SPAC IPO

Ein SPAC IPO (Special Purpose Acquisition Company Initial Public Offering) ist ein Börsengang eines sogenannten Mantelunternehmens, das keine operative Geschäftstätigkeit besitzt, sondern einzig zu dem Zweck gegründet wurde, ein anderes, noch nicht börsennotiertes Unternehmen zu übernehmen und es dadurch indirekt an die Börse zu bringen.

Im Folgenden eine ausführliche Darlegung des Konzepts, seiner Funktionsweise, Vor- und Nachteile sowie der kritischen Debatte rund um SPACs.

1. Begriffserklärung und Funktionsweise

SPACs sind juristisch betrachtet leere Firmenhüllen, die Kapital durch einen Börsengang aufnehmen – ohne zu diesem Zeitpunkt ein konkretes Geschäftsmodell oder Zielunternehmen zu besitzen. Ihr einziger Unternehmenszweck ist es, innerhalb eines bestimmten Zeitraums – typischerweise 18 bis 24 Monate – ein privates Unternehmen zu identifizieren und durch eine Fusion (De-SPAC) zu übernehmen.

Das Verfahren lässt sich in drei Phasen unterteilen:

a) Gründung und IPO

Ein erfahrener Sponsor (meist ein prominenter Investor oder Fondsmanager) gründet den SPAC und bringt ihn durch einen IPO an die Börse. Anleger investieren „blind“ – also ohne zu wissen, welches Unternehmen später übernommen wird. Sie vertrauen auf die Kompetenz und das Netzwerk des Sponsors.

b) Suche nach einem Zielunternehmen

Nach dem IPO beginnt die Suche nach einem geeigneten Übernahmekandidaten. Das Ziel ist meist ein wachstumsstarkes, oft technologieorientiertes Privatunternehmen, das den traditionellen IPO-Prozess umgehen möchte.

c) De-SPAC (Business Combination)

Kommt es zur Fusion mit einem Zielunternehmen, wird dieses anstelle des SPACs börsennotiert. Die Anleger des ursprünglichen SPACs erhalten dann Anteile am kombinierten Unternehmen – oder können ihre Einlagen vorab zurückfordern, wenn sie mit der Übernahme nicht einverstanden sind.

2. Vorteile von SPACs

Für Investoren:

  • Zugang zu Wachstumsmärkten, die sonst institutionellen Anlegern vorbehalten bleiben.
  • Kapitalschutz durch Einlagensicherung: Investoren können ihre Anteile bei Nichtgefallen der Übernahme zurückgeben.
  • Frühphasenbeteiligung an potenziell lukrativen Unternehmen.

Für Zielunternehmen:

  • Schneller und günstiger Börsengang als beim traditionellen IPO, der langwierig und regulatorisch aufwändiger ist.
  • Verhandlungssicherheit beim Unternehmenswert (Valuation) durch direkte Gespräche mit dem SPAC-Sponsor.
  • Medienwirksamkeit und Investorenzugang durch erfahrene Sponsoren.

3. Kritik und Risiken

a) Interessenskonflikte

SPAC-Sponsoren erhalten häufig eine hohe Eigenkapitalbeteiligung (bis zu 20 %) zum symbolischen Preis, was Anreize schafft, unbedingt eine Übernahme durchzusetzen – auch wenn diese wirtschaftlich fragwürdig ist.

b) Mangelnde Transparenz

Da die SPAC-Investoren bei Zeichnung des IPOs nichts über das Zielunternehmen wissen, kaufen sie die sprichwörtliche Katze im Sack. Das erhöht das Risiko von Fehlbewertungen.

c) Performance

Empirische Studien zeigen, dass viele SPACs nach der Fusion unterdurchschnittlich performen – teils sogar deutlich schlechter als traditionelle IPOs. Ein Grund ist die mögliche Überbewertung bei der Übernahme sowie der nachlassende Investorenzuspruch nach Abschluss des Hypes.

d) Regulatorische Grauzonen

Der SPAC-Prozess ist weniger streng reguliert als klassische IPOs, was Raum für Bilanztricks, optimistische Prognosen und aggressive Bewertungsansätze lässt.

4. Historische Entwicklung und Markttrend

Zwischen 2020 und 2021 erlebten SPACs einen regelrechten Boom – insbesondere in den USA. Allein im Jahr 2021 wurden über 600 SPACs mit einem Volumen von mehr als 160 Milliarden US-Dollar platziert. Der Hype wurde unter anderem durch geringe Zinsen, hohe Liquidität und eine Suche nach Rendite befeuert.

Doch seit Ende 2021 zeigt sich eine starke Abkühlung des SPAC-Marktes, bedingt durch enttäuschende Nach-IPO-Performance, strengere Regulierung durch die SEC und steigende Zinsen. Viele SPACs lösten sich mangels Übernahmeziel sogar auf und zahlten das Geld an Investoren zurück.

5. Fazit

SPAC IPOs sind ein innovatives Finanzvehikel mit dem Potenzial, den Zugang zur Börse für junge Unternehmen zu erleichtern. Sie bieten Chancen auf frühe Beteiligungen, sind jedoch mit erheblichen Risiken und Intransparenzen behaftet. Ihre Attraktivität ist stark abhängig vom Vertrauen in den Sponsor, der Qualität des Zielunternehmens und dem regulatorischen Umfeld. In der gegenwärtigen Marktphase hat sich gezeigt, dass SPACs keine Wunderwaffe sind, sondern ein spekulatives Investmentinstrument mit vielen Fallstricken.


Wie hilfreich war dieser Beitrag?

Klicke auf die Sterne um zu bewerten!

Durchschnittliche Bewertung 0 / 5. Anzahl Bewertungen: 0

Bisher keine Bewertungen! Sei der Erste, der diesen Beitrag bewertet.

Es tut uns leid, dass der Beitrag für dich nicht hilfreich war!

Lasse uns diesen Beitrag verbessern!

Wie können wir diesen Beitrag verbessern?

Disclaimer: Dieser Beitrag dient lediglich zu allgemeinen Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Bitte konsultieren Sie vor jeder Anlageentscheidung einen unabhängigen Finanzberater