Tagesrückblick Schweizer Finanzmarkt – Donnerstag, 28. August 2025

1. Einleitung / Marktüberblick
Der Schweizer Aktienmarkt zeigte sich am Donnerstag nur wenig bewegt. Nach einem positiven Start schmolzen die anfänglichen Gewinne im Verlauf des Vormittags dahin, bevor sich die Kurse am Nachmittag wieder leicht erholten. Insgesamt schloss der Handelstag mit moderaten Aufschlägen im SMI, während SLI und SPI nahezu unverändert blieben. Belastend wirkten die anhaltenden geopolitischen Spannungen und die jüngsten US-Handelszölle auf Schweizer Produkte, während die Erwartungen an baldige Zinssenkungen der US-Notenbank die Stimmung stützten.
2. Indizes im Detail
Index | Schlussstand | Veränderung | Vortag | Eröffnung | Tageshoch | Tagestief |
---|---|---|---|---|---|---|
SMI (CH0009980894) | 12’219.20 | +0.10% | 12’207.12 | 12’215.18 | 12’253.69 | 12’169.97 |
SLI (CH0030252883) | 2’014.23 | -0.01% | 2’014.44 | 2’016.85 | 2’022.11 | 2’007.09 |
SPI (SXGE, CH0009987501) | 16’948.11 | +0.03% | 16’943.47 | 16’957.65 | 16’999.14 | 16’892.87 |
SPI20 (CH0368313760) | 11’943.50 | +0.10% | 11’931.70 | 11’939.58 | 11’977.22 | 11’895.39 |
Die Umsätze an der SIX lagen bei 16,1 Mio. gehandelten Aktien und damit über dem Vortagesniveau.
3. Einflussfaktoren / Marktumfeld
Die Veröffentlichung der US-Wirtschaftsdaten (BIP-Wachstum etwas stärker als erwartet, +2.1% annualisiert) sorgte kaum für Bewegung. Entscheidender für die Stimmung war die Erwartung, dass die US-Notenbank im September die Leitzinsen senken könnte, nachdem Fed-Chef Jerome Powell eine Lockerung signalisiert hatte. Auf makroökonomischer Ebene bestätigte das SECO die schwache Entwicklung des Schweizer BIP im zweiten Quartal (+0,1 % zum Vorquartal, +1,2 % zum Vorjahr). Insbesondere die exportorientierten Branchen litten unter den US-Zöllen von 39 % auf Schweizer Güter, die seit Anfang August gelten. Die KOF-Konjunkturprognose fiel mit 97,4 Punkten unter den Erwartungswert und unterstreicht die konjunkturelle Eintrübung. Der VSMI, der die erwartete Schwankungsintensität misst, sank um 1,5 % auf 13,38 Punkte – ein Hinweis auf eine relativ beruhigte Marktstimmung trotz der Risiken.
4. Unternehmensnachrichten / Einzelwerte im Fokus
Besondere Aufmerksamkeit galt den Luxusgüterwerten. Richemont (+1,7 %) setzte sich an die Spitze der Blue Chips, während Swatch (-1,8 %) nach den deutlichen Vortagesgewinnen wieder abgab. Hintergrund sind Aussagen von Swatch-CEO Nick Hayek zu robusten US-Verkäufen und geplanten Preiserhöhungen, die zunächst Euphorie ausgelöst, im Tagesverlauf jedoch abgekühlt waren. Nestlé (+1,0 %) profitierte von positiven Analystenkommentaren im Zuge der geplanten Übernahme von JDE Peet’s durch Keurig Dr Pepper, was dem Westschweizer Konzern Chancen im Kaffeemarkt eröffnen könnte. Bei den zyklischen Werten legten Logitech (+1,2 %), ABB (+1,1 %), Holcim (+0,8 %), Sika (+0,4 %) und Adecco (+0,4 %) zu, während bei den Defensiven vor allem Swisscom (-2,9 %), Alcon (-2,7 %), Geberit (-0,8 %), Roche (-0,6 %) und Novartis (-0,4 %) schwächer tendierten. Im breiten Markt stachen Arbonia (+6,4 %, nach einer Kaufempfehlung von Kepler Cheuvreux), Huber+Suhner (+8,6 %, nach einer Empfehlung der ZKB) sowie Jungfraubahnen (+4,5 %) positiv hervor. Dagegen litten DocMorris (-6,3 %) und Redcare Pharma (-8,9 %) unter der Aussicht auf stärkere Konkurrenz durch die deutsche Drogeriemarktkette DM. Auch SoftwareOne (-4,3 %) verlor nach enttäuschenden Zahlen.
