Tagesanalyse Schweizer Finanzmarkt – Freitag, 25. April 2025
1. Gesamtmarktentwicklung Schweiz Der Schweizer Aktienmarkt schloss die Woche mit leichten Gewinnen. Der SMI legte um +0,21 % auf 11’942,05 Punkte zu, nachdem er im Tagesverlauf ein Hoch bei 12’013 Punkten markierte, bevor Nestlé-Verluste den Aufwärtstrend bremsten. Auf Wochensicht ergibt sich ein Plus von +2,4 %, nachdem die Vorwoche bereits +3,7 % verzeichnete. Der breitere SPI gewann +0,33 % auf 16’210,86 Punkte, der SLI – welcher die 30 grössten Titel umfasst – stieg um +0,56 % auf 1’934,59 Punkte. Der SMI notiert seit Jahresbeginn mit einem Plus von +2,74 %, das Jahreshoch liegt bei 13’199 Punkten, das Jahrestief bei 10’699 Punkten.


2. Unternehmenswerte im Fokus
- Nestlé verlor -1,9 % (85,74 CHF) und belastete den Gesamtmarkt signifikant. Trotz solider Quartalszahlen führten Kurszielsenkungen durch DZ Bank und andere Analysten zu Abgaben. Die Wechselkursentwicklung gilt als Risiko.
- Holcim legte +1,7 % (91,90 CHF) zu. Der Baustoffkonzern überzeugte mit robustem Q1-Ergebnis (Umsatz 5,54 Mrd. CHF, operativer Gewinn +1,7 % auf 515 Mio. CHF) und bestätigtem Ausblick. Die geplante Abspaltung der Tochter Amrize wird planmässig vorangetrieben.
- ABB war Tagessieger mit +2,2 % (43,25 CHF), profitierte von der zyklischen Markterholung.
- Sika (+1,6 %) und SGS (+1,6 %) setzten die positive Tendenz fort.
- Sandoz stieg deutlich um +3,4 % – gestützt von Marktstimmung und vermutlich solider operativer Entwicklung.
- Sonova (+0,9 %) wurde von einer Aufstufung durch HSBC auf „Buy“ gestützt.
- Kühne + Nagel verlor -1,5 % – eine Korrektur nach den Vortagsgewinnen.
- Roche (-0,2 %) zeigte sich leicht schwächer, während Novartis um +0,6 % zulegte.
- UBS (+1,31 %) profitierte von robustem Handelsvolumen (über 5 Mio. Aktien), während sie unter den Top-Performern lag.
- Partners Group legte um +1,29 % zu.

Im breiten Markt:
- Baloise fiel deutlich um -5,3 % – bedingt durch den Ausstieg von Investor Cevian. Eine Fusion mit Helvetia erscheint nun wahrscheinlicher.
- Helvetia verlor vergleichsweise moderat -0,3 %.
- Belimo setzte den Höhenflug mit +3,9 % fort (nach +12 % am Vortag).
- Addex Therapeutics stieg stark um +13,9 % infolge eines Jahresgewinns von 7,1 Mio. CHF nach einem Vorjahresverlust von -10,6 Mio. CHF.
- Evolva verlor -6,8 %.
3. Makroökonomisches Umfeld SNB-Präsident Martin Schlegel warnte vor einer möglichen Konjunkturabkühlung und stellte geldpolitische Massnahmen wie Zinssenkungen und Währungsinterventionen in Aussicht. Die Rendite der 10-jährigen Bundesobligation lag stabil bei 0,417 % (+0,48 %), nahe dem Tief seit Mitte Februar.
4. Wechselkurse und Währungspolitik
- Der EUR/CHF stieg leicht um +0,13 % auf 0,9429.
- Der USD/CHF ebenfalls leicht um +0,18 % auf 0,8285. Der Franken bleibt in einem Spannungsfeld zwischen seiner Rolle als sicherer Hafen und SNB-Massnahmen zur Abschwächung der Währung. Die SNB könnte angesichts der tiefen Inflation (März: 0,3 %) zu weiteren Lockerungsschritten greifen.
5. Internationale Indizes
- EURO STOXX 50: +0,76 % auf 5’153,61 Punkte
- DAX: +0,78 % auf 22’236,41 Punkte Die europäischen Leitindizes zeigten sich fester. Die Hoffnung auf eine Entspannung der US-Handelspolitik trieb die Märkte.
6. Rohstoffe und Kryptowährungen
- Ölpreis (Brent): +0,11 % auf 65,68 USD – anhaltende Stabilisierungstendenz, gestützt durch geopolitische Zuversicht.
