Die jüngsten Wirtschaftsdaten aus den USA zeichnen ein ambivalenters Bild der Lage des Landes inmitten der massiven Zollpolitik von Präsident Donald Trump. Während das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im ersten Quartal 2025 mit einer annualisierten Rate von -0,5 % rückläufig war – schlechter als die zuvor geschätzte Rückgangsrate von 0,2 % – zeigen andere Indikatoren sowohl Schwächen als auch Stärken der US-Wirtschaft.
Konsum und Arbeitsmarkt unter Druck
Das Herzstück der US-Wirtschaft, der private Konsum, zeigte sich im ersten Quartal schwach. Die Ausgaben wuchsen lediglich um 0,5 %, ein Rückgang gegenüber der früheren Schätzung von 1,2 % und der niedrigste Wert seit über vier Jahren. Gleichzeitig verschärft sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt: Die Zahl der Arbeitslosen, die länger als eine Woche Leistungen beziehen, stieg um 37.000 auf 1,974 Millionen – der höchste Stand seit November 2021. Diese Entwicklung deutet auf eine Verlangsamung des Arbeitsmarktes hin, was den Konsum weiter belasten könnte.
Mary Daly, Präsidentin der Federal Reserve Bank von San Francisco, relativiert jedoch: „Die Daten zeigen, dass es länger dauert, einen Job zu finden. Das ist konsistent mit einer nachhaltigeren Wirtschaftsentwicklung, ohne dass der Arbeitsmarkt ernsthaft schwächelt.“
Handelsdefizit und Investitionen
Hauptgrund für den Rückgang des BIP war ein massives Handelsdefizit, da amerikanische Unternehmen Importe horteten, um den hohen Zöllen zu entgehen. Zwar wurden die Importzahlen in der dritten Schätzung nach unten korrigiert, doch überstiegen sie weiterhin die Exporte erheblich, was das BIP belastete.
Positiv hingegen: Unternehmen investieren weiterhin, trotz Unsicherheiten durch die schwankende Zollpolitik und ein umfangreiches Steuer- und Ausgabengesetz, das derzeit im US-Senat geprüft wird. Neue Bestellungen für langlebige Güter stiegen im Mai um 16,4 %, getrieben durch eine hohe Nachfrage nach Transportausrüstung. Besonders erfreulich war die Entwicklung bei Bestellungen für Investitionsgüter (ohne Rüstung und Flugzeuge), die um 1,7 % zunahmen – ein starker Kontrast zum Rückgang von 1,4 % im April.
Ausblick und geldpolitische Implikationen
Die gemischten Signale erschweren eine klare Einschätzung der wirtschaftlichen Lage. Während die Börsen bereits auf eine mögliche Entspannung der Zollpolitik und Anpassungsfähigkeit der Unternehmen setzen, bleibt die US-Notenbank (Federal Reserve) vorsichtig. „Die BIP-Revisionen haben für die Fed keine großen Auswirkungen, da sie rückwärtsgerichtet sind. Der Fokus liegt auf den Inflationsrisiken durch Zölle und dem Arbeitsmarkt,“ erklärt Ryan Sweet, Chefökonom bei Oxford Economics.
Die jüngsten Daten deuten auf eine robuste, aber herausgeforderte Wirtschaft hin. Ob die Federal Reserve aufgrund der Arbeitsmarktentwicklung oder der Zollpolitik ihre Zinspolitik anpasst, bleibt unklar. Eine Entscheidung über Zinssenkungen könnte im Dezember anstehen, doch die Fed scheint gespalten. Für die zweite Hälfte des Jahres wird es entscheidend sein, wie Unternehmen und Verbraucher auf die anhaltenden Unsicherheiten reagieren.