5. Devisen, Zinsen und weitere Märkte
Die Rendite der zehnjährigen Eidgenossen stieg leicht auf 0,292 % und entfernte sich damit von ihrem jüngsten Zwei-Wochen-Tief bei 0,30 %. Die Schweizerische Nationalbank hält weiterhin an ihrer Nullzinspolitik fest, was von den Banken überwiegend so erwartet wird. Am Devisenmarkt gewann der Schweizer Franken an Stärke: Der Euro notierte bei 0,9328 CHF, der US-Dollar bei 0,8012 CHF, 100 japanische Yen bei 0,5443 CHF und das britische Pfund bei 1,0815 CHF.
6. Zusammenfassung / Fazit
Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag nach einem verhaltenen Tagesverlauf nahezu unverändert geschlossen, mit leichten Gewinnen im SMI und SPI, während der SLI minimal im Minus endete. Positive Impulse kamen von Richemont, Nestlé und konjunktursensitiven Werten, während defensive Schwergewichte wie Swisscom und Roche nachgaben. Das makroökonomische Umfeld bleibt herausfordernd: Die Schweizer Wirtschaft wuchs im zweiten Quartal kaum, belastet durch schwächere Exporte und die neuen US-Zölle. Die robuste Inlandsnachfrage verhindert jedoch einen stärkeren Abschwung. Die gesunkenen Volatilitätserwartungen deuten darauf hin, dass Anleger vorerst abwarten. Im Fokus stehen nun die US-PCE-Inflationsdaten sowie weitere Unternehmensberichte, die die Richtung für die kommenden Handelstage vorgeben dürften.
Marktbreite
Marktaktivität vom 28.08.2025 (17:38 Uhr):
Handelsinformationen:
- Gehandelte Titel: 222
- Gewinner: 104 (Umsatz 1’266,4 Mio. CHF, 71’614 Abschlüsse)
- Verlierer: 94 (Umsatz 1’219,1 Mio. CHF, 74’371 Abschlüsse)
- Unverändert: 24 (Umsatz 16,6 Mio. CHF, 2’408 Abschlüsse)
- Nicht gehandelt: 38
Gesamter Markt:
- Kotierte Titel: 260
- Gesamtumsatz: 2’502,0 Mio. CHF
- Gesamtabschlüsse: 148’393
Infobox Marktbreite 28.08.2025
Kategorie | Anzahl | Umsatz (Mio. CHF) | Marktanteil Umsatz | Bemerkung |
---|---|---|---|---|
Gewinner | 104 | 1’266,4 | 50,6 % | Mehr Titel im Plus, Umsatzschwerpunkt bei Aufwärtstiteln |
Verlierer | 94 | 1’219,1 | 48,7 % | Leicht weniger Titel, ähnlich hoher Umsatz – starke Gegenkräfte |
Unverändert | 24 | 16,6 | 0,7 % | Geringe Bedeutung |
Nicht gehandelt | 38 | – | – | 14,6 % der kotierten Werte blieben inaktiv |
TRIN-Indikator (Arms Index):
TRIN = (Gewinner/Verlierer) ÷ (Umsatz Gewinner / Umsatz Verlierer)
= (104/94) ÷ (1’266,4 / 1’219,1)
≈ 1,106 ÷ 1,039 ≈ 1,06
Interpretation
Die Marktbreite zeigt ein ausgeglichenes Bild:
- Mit 104 Gewinnern gegenüber 94 Verlierern überwiegt die Zahl der steigenden Titel leicht.
- Beim Umsatz herrscht nahezu Gleichgewicht zwischen Gewinnern (50,6 %) und Verlierern (48,7 %).