- Gold: -2,0 % auf 3’282,24 USD – Rückschlag infolge gestiegener Risikobereitschaft.
- Bitcoin: +2,0 % auf 95’117,57 CHF – anhaltende Stärke im Krypto-Sektor trotz regulatorischer Unsicherheiten.
Fazit: Die Schweizer Börse bleibt im Aufwärtstrend, getragen von globaler Hoffnungsstimmung (Zollpolitik, Zinssenkungserwartungen), trotz lokaler Belastungen wie bei Nestlé. Zykliker wie ABB, Holcim und Sika führen den Markt an. Die SNB bleibt angesichts der schwächelnden Konjunktur wachsam. Anleger sollten weiterhin mit erhöhter Volatilität rechnen, doch bleibt die Grundstimmung vorerst freundlich.
Schweiz in engerem Kreis für rasche Zolllösung mit den USA
Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter hat positive Signale aus ihren Gesprächen mit US-Vertretern in Washington mitgebracht. Die Schweiz gehört zu einer Gruppe von 15 Ländern, mit denen die USA schnell eine Lösung in der aktuellen Zollfrage anstreben. Diese Entwicklung ist vor dem Hintergrund der globalen Handelskrise bedeutsam, die US-Präsident Donald Trump Anfang April durch angekündigte Strafzölle ausgelöst hatte. Keller-Sutter betonte, dass die USA ein Interesse daran hätten, mit wichtigen Handelspartnern – darunter auch der Schweiz – Verhandlungen aufzunehmen.
Im Gespräch mit US-Finanzminister Scott Bessent wurde vereinbart, eine gemeinsame Absichtserklärung zu erarbeiten, die als Grundlage für ein Verhandlungsmandat dienen soll. Keller-Sutter wies darauf hin, dass Unsicherheit für die Wirtschaft schädlicher sei als suboptimale Lösungen oder Gesetze. Obwohl kein detaillierter Fahrplan mit konkreten Daten vorliegt, verdeutlichte sie die Dringlichkeit der Situation, da es um Arbeitsplätze und Einkommen in der Schweiz gehe.
Als weiteren Fortschritt hob Keller-Sutter die Einrichtung einer Koordinationsstelle durch die US-Regierung hervor, die die Kommunikation zwischen den involvierten Ministerien beider Länder erleichtert. Dies sei ein wichtiges Signal, da frühere Kontakte oft unübersichtlich gewesen seien.
Die Schweizer Delegation, vertreten durch Keller-Sutter und Bundesrat Guy Parmelin, nahm zudem an der Frühlingstagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank teil. Parmelin betonte, dass die Schweiz den USA attraktive Vorschläge unterbreiten könne, insbesondere im Hinblick auf grössere Investitionen zur Reindustrialisierung sowie verstärkte Zusammenarbeit in den Bereichen Pharma und Bio-Tech. Auch das duale Bildungssystem der Schweiz weckt Interesse bei den USA: Die amerikanische Erziehungsministerin Linda McMahon plant einen Besuch in der Schweiz, um mehr darüber zu erfahren.
Die globale Unruhe durch Trumps Zollpolitik prägte die Diskussionen am IWF-Treffen. Keller-Sutter sprach von einem klaren Umbruch in der internationalen Handelsordnung, der neue Spielregeln erfordere. In Bezug auf die verhängten Zölle von 31 Prozent auf Schweizer Produkte oder die universellen Zölle von 10 Prozent äusserte sie den Wunsch nach Nulltarifen, räumte aber ein, dass die USA möglicherweise nicht vollständig auf zusätzliche Zölle verzichten werden. Die Schweiz werde sich bemühen, innerhalb dieser neuen Rahmenbedingungen eine akzeptable Lösung zu finden.
Schweizer Edelmetallhandel im März 2025: Starke Handelsaktivitäten mit Gold und Silber
Im März 2025 demonstrierte die Schweiz weiterhin ihre zentrale Rolle im globalen Edelmetallhandel, insbesondere bei Gold und Silber. Insgesamt wurden 374,82 Tonnen an Gold, Silber und Münzen im Wert von 12,7 Milliarden Franken importiert. Der Löwenanteil entfiel dabei auf Rohgold, das mit 210,17 Tonnen im Wert von 12,5 Milliarden Franken den Hauptbestandteil der Importe ausmachte. Das wichtigste Lieferland für Gold war die Vereinigten Arabischen Emirate, die 30,4 Tonnen lieferten. Als größter Abnehmer von Schweizer Goldexporten kristallisierten sich die USA heraus, die netto 77,71 Tonnen Gold bezogen.
