Im Jahr 2024 erreichten die Exporte amerikanischer Spirituosen einen historischen Höchststand von 2,4 Milliarden US-Dollar, wie der Branchenverband Distilled Spirits Council of the United States (DISCUS) berichtet. Dieses Rekordniveau unterstreicht die wachsende globale Bedeutung der US-Spirituosenindustrie. Ein entscheidender Treiber dieses Wachstums war die verbesserte Handelsbeziehung zur Europäischen Union: Die Exporte in die EU stiegen um beeindruckende 39 % auf 699 Millionen US-Dollar. Besonders US-Whiskey, der mit einem Exportvolumen von 1,2 Milliarden US-Dollar den größten Anteil ausmacht, profitiert von der starken Nachfrage in Europa, dem wichtigsten Absatzmarkt.
Handelsstreitigkeiten als Bedrohung
Trotz dieser Erfolge steht die Branche vor erheblichen Herausforderungen. Die EU hatte 2022 die Strafzölle auf US-Whiskey aufgehoben, plant jedoch, diese wieder einzuführen. Zwar wurden die Zölle kürzlich um 90 Tage verschoben – eine Entscheidung der Trump-Regierung –, doch bleibt die Zukunft ungewiss. DISCUS warnt, dass die fortbestehenden Handelsstreitigkeiten, die ursprünglich aus anderen Wirtschaftssektoren stammen, die Spirituosenexporte erheblich beeinträchtigen könnten. Ein erneuter Zoll auf US-Whiskey würde insbesondere den europäischen Markt, der für die Branche von zentraler Bedeutung ist, nachhaltig schädigen.
Kanada als zusätzlicher Krisenherd
Auch Kanada, der zweitgrößte Exportmarkt mit einem Volumen von 221 Millionen US-Dollar im Jahr 2024, bereitet der Branche Sorgen. Seit Kurzem erhebt Kanada 25 % Strafzölle auf alle US-Spirituosen, was bereits dazu geführt hat, dass zahlreiche US-Marken aus kanadischen Spirituosengeschäften verschwunden sind. Diese Entwicklung trübt die Aussichten für 2025 erheblich und zeigt, wie schnell geopolitische Spannungen den Marktzugang erschweren können.
Nachfrageeinbruch und wirtschaftliche Folgen
Neben den Handelskonflikten belastet auch ein Rückgang der globalen Nachfrage die Branche. Nach einem pandemiebedingten Boom sanken die Exporte außerhalb Europas um fast 10 %. Die wirtschaftlichen Folgen sind bereits spürbar: Große Hersteller wie Brown-Forman, bekannt für Marken wie Jack Daniel’s und Woodford Reserve, mussten Stellen abbauen. Kleinere Unternehmen, wie das von Diageo finanzierte Westward Whiskey, meldeten sogar Insolvenz an. Diese Entwicklungen verdeutlichen die Anfälligkeit der Branche für externe Schocks.
Langfristiger Aufwärtstrend bleibt intakt
Trotz der aktuellen Herausforderungen bleibt der langfristige Trend positiv. Seit dem Jahr 2000 haben sich die US-Spirituosenexporte mehr als verfünffacht – von 478 Millionen US-Dollar auf 2,4 Milliarden US-Dollar. DISCUS führt diesen Erfolg auf ein „faires und gegenseitiges Spielfeld“ zurück, das durch den zollfreien Zugang zu 51 Ländern, darunter die EU, Kanada und Mexiko, ermöglicht wurde. Diese offenen Handelsbeziehungen haben die Wettbewerbsfähigkeit der US-Spirituosen auf dem Weltmarkt gestärkt.
Fazit: Erfolg mit Risiken
Der Bericht von DISCUS zeichnet das Bild einer Branche, die beeindruckende Erfolge feiert, aber durch geopolitische Spannungen und Protektionismus gefährdet ist. Die starke Abhängigkeit von wenigen Märkten wie der EU und Kanada macht die US-Spirituosenindustrie verwundbar. Gleichzeitig zeigt sich, wie wirtschaftliche Erfolge durch politische Entscheidungen aus anderen Sektoren schnell untergraben werden können. Für die Zukunft wäre eine Diversifizierung der Exportmärkte ebenso wie ein verstärkter diplomatischer Einsatz zur Lösung von Handelsstreitigkeiten entscheidend, um die positive Entwicklung der Branche langfristig zu sichern.