Quantitative Tightening (QT), auf Deutsch häufig als „quantitative Straffung“ oder „Bilanzverkürzung“ bezeichnet, ist ein geldpolitisches Instrument, das von Zentralbanken eingesetzt wird, um überschüssige Liquidität aus dem Finanzsystem zu entziehen und damit Inflationstendenzen entgegenzuwirken. Es stellt das Gegenstück zur expansiven Geldpolitik des Quantitative Easing (QE) dar.
Hintergrund und Mechanismus
Während der Finanzkrisen und auch in der COVID-19-Pandemie haben viele Zentralbanken – insbesondere die US-Notenbank (Fed), die Europäische Zentralbank (EZB) und die Bank of England – durch QE große Mengen an Staatsanleihen und anderen Wertpapieren aufgekauft. Ziel war es, die Zinsen niedrig zu halten, Investitionen zu stimulieren und Liquidität in das Finanzsystem zu pumpen.
Beim QT verfolgt die Zentralbank nun den umgekehrten Kurs:
- Auslaufenlassen von Wertpapieren
Statt fällige Anleihen zu reinvestieren, lässt die Zentralbank diese auslaufen. Dadurch wird die Geldmenge verringert, da keine neuen Mittel in den Markt fließen. - Aktiver Verkauf von Anleihen
In einer aggressiveren Variante kann die Zentralbank aktiv Vermögenswerte verkaufen, um Liquidität aus dem Markt zu ziehen. - Reduktion der Zentralbankbilanz
Durch QT schrumpft die Bilanzsumme der Notenbank, was als Signal für eine restriktivere Geldpolitik verstanden wird.
Ziele und Wirkungsweise
Das übergeordnete Ziel von QT ist es, das Preisniveau zu stabilisieren und einer Überhitzung der Wirtschaft entgegenzuwirken. Im Einzelnen wirkt QT über folgende Kanäle:
- Zinserhöhungsdruck: Wenn die Zentralbank ihre Anleihekäufe einstellt oder sogar Bestände verkauft, sinkt die Nachfrage nach Anleihen, was deren Kurse drückt und die Renditen steigen lässt. Das führt zu höheren Marktzinsen.
- Straffung der finanziellen Bedingungen: Höhere Zinsen verteuern Kredite für Unternehmen und Haushalte, was Investitionen und Konsum dämpft.
- Senkung der Inflation: Durch die reduzierte Nachfrage sinkt der Preisdruck in der Wirtschaft – zumindest in der Theorie.
- Stärkung der Währung: Eine restriktivere Geldpolitik kann zu einem Aufwertungsdruck auf die nationale Währung führen, was Importe verbilligt und die Inflation zusätzlich drückt.
Risiken und Kritik
QT ist mit erheblichen Risiken behaftet und wird in der ökonomischen Fachwelt kontrovers diskutiert:
- Marktvolatilität: QT kann zu abrupten Kursverlusten auf den Finanzmärkten führen, insbesondere wenn die Kommunikation der Zentralbank mangelhaft ist.
- Wachstumsrisiken: Eine zu schnelle oder zu drastische Bilanzverkürzung kann die Konjunktur abwürgen und das Risiko einer Rezession erhöhen.
- Finanzierungsprobleme für Staaten: Höhere Zinsen verteuern die Staatsfinanzierung und könnten fiskalpolitische Herausforderungen verstärken.
- Asymmetrische Wirkung: QT kann stärker auf Vermögenspreise (Aktien, Immobilien) wirken als auf die Konsumentenpreise, wodurch die Inflationsbekämpfung nur begrenzt erfolgreich sein könnte.
Fazit
Quantitative Tightening ist ein zentrales geldpolitisches Instrument zur Normalisierung nach Phasen ultralockerer Geldpolitik. Es signalisiert einen restriktiveren Kurs und zielt auf die Bekämpfung übermäßiger Inflation ab. Seine Wirksamkeit hängt jedoch stark vom gesamtwirtschaftlichen Kontext, von der Erwartungshaltung der Marktteilnehmer und von der Fähigkeit der Zentralbanken ab, Vertrauen zu erhalten, ohne die Finanzmärkte zu destabilisieren. Ein „sanfter Ausstieg“ aus den geldpolitischen Ausnahmezuständen ist dabei keineswegs garantiert – QT bleibt ein riskanter Balanceakt zwischen Stabilisierung und Destabilisierung.