Kalifornien hat im Jahr 2024 Japan überholt und ist damit offiziell die viertgrößte Volkswirtschaft der Welt. Laut vorläufigen Daten des US Bureau of Economic Analysis erreichte Kaliforniens nominales Bruttoinlandsprodukt (BIP) 4,1 Billionen US-Dollar, während Japan bei 4,02 Billionen US-Dollar lag. Nur die Vereinigten Staaten, China und Deutschland verfügen aktuell über größere Volkswirtschaften.
Gouverneur Gavin Newsom kommentierte diese Entwicklung stolz: „Kalifornien setzt nicht nur mit der Welt Schritt – wir geben das Tempo vor.“ Er betonte, dass Investitionen in Menschen, Nachhaltigkeit und Innovationen wesentliche Faktoren für diesen Erfolg seien. Tatsächlich wuchs die kalifornische Wirtschaft im vergangenen Jahr um beeindruckende 6 %, schneller als die von USA, China und Deutschland.
Bedrohung durch US-Handelspolitik
Trotz des Erfolgs äußerte Newsom deutliche Kritik an der US-Bundesregierung unter Präsident Donald Trump. Die Einführung globaler Strafzölle durch Notstandsbefugnisse gefährde Kaliforniens Wirtschaft, so Newsom. Er warnte, die „rücksichtslose Zollpolitik“ könnte den kalifornischen Wohlstand massiv beschädigen.
Kalifornien ist besonders anfällig für internationale Handelskonflikte:
- 40 % der kalifornischen Importe kommen aus Mexiko, Kanada und China.
- Der gesamte Außenhandel Kaliforniens belief sich 2024 auf rund 675 Milliarden US-Dollar.
- Besonders betroffen sind die Technologiebranche, Immobilien und Finanzsektor – die Hauptsäulen des kalifornischen Wirtschaftswachstums.
Rechtliche Auseinandersetzung mit Trump
Als Reaktion reichte Kalifornien am 16. April 2025 Klage gegen Trump ein. Die Klageschrift argumentiert, dass Trump den International Economic Emergency Powers Act (IEEPA) missbraucht habe. Dieses Gesetz aus dem Jahr 1977 erlaubt dem Präsidenten zwar bestimmte Maßnahmen im Krisenfall, verpflichtet ihn aber gleichzeitig zu Konsultationen mit dem Kongress – was laut Klage unterlassen wurde. Weitere zwölf US-Bundesstaaten haben sich dieser Klage angeschlossen.
Die Tarife hätten, so Newsom, Lieferketten gestört, Kosten erhöht und Milliardenschäden für Kaliforniens Wirtschaft verursacht. Die Bundesregierung wies die Klage als „Hexenjagd“ zurück.
Kritische Einordnung
Obwohl Kaliforniens wirtschaftliche Leistung beeindruckend ist, bleibt ein kritischer Blick notwendig:
- BIP als alleiniger Maßstab: Das nominale BIP gibt keinen Aufschluss über Kaufkraft oder Lebensqualität. Japans Bevölkerung ist kleiner, und gemessen am BIP pro Kopf liegt Japan weiter vorn.
- Abhängigkeit von wenigen Sektoren: Kaliforniens Fokus auf Tech, Immobilien und Finanzmärkte birgt Klumpenrisiken – insbesondere bei globalen Krisen oder Regulierungsänderungen.
- Politische Spannungen: Der Streit zwischen Bundesstaaten und Bundesregierung verdeutlicht, wie politische Unsicherheiten wirtschaftliches Wachstum beeinträchtigen können.
Insgesamt ist Kaliforniens Aufstieg ein beachtliches Signal für die Stärke innovationsgetriebener Wirtschaften, gleichzeitig jedoch auch ein Warnruf bezüglich der Fragilität globalisierter Wirtschaftsstrukturen.