Der Begriff „Momo-Aktien“ – abgeleitet von Momentum – beschreibt eine Klasse von Wertpapieren, die gleichsam Hoffnungsträger und Risikoquelle des modernen Kapitalmarkts sind. Banken wie Goldman Sachs fassen sie häufig in eigens konstruierten Körben (sogenannte „Baskets“) zusammen, die Anlegern als Indikator für Marktdynamik dienen. Doch was steckt dahinter – und welche Gefahren verbergen sich in diesem scheinbar so verheißungsvollen Segment?
Momo-Aktien zeichnen sich durch zwei Eigenschaften aus: Erstens weisen sie ein hohes Beta auf, schwanken also stärker als der Gesamtmarkt. Zweitens verfügen sie über ausgeprägtes Momentum – eine jüngere Erfolgsgeschichte an der Börse, die Anleger glauben lässt, dass der Trend weitergeht. Typische Beispiele sind die großen Technologiewerte, die die Schlagzeilen dominieren: Nvidia, Meta, Tesla, aber auch spekulativere Titel wie Palantir oder Coinbase. In Boomphasen liefern sie atemberaubende Renditen; im Abwärtstrend werden sie jedoch schnell zu Brandbeschleunigern.
Der Reiz der Momentum-Strategie liegt in ihrer empirischen Stärke: Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass Aktien mit jüngst überdurchschnittlicher Performance kurzfristig weiter outperformen. Doch dieses Muster ist volatil, bricht abrupt und oft schmerzhaft. Wenn Euphorie in Panik umschlägt, trifft es Momentum-Werte zuerst. Ihre Popularität führt zudem zu „Crowding“ – zu viele Marktteilnehmer wetten gleichzeitig auf dieselben Titel. Eine kleine Enttäuschung reicht, und die Abwärtsspirale beginnt.
Institutionelle Häuser nutzen Momo-Baskets als Handelsinstrument. Sie erleichtern die Spekulation auf Risikoappetit oder die Absicherung gegen Übertreibungen. Privatanleger dagegen laufen Gefahr, zu spät einzusteigen. Denn bis die breite Öffentlichkeit „Momo-Aktien“ entdeckt, ist die Phase größter Kursgewinne meist vorbei. Die Geschichte der Meme-Stocks wie GameStop und AMC zeigt eindrücklich, wie schnell ein Momentum-Hype ins Gegenteil umschlagen kann.
Kritisch zu würdigen ist auch die Frage, inwieweit Momo-Aktien eine Substanzstory tragen oder lediglich auf kollektiver Erzählung basieren. Nvidia profitiert real von der KI-Revolution – ihre Kursrallye mag überzogen sein, fußt aber auf tatsächlichem Gewinnwachstum. Viele „Story Stocks“ hingegen glänzen allein durch Narrativ, nicht durch Fundamentaldaten. Für sie gilt: Momentum ersetzt kein tragfähiges Geschäftsmodell.
Fazit: Momo-Aktien sind ein Fieberthermometer der Märkte. Sie spiegeln die riskante Gratwanderung zwischen Euphorie und Ernüchterung wider. Für institutionelle Investoren sind sie nützliches Werkzeug; für Privatanleger eine riskante Versuchung. Wer hier mitspielen will, muss Nerven wie Drahtseile haben – und sollte nie vergessen, dass Momentum nicht unendlich anhält.