Die Pressemitteilung Nr. 222 des Statistischen Bundesamts vom 23. Juni 2025 liefert aktuelle Daten zur Familiensituation von Kindern in Deutschland im Jahr 2024 – mit einem besonderen Fokus auf sogenannte kinderreiche Familien. Im Zentrum steht die Feststellung, dass rund 26 % der Kinder in Haushalten mit mindestens drei Kindern lebten. Damit war gut jedes vierte Kind Teil einer kinderreichen Familie. Diese Zahl bedeutet eine leichte Zunahme gegenüber dem Jahr 2015 und liegt wieder auf dem Niveau von 1996.

Im Detail zeigt sich folgende Verteilung:
- 30 % der Kinder lebten ohne Geschwister,
- 44 % mit einem Geschwisterkind,
- 18 % mit zwei Geschwistern,
- 8 % mit drei oder mehr Geschwistern.
Bezogen auf die Familienstruktur insgesamt, hatten 13 % der Familien drei oder mehr Kinder. Dabei fällt auf, dass dieser Anteil im Westen Deutschlands mit etwa 13 % geringfügig höher war als im Osten (11 %). Auffällig ist zudem der Einfluss von Migrationserfahrungen: In 19 % der Familien mit Einwanderungsgeschichte lebten drei oder mehr Kinder, im Vergleich zu nur 10 % bei Familien ohne Einwanderungshintergrund. Auch die Familienform spielte eine Rolle: Paarfamilien wiesen häufiger drei oder mehr Kinder auf (15 %) als alleinerziehende Familien (8 %).
Kritische Einordnung:
Die Stabilisierung bzw. leichte Zunahme der kinderreichen Familien in den letzten Jahren steht in Kontrast zum langfristigen Trend schrumpfender Haushaltsgrößen in westlichen Gesellschaften. Dieser gegengerichtete Effekt dürfte vor allem durch die Zuwanderung seit 2015 mitbedingt sein. Migration wirkt sich hier als demografischer Impuls aus, der zu einer veränderten Familienstruktur führt. Insofern sind diese Entwicklungen nicht nur sozialstatistisch, sondern auch integrationspolitisch von Relevanz. Allerdings wird in der Erhebung nicht tiefer auf die sozioökonomische Lage kinderreicher Familien eingegangen – etwa im Hinblick auf Armutsrisiken oder Bildungszugänge, die bekanntlich bei größeren Haushalten besonders relevant sind.
Methodisch stützt sich die Analyse auf den Mikrozensus, eine amtliche Haushaltsbefragung, die jährlich rund ein Prozent der Bevölkerung erfasst und seit 2021 auf die Ergebnisse des Zensus 2022 kalibriert ist. Die Begriffsdefinition von „Familie“ folgt dabei einem funktionalen Verständnis: Entscheidend ist das gemeinsame Leben in einem Haushalt, unabhängig vom biologischen Verwandtschaftsgrad.
Insgesamt liefert die Veröffentlichung einen differenzierten Überblick über die Verteilung kindlicher Lebensrealitäten im Hinblick auf Geschwisterkonstellationen und beleuchtet dabei auch die strukturelle Diversität familiärer Lebensformen in Deutschland. Ein vertiefender Diskurs über die sozialen Rahmenbedingungen kinderreicher Familien wäre jedoch wünschenswert.