Auch im Silberhandel zeigte die Schweiz bedeutende Aktivitäten. Das Importvolumen lag bei 158 Tonnen im Wert von 165,8 Millionen Franken, während das Exportvolumen mit 251,2 Tonnen im Wert von 237,8 Millionen Franken noch höher ausfiel. Das wichtigste Lieferland für Silber war China, das der Schweiz netto 74,78 Tonnen lieferte. Der größte Abnehmer von Schweizer Silberexporten waren die Vereinigten Staaten, die netto 115,58 Tonnen bezogen.
Insgesamt bleibt die Schweiz ein wichtiger Player im internationalen Edelmetallhandel. Allerdings ist ein leichter Rückgang der Im- und Exportaktivitäten in den USA zu beobachten, was möglicherweise auf veränderte globale Handelsdynamiken oder Nachfrageverschiebungen zurückzuführen ist. Die Daten unterstreichen jedoch weiterhin die Bedeutung der Schweiz als Drehscheibe für den Handel mit Gold und Silber.
Schweizer Gläubigerrolle gegenüber den USA: Chancen und Risiken angesichts wachsender Schulden
Die Schweiz zählt zu den zehn wichtigsten internationalen Gläubigern der USA, mit Schweizer Investoren, die US-Staatsanleihen im Wert von rund 300 Milliarden Dollar halten. Zu diesen Anlegern gehören Pensionskassen, AHV-Kassen, Banken, Versicherungen sowie die Schweizerische Nationalbank (SNB). Jahrzehntelang galten US-Schuldpapiere als sichere Anlage, doch aktuell nimmt das Misstrauen aufgrund von Handelskonflikten und einer schwächeren Währung zu.
Die USA stehen vor wachsenden Herausforderungen durch ihre steigende Schuldenlast. Im Jahr 2025 müssen sie Schulden im Umfang von 10 Billionen Dollar refinanzieren, und für 2026 sind bereits 11 Billionen Dollar vorgesehen. Diese Entwicklung führt zu Sorgen an den Finanzmärkten. Experten warnen, dass Investoren möglicherweise höhere Zinsen verlangen könnten, was die Refinanzierungskosten für die USA weiter in die Höhe treiben würde.
Die nächsten Jahre dürften entscheidend sein, da die Kombination aus steigenden Schulden und Haushaltsdefiziten potenziell zu langfristigen wirtschaftlichen Problemen führen könnte. Für die Schweiz als bedeutenden Gläubiger ergeben sich daraus sowohl Risiken als auch die Notwendigkeit, die eigene Anlagestrategie kritisch zu überprüfen. Die Entwicklung bleibt eng mit der globalen Wirtschaftslage verknüpft und wird auch für andere internationale Gläubiger von Bedeutung sein.
Schweizer Wirtschaft im Spannungsfeld von Unsicherheiten und geldpolitischer Herausforderungen
SNB-Direktionspräsident Martin Schlegel warnte kürzlich vor wirtschaftlichen Unsicherheiten, die durch Zollstreitigkeiten und eine mögliche Fragmentierung der Weltwirtschaft entstehen. Als offene Volkswirtschaft ist die Schweiz besonders anfällig für handelspolitische Spannungen, die das Wirtschaftswachstum stärker dämpfen könnten als erwartet.
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) steht vor der Herausforderung, Inflation und Konjunktur sorgfältig zu überwachen. Um Preisstabilität zu gewährleisten, behält sie ihr Hauptinstrument – den SNB-Leitzins – im Fokus und passt ihre Geldpolitik bei Bedarf an. Auf dem Devisenmarkt hat der Schweizer Franken aufgrund seines Status als sicherer Hafen bereits aufgewertet. Dennoch versucht die SNB, Interventionen zu vermeiden, um nicht als Währungsmanipulator eingestuft zu werden – ein Aspekt, der vor allem im Hinblick auf Verhandlungen mit den USA relevant ist.
Die Idee eines Staatsfonds, finanziert aus Devisenreserven, wurde von SNB-Bankratspräsidentin Barbara Janom Steiner abgelehnt. Ein solcher Fonds würde die geldpolitische Flexibilität der SNB beeinträchtigen und ist daher kein realistisches Szenario.
Im Jahr 2024 konnte die SNB durch hohe Gewinne ihr Eigenkapital stärken und Ausschüttungen an Bund und Kantone ermöglichen. Allerdings bleiben die Bilanzrisiken hoch, sodass jährliche Ausschüttungen weiterhin nicht garantiert werden können. Die Schweizer Wirtschaft und die SNB stehen somit in den kommenden Jahren vor einer Phase der Unsicherheit, in der stabile Rahmenbedingungen und flexible Instrumente entscheidend sein werden.