Ist die Kanzlerschaft von Friedrich Merz ein Projekt von Larry Fink?

Die Frage nach der Verbindung zwischen dem designierten deutschen Bundeskanzler Friedrich Merz und dem BlackRock-CEO Larry Fink berührt den Kern einer kontroversen Debatte über den Einfluss globaler Finanzkonzerne auf nationale Politik. Basierend auf aktuellen Berichten steht Merz kurz davor, nach der Wahl im Februar 2025 zum Kanzler gewählt zu werden, was seine langjährige Verbindung zu BlackRock und dessen Chef Larry Fink in den Fokus rückt.

Die BlackRock-Verbindung von Friedrich Merz

Friedrich Merz diente von 2016 bis 2020 als Vorsitzender des Aufsichtsrats von BlackRock Deutschland. Diese Verbindung hat in der deutschen Öffentlichkeit wiederholt für Diskussionen gesorgt, insbesondere seit Merz‘ politischem Comeback. BlackRock ist mit der Verwaltung von 6,4 Billionen Dollar Kundengeldern und Investitionen in rund 17.000 Unternehmen der größte Vermögensverwalter der Welt.

Als Merz Ende 2018 seine Rückkehr in die Politik und seine Ambitionen auf den CDU-Vorsitz ankündigte, reagierte BlackRock mit einem ungewöhnlichen Schritt: Larry Fink, der als öffentlichkeitsscheu beschriebene CEO, veröffentlichte einen Brief an die deutsche Öffentlichkeit, um mehr Transparenz über das Unternehmen zu schaffen. Fink schrieb damals: „Als Vorstandsvorsitzender von Blackrock möchte ich uns Ihnen gerne persönlich vorstellen“, und erklärte, dass sein Unternehmen in den vorangegangenen Wochen „in den Fokus der deutschen Öffentlichkeit gerückt“ sei.

Diese öffentliche Kommunikation zeigt, dass BlackRock die politischen Ambitionen von Merz als bedeutsam genug erachtete, um darauf zu reagieren und das eigene Image in Deutschland zu schärfen.

Die Rolle von Merz als Vermittler für BlackRock

Besonders bemerkenswert ist die Rolle, die Merz während seiner Zeit bei BlackRock gespielt haben soll. Laut Analysen hat er Treffen zwischen Larry Fink und deutschen Politikern arrangiert und dazu beigetragen, Politiken zu gestalten, die BlackRock und dessen umfangreiches Investitionsportfolio begünstigten.

Unter Merz‘ Einfluss soll BlackRock zu einem der größten nicht-deutschen Anteilseigner in vielen der wichtigsten Unternehmen des Landes geworden sein – von der Deutschen Bank bis zu Volkswagen, BMW und Siemens. Seine Arbeit beschränkte sich dabei offenbar nicht nur auf die Steigerung der Gewinne für Aktionäre, sondern umfasste auch die Gestaltung eines politischen Umfelds, in dem Unternehmensinteressen mit der Regierungspolitik in Einklang gebracht wurden.

Der Werdegang von Friedrich Merz

Merz‘ Karriere weist eine bemerkenswerte Verflechtung zwischen Politik und Wirtschaft auf. Nach seiner anfänglichen politischen Karriere in der CDU und einer konfliktreichen Zeit als stellvertretender Fraktionsvorsitzender unter Angela Merkel zog er sich 2009 aus dem Parlament zurück.

Bereits 2004 wurde er als Senior Counsel bei der internationalen Anwalts- und Lobbyfirma Mayer Brown eingestellt. In dieser Position soll Merz laut Werner Rügemer, Autor von „BlackRock Germany“, dazu beigetragen haben, die Interessen des US-Kapitals in Deutschland zu fördern, indem er amerikanische Investoren zum Kauf deutscher Unternehmen ermutigte. Dies führte angeblich zum Verkauf und zur Umstrukturierung tausender deutscher Firmen, was Stellenabbau und Lohnstopps einschloss – ein Ansatz, den Merz in seinem Buch „Mehr Kapitalismus wagen“ offen befürwortet haben soll.

2021 kehrte Merz, ausgestattet mit einem beträchtlichen Bankkonto und zwei Privatjets, als CDU-Vorsitzender in die Politik zurück.

Die aktuelle politische Situation

Im Frühjahr 2025 steht Friedrich Merz kurz davor, Bundeskanzler zu werden. Bei der Wahl im Februar 2025 wurde seine CDU mit etwa 30% der Stimmen stärkste Kraft. Mit 69 Jahren scheint Merz nach jahrzehntelangem Warten endlich sein Ziel zu erreichen.

Die Koalitionsbildung wird eine Herausforderung darstellen, da Merz verschiedene Parteien zusammenbringen muss. Die politische Landschaft in Deutschland ist von mehreren Krisen geprägt, darunter wirtschaftliche Herausforderungen und außenpolitische Spannungen im Zusammenhang mit dem Ukraine-Konflikt.

