisentwicklung (Inflation)
- Aktuelle Rate: Die Inflation lag im Oktober 2025 bei 2,3 % und damit weiterhin leicht oberhalb des 2%-Ziels.
- Treiber: Vor allem Dienstleistungen bleiben teuer. Die Energiepreise zogen zuletzt leicht an, während Nahrungsmittel etwas günstiger wurden.
- Prognose: Kurzfristig könnte die Rate durch Basiseffekte noch etwas steigen, bevor sie sich zu Beginn des kommenden Jahres wieder der 2%-Marke annähert.
5. Staatsfinanzen & Fiskalpolitik
- Defizit: Die Defizitquote wird 2025 voraussichtlich bei gut 2 % liegen, in den Folgejahren aber wohl auf über 3 % bis 4 % steigen, getrieben durch hohe Verteidigungsausgaben und Zinslasten.
- Reformvorschlag: Die Bundesbank empfiehlt eine Reform der Schuldenbremse in drei Stufen, um den hohen Investitionsbedarf (Verteidigung/Infrastruktur) abzufedern und gleichzeitig langfristig solide Finanzen zu sichern (Ziel: Defizit perspektivisch Richtung 1 %).
6. Ausblick (4. Quartal 2025)
Die Bundesbank erwartet für das Schlussquartal 2025 eine leichte Erhöhung der Wirtschaftsleistung.
- Die Industrie könnte sich auf niedrigem Niveau stabilisieren (US-Zolleffekte klingen ab).
- Dienstleister dürften weiter Wachstumsimpulse liefern.
- Der private Konsum bleibt jedoch aufgrund der gedämpften Arbeitsmarktaussichten verhalten.