- Der berechnete TRIN-Wert von 1,06 signalisiert eine leicht abwartende bis schwächere Marktstimmung – Käufer dominierten zahlenmäßig, aber die Verlierer waren im Umsatz fast ebenso stark vertreten.
- Dass 38 Titel (fast 15 % des Marktes) nicht gehandelt wurden, spricht für ein eher verhaltenes Interesse in einzelnen Segmenten.
- Insgesamt bestätigt sich der Eindruck eines seitwärts tendierenden Handels mit begrenzter Dynamik, was auch zu den geringen Bewegungen in den Indizes passt.
Swiss Blue Chip Aktien(Börsenplatz Zürich)
Name | Close | Differenz (Absolut) | Differenz (%) | TotalVolume |
RICHEMONT N | 141,25 | 2,3 | 1,66 | 1785041 |
LOGITECH N | 83,56 | 1 | 1,21 | 322501 |
ABB LTD N | 54,38 | 0,58 | 1,08 | 1514426 |
NESTLE N | 74,9 | 0,75 | 1,01 | 3526847 |
SONOVA N | 231,1 | 1,8 | 0,78 | 87079 |
HOLCIM N | 67 | 0,5 | 0,75 | 814371 |
UBS GROUP N | 32,58 | 0,24 | 0,74 | 5179366 |
SIKA N | 187,5 | 0,75 | 0,4 | 201477 |
SIG GROUP N | 12,75 | 0,05 | 0,39 | 1008597 |
ADECCO N | 25,48 | 0,08 | 0,31 | 490669 |
STRAUMANN N | 94,64 | 0,14 | 0,15 | 244713 |
PARTNERS GROUP N | 1115 | 1,5 | 0,13 | 27083 |
GIVAUDAN N | 3381 | 2 | 0,06 | 12547 |
SWISS RE N | 144,85 | -0,15 | -0,1 | 395854 |
JULIUS BAER N | 58,7 | -0,08 | -0,14 | 249926 |
ZURICH INSURANCE N | 579,6 | -1,2 | -0,21 | 199243 |
LINDT PS | 12060 | -30 | -0,25 | 1570 |
SCHINDLER PS | 301,2 | -0,8 | -0,26 | 50980 |
SGS N | 81,84 | -0,26 | -0,32 | 185475 |
SANDOZ GROUP N | 50,36 | -0,16 | -0,32 | 521111 |
AMRIZE N | 41,61 | -0,18 | -0,43 | 856586 |
NOVARTIS N | 101,54 | -0,44 | -0,43 | 1406145 |
LONZA N | 569,6 | -2,8 | -0,49 | 60478 |
SWISS LIFE HOLDING AG N | 871,8 | -4,8 | -0,55 | 42352 |
ROCHE GS | 261 | -1,6 | -0,61 | 740179 |
VAT GROUP N | 269 | -1,8 | -0,66 | 78659 |
GEBERIT N | 591,6 | -4,6 | -0,77 | 48113 |
KUEHNE+NAGEL INT N | 165,65 | -2,25 | -1,34 | 190856 |
SWATCH GROUP I | 147,55 | -2,7 | -1,8 | 135176 |
ALCON N | 63,76 | -1,78 | -2,72 | 1888424 |
SWISSCOM N | 574,5 | -17 | -2,87 | 101531 |

Nachrichten
Autoversicherungen: Prämienerhöhungen erwartet – genaue Höhe offen
Mehrere Schweizer Autoversicherer wie Zurich, Mobiliar, Baloise, Axa, Helvetia, Smile und Allianz Suisse planen laut einer Tamedia-Umfrage die Anpassung ihrer Prämien aufgrund gestiegener Schadenskosten. Zurich begründet dies mit höheren Reparaturkosten, mehr Unfällen und zunehmenden Unwetterschäden. Keine der befragten Versicherungen nannte jedoch die exakte Höhe der Erhöhung, die laut Medienbericht bis zu 25 Prozent betragen könnte.
Europas Automarkt: Zuwachs im Juli – Tesla verliert stark an Marktanteil
Der europäische Neuwagenmarkt legte im Juli um 7,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu, nach einem Rückgang im Vormonat. Hybride gewannen mit über einem Drittel Marktanteil an Bedeutung, während Verbrenner zusammen nur noch 37,7 Prozent erreichten. Elektroautos stiegen auf 15,6 Prozent. Tesla verlor 43,5 Prozent seines Absatzes und fiel im Juli hinter den chinesischen Hersteller SAIC zurück. Volkswagen baute seine Marktführerschaft aus, Stellantis verzeichnete Einbußen.