Merz‘ politische Ausrichtung und ihre Implikationen

Merz‘ politische Philosophie ist fest im Neoliberalismus verwurzelt. Er ist ein entschiedener Befürworter von Privatisierung und Deregulierung. Dies wird oft in Versprechungen gekleidet, Bürokratie abzubauen und ausländische Investoren anzulocken.

Kritiker sehen in seiner Wirtschaftspolitik eine Fortsetzung seiner früheren Tätigkeit für BlackRock und andere Finanzinstitutionen. Merz unterstützt die Privatisierung von Sozialsystemen – zum Vorteil von Unternehmen wie BlackRock, einem führenden Anbieter privater Rentensysteme. Er galt traditionell auch als entschiedener Gegner des Mindestlohns und von Gesetzen gegen ungerechtfertigte Entlassungen.

Seine außenpolitische Haltung ist stark atlantisch geprägt, mit einem festen Glauben an die Rolle Amerikas als Garant der globalen Ordnung. Diese ideologische Haltung hat dazu geführt, dass Merz sich in Fragen wie der Nord Stream 2-Pipeline an die USA anlehnte und lange vor der Eskalation der Ukraine-Krise für die Einstellung des Projekts plädierte.

Ist Merz‘ Kanzlerschaft ein „Projekt“ von Larry Fink?

Die Frage, ob Merz‘ Kanzlerschaft als „Projekt“ von Larry Fink betrachtet werden kann, lässt sich nicht eindeutig mit ja oder nein beantworten, da die verfügbaren Quellen keine direkten Beweise für eine aktive Steuerung oder Förderung von Merz‘ politischer Karriere durch Fink liefern.

Die Fakten zeigen jedoch eine enge berufliche Verbindung zwischen beiden: Merz vertrat die Interessen von BlackRock in Deutschland und Fink reagierte öffentlich auf Merz‘ politisches Comeback. Diese Verbindung hat zu Spekulationen geführt, dass Merz‘ Kanzlerschaft für BlackRock und andere globale Finanzunternehmen vorteilhaft sein könnte.

Kritiker wie Werner Rügemer sehen in der potenziellen Kanzlerschaft von Merz eine besorgniserregende Entwicklung, die er mit den Worten beschreibt: „Das ist, als würde man den Fuchs zum Hüter des Hühnerstalls machen“. Sie argumentieren, dass Merz für globale Unternehmenslobbyisten ein Traumszenario darstellen würde, da er ein ehemaliger Kollege ist.

Unterstützend für diese kritische Sichtweise wird angeführt, dass die CDU unter Merz‘ Führung Millionen von Euro an Wahlkampfspenden von genau jenen Wirtschaftsinteressen erhalten hat, die er in der Vergangenheit vertreten hat – mehr als jede andere Partei.

Implikationen für Deutschland und Europa

Falls Merz Kanzler wird, könnte dies erhebliche Auswirkungen auf die deutsche und europäische Politik haben. Seine neoliberale Wirtschaftspolitik könnte die Privatisierung öffentlicher Dienste beschleunigen und den Zugang amerikanischer Finanzinstitute zum deutschen Markt erleichtern.

In der Außenpolitik könnte seine atlantische Orientierung zu einer engeren Zusammenarbeit mit den USA führen, selbst wenn dies gegen Kerninteressen Deutschlands verstößt, wie im Fall der Entkopplung von russischem Gas unter US-Druck, die als einer der Hauptgründe für die schrumpfende Wirtschaft und die anhaltende Deindustrialisierung Deutschlands gilt.

Fazit

Die Verbindung zwischen Friedrich Merz und Larry Fink/BlackRock ist ein Faktum, das nicht bestritten werden kann. Inwieweit diese Verbindung Merz‘ politische Agenda beeinflusst oder ob seine Kanzlerschaft aktiv von Fink gefördert wird, bleibt jedoch Gegenstand von Interpretationen und politischen Bewertungen.

Die verfügbaren Quellen deuten auf eine enge Verflechtung zwischen Politik und Finanzwelt hin, die über den persönlichen Werdegang von Merz hinausgeht. Sie wirft grundsätzliche Fragen auf über den Einfluss globaler Finanzkonzerne auf nationale Politik und demokratische Entscheidungsprozesse – eine Debatte, die mit Merz‘ Kanzlerschaft an Bedeutung gewinnen dürfte.

Ob die deutsche Öffentlichkeit diese Verbindung als problematisch erachtet oder als Zeichen wirtschaftlicher Kompetenz wertet, wird sich in den kommenden Monaten zeigen, wenn Merz sein Amt als Bundeskanzler antreten sollte.


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