ETFs sind ein äußerst beliebtes Anlageinstrument, das sich insbesondere durch seine Einfachheit und Kosteneffizienz auszeichnet. Sie ermöglichen Anlegern den Zugang zu einem diversifizierten Portfolio, das in der Regel alle im zugrunde liegenden Index enthaltenen Aktien abbildet. Doch diese passive Nachbildungsstrategie bringt auch Schwächen mit sich, die kritische Anleger nicht ignorieren sollten. Ein zentraler Kritikpunkt ist, dass ETFs zwangsläufig auch verlustreiche Aktien halten, unabhängig von deren Performance oder fundamentalen Schwächen. Dies liegt in der Natur ihrer Konstruktion: ETFs folgen starr den Vorgaben des Index, was bedeutet, dass selbst Unternehmen, die signifikante Verluste erleiden oder vor strukturellen Problemen stehen, weiterhin im Portfolio enthalten bleiben, solange sie Teil des Index sind. Das wirft die Frage auf, ob Anleger, die sich bewusst mit der Auswahl von Gewinnern und Verlierern auseinandersetzen, durch eigene Strategien nicht besser fahren könnten.

Ein besonders problematischer Aspekt dieser Struktur ist die sogenannte Trägheit der Indexanpassung. Unternehmen bleiben oft lange im Index enthalten, auch wenn ihre Marktkapitalisierung stark schrumpft oder ihre finanzielle Situation prekär wird. Erst wenn sie die formalen Anforderungen des Index nicht mehr erfüllen, werden sie entfernt – und bis zu diesem Zeitpunkt haben sie möglicherweise erheblichen Schaden angerichtet. Ein Beispiel aus der jüngeren Vergangenheit ist Walgreens Boots Alliance, dessen Wert innerhalb eines Jahres um über 54 % gefallen ist. Diese Verluste sind in einem ETF unvermeidlich enthalten, da die Nachbildung des Index keine aktive Bewertung oder Aussortierung schwacher Unternehmen erlaubt. Diese Trägheit stellt eine der wesentlichen Herausforderungen für passive Anleger dar, da die Verluste schwacher Unternehmen die Gewinne der starken Performer mindern können. Zwar sind die meisten Indizes nach Marktkapitalisierung gewichtet, was bedeutet, dass Schwergewichte wie Apple oder Microsoft einen größeren Einfluss auf die Gesamtperformance haben, doch Verluste häufen sich insbesondere bei kleineren oder mittelgroßen Unternehmen. Die kumulative Wirkung solcher Verluste kann die Gesamtperformance eines ETFs spürbar beeinträchtigen.
Ein weiterer Punkt, der häufig übersehen wird, ist der Unterschied zwischen passiver Nachbildung und aktiver Anpassung. Während ETFs lediglich den Markt abbilden, könnten Anleger, die ihr Portfolio aktiv managen, gezielt schwache Unternehmen meiden und sich ausschließlich auf die Gewinner konzentrieren. Das erfordert zwar Zeit, Fachwissen und Ressourcen, bietet aber das Potenzial, schwache Marktphasen besser zu überstehen. Gleichzeitig muss man jedoch anerkennen, dass ein solches Vorgehen Risiken birgt, da Fehlentscheidungen oder eine schlechte Diversifikation das Portfolio anfälliger machen können. ETFs dagegen bieten eine breite Streuung und minimieren so das Risiko, dass einzelne Ausfälle das gesamte Investment gefährden. Das bedeutet jedoch auch, dass Verluste schwacher Aktien akzeptiert werden müssen, solange diese Teil des Index sind.
Interessanterweise ist dies kein spezifisches Problem von ETFs, sondern ein systematisches Merkmal jeder passiven Anlage. Die passiv investierten Mittel verfolgen das Ziel, den Markt als Ganzes abzubilden, und nicht, ihn durch gezielte Auswahl zu schlagen. Für viele Anleger ist diese Strategie völlig ausreichend, da sie langfristig von der allgemeinen Marktentwicklung profitieren wollen. Doch genau hier liegt der Kern der Kritik: Anleger, die in einen ETF investieren, müssen verstehen, dass sie nicht nur an den Gewinnern des Marktes teilhaben, sondern auch die Verlierer mittragen. Für jene, die bereit sind, mehr Zeit und Energie in ihre Anlageentscheidungen zu investieren, könnten aktive Ansätze oder spezialisierte Strategien eine Möglichkeit sein, das Risiko durch verlustreiche Unternehmen zu reduzieren. Alternativen wie aktive Fonds, Factor-Investing oder selbst zusammengestellte Portfolios bieten Potenziale, erfordern jedoch auch ein höheres Maß an Engagement und Expertise.
Letztlich stellt sich die Frage, was Anleger von ihrer Strategie erwarten. ETFs sind ein effizientes Werkzeug für die breite Diversifikation und langfristige Vermögensbildung, aber sie sind keine perfekte Lösung. Ihre Stärke liegt in der Einfachheit und der geringen Kosten, aber genau diese Merkmale begrenzen auch ihre Flexibilität. Die Kritik an Verlustaktien in ETFs ist daher nicht als „ETF-Bashing“ zu verstehen, sondern als wichtige Reflexion über die Kompromisse, die mit passiven Anlageinstrumenten einhergehen. Anleger sollten sich bewusst sein, dass sie durch die Wahl eines ETFs nicht nur die Gewinner des Marktes, sondern auch dessen Schwächen kaufen – und diese Tatsache in ihre Anlageentscheidungen einbeziehen. Nur so können sie fundiert entscheiden, ob ETFs für ihre individuellen Ziele geeignet sind oder ob andere Ansätze besser passen.
Top-Aktien im S&P 500 Zeitraum 1 Jahr
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