UBS-Aktie erreicht 17-Jahreshoch – gestützt durch Analysten und Marktbedingungen
Die UBS-Aktie stieg erneut auf rund 32,58 Franken und erreichte damit ein Niveau von vor der Finanzkrise 2008. Die positive Entwicklung beruht auf optimistischen Analystenprognosen, verbesserten Gewinnaussichten und möglichen Zinssenkungen durch die US-Notenbank. Zudem begünstigen geopolitische Unsicherheiten Kapitalzuflüsse in sichere Häfen wie die Schweiz. Auch andere internationale Großbanken notieren nahe Langzeithochs.
Eurozone: Wirtschaftsstimmung verschlechtert sich überraschend
Der Economic Sentiment Indicator (ESI) der Europäischen Kommission fiel im August überraschend um 0,5 Punkte auf 95,2 und liegt weiter unter dem langfristigen Durchschnitt. Die Stimmung trübte sich in der Dienstleistungs- und Bauwirtschaft ein, während Industrie und Einzelhandel leicht an Optimismus gewannen. In Spanien verschlechterte sich die Lage deutlich, in Deutschland und Italien leichter, Frankreich blieb stabil.
Schweizer Vermögensverwaltung: Hohe Kostenunterschiede zwischen Anbietern
Die traditionelle Vermögensverwaltung in der Schweiz ist laut einer Analyse von Moneyland.ch weiterhin teuer, mit durchschnittlichen Mandatsgebühren von 1,28 Prozent. Für ein Aktienportfolio von 250’000 Franken entstehen so jährlich etwa 3212 Franken an Gebühren, zuzüglich weiterer Kosten. Digitale Anbieter sind deutlich günstiger – teilweise weniger als halb so teuer wie die teuersten traditionellen Angebote.
Schweizer Wirtschaft: Abkühlung durch US-Zölle – Rezession vorerst nicht erwartet
Die Schweizer Wirtschaft hat sich aufgrund der hohen US-Zölle abgeschwächt. Seit 7. August betragen die Zölle auf Schweizer Güter 39 Prozent, betroffen sind rund 60 Prozent der Exporte in die USA. Das Wachstum des BIP im zweiten Quartal lag bei nur 0,1 Prozent. Das Seco rechnet dennoch nicht mit einer Rezession, senkt aber die Wachstumsprognose für 2025 auf 1,2 Prozent und für 2026 auf 0,8 Prozent. Der Dienstleistungssektor bleibt stabil.
Schweiz unterstützt zwölf konkrete Wiederaufbauprojekte in der Ukraine
Die Schweiz finanziert zwölf Wiederaufbauprojekte in der Ukraine mit insgesamt 93 Millionen Franken aus einem Gesamtbudget von über 112 Millionen. Die Projekte im Bereich Infrastruktur, Gesundheit, öffentlicher Verkehr und Minenräumung starten im Herbst 2025. Beteiligte Unternehmen wie Glas Trösch, Roche Diagnostics und Hitachi Energy unterstützen den Wiederaufbau. Die Schweiz betont ihre Bereitschaft, Friedensbemühungen zu unterstützen, und erwägt eine Friedenskonferenz in Genf.
Schweizer Milchwirtschaft: US-Zölle führen zu Milchüberschuss und Exportproblemen
Durch die 39-prozentigen US-Zölle brachen die Käseexporte in die USA im ersten Halbjahr um über 15 Prozent ein. Für Gruyère-Produzenten ist etwa die Hälfte des US-Absatzes gefährdet. Die Sortenorganisation Gruyère kürzt die Produktion um fünf Prozent. Drei Prozent der Schweizer Milchmenge (100 Mio. kg) gehen in die USA. Um den entstehenden Butterberg abzubauen, plant die Branchenorganisation Milch Exporte in den Nahen Osten und stellt 9,5 Millionen Franken für Marktstützung bereit.