Eine Reservewährung ist eine Währung, die von Zentralbanken und internationalen Institutionen in erheblichem Umfang gehalten wird, um internationale Transaktionen zu erleichtern, Währungsstabilität zu gewährleisten und wirtschaftspolitische Ziele abzusichern. In der Regel handelt es sich dabei um besonders stabile, liquide und vertrauenswürdige Währungen, die auch im internationalen Handel, bei Rohstoffabrechnungen (z. B. Öl) und bei der Begebung von Staatsanleihen weit verbreitet sind.
Zentrale Merkmale einer Reservewährung:
- Vertrauen und Stabilität: Eine Reservewährung muss langfristiges Vertrauen genießen. Das bedeutet, dass Inflation, wirtschaftliche und politische Stabilität des Herausgeberstaates entscheidend sind.
- Liquidität und Akzeptanz: Die Währung muss weltweit in großen Mengen verfügbar und einfach handelbar sein. Dazu gehört auch, dass internationale Märkte, wie z. B. Devisenmärkte, tief und liquide sind.
- Funktion als Recheneinheit und Wertaufbewahrungsmittel: Eine Reservewährung dient nicht nur dem Zahlungsverkehr, sondern vor allem als Wertspeicher – insbesondere in Krisenzeiten.
- Nutzung im internationalen Handel und Finanzwesen: Viele Länder verwenden Reservewährungen, um Importe zu bezahlen oder externe Schulden zu bedienen. Ebenso erfolgt die Emission vieler internationaler Anleihen in Reservewährungen.
Aktuelle Beispiele für Reservewährungen:
Die bedeutendste Reservewährung ist nach wie vor der US-Dollar (USD). Er macht laut Internationalem Währungsfonds (IWF) rund 60 % der weltweiten Devisenreserven aus. Dahinter folgen:
- Euro (EUR): Ca. 20 %, vor allem in Europa und Afrika verbreitet
- Japanischer Yen (JPY)
- Britisches Pfund (GBP)
- Chinesischer Renminbi (CNY): Noch ein kleiner Anteil, aber mit wachsendem Einfluss, vor allem durch politische Initiativen wie die „Belt and Road Initiative“
Funktion und Bedeutung:
Reservewährungen sind ein zentrales Element der globalen Finanzarchitektur. Sie geben Ländern, die eigene Währungen mit geringer internationaler Akzeptanz haben, die Möglichkeit, ihre Außenwirtschaftspolitik abzusichern. In Notfällen, etwa bei einem Währungskollaps oder einer Zahlungsbilanzkrise, kann eine ausreichend dotierte Reserve in einer stabilen Fremdwährung entscheidend sein, um Importe aufrechtzuerhalten oder Schulden zu bedienen.
Zudem ermöglichen Reservewährungen Ländern, ihre eigenen Währungen zu stabilisieren, indem sie auf den Devisenmärkten intervenieren. Zentralbanken verkaufen oder kaufen Reservewährungen, um Wechselkurse zu beeinflussen.
Kritik und geopolitische Dimension:
Das System der Reservewährungen steht immer wieder in der Kritik, insbesondere wegen der Dominanz des US-Dollars. Dies führt zu einem sogenannten exorbitanten Privileg für die USA: Sie können sich in der eigenen Währung verschulden, während andere Länder Dollarreserven halten müssen, was wirtschaftspolitisch Abhängigkeiten schafft.
Zudem gibt es Bestrebungen, die Rolle des Dollars zu verringern, etwa durch die Einführung digitaler Zentralbankwährungen (CBDCs), die Förderung regionaler Zahlungssysteme oder durch bilaterale Abkommen, die auf lokale Währungen setzen. Bislang hat jedoch keine Alternative annähernd die globale Verbreitung und Stabilität des Dollars erreicht.
Fazit:
Eine Reservewährung ist ein Werkzeug internationaler Machtprojektion und wirtschaftlicher Stabilität. Sie ist Ausdruck des Vertrauens in die wirtschaftliche und politische Ordnung des ausgebenden Landes. Ihre Rolle geht weit über rein monetäre Fragen hinaus – sie spiegelt auch die geopolitische Struktur der Weltordnung wider.