Wahlverhalten im Wandel: Repräsentative Statistik zur Bundestagswahl 2025 zeigt demografische Brüche und politische Fragmentierung

Die repräsentative Wahlstatistik zur Bundestagswahl 2025, herausgegeben vom Statistischen Bundesamt, bietet eine detaillierte Analyse des Wahlverhaltens nach Alter und Geschlecht. Im Mittelpunkt der Erhebung stehen sowohl die Beteiligung an der Wahl als auch die Verteilung der Zweitstimmen.

1. Historisch hohe Wahlbeteiligung
Mit 82,5 % lag die Wahlbeteiligung so hoch wie seit 1987 nicht mehr – ein Anstieg um 6,2 Prozentpunkte gegenüber 2021. Besonders junge Altersgruppen bis 44 Jahre steigerten ihre Beteiligung deutlich (+7,1 bis +8,3 Prozentpunkte). Dennoch blieb ihre Beteiligung unterdurchschnittlich, besonders bei den 21- bis 24-Jährigen (78,3 %). Die höchste Beteiligung wiesen 50- bis 69-Jährige mit 85,5 % auf.

2. Altersbedingte und geschlechtsspezifische Unterschiede
Frauen wählten – mit Ausnahme der Gruppe 70+ – häufiger als Männer. Bei den über 70-Jährigen kehrt sich das Verhältnis um: Hier lag die Beteiligung der Männer bei 82,6 %, die der Frauen nur bei 76,8 %.

3. Demografische Verschiebungen und deren politische Bedeutung
Die sogenannte „Generation 60plus“ macht inzwischen 42,6 % der Wahlberechtigten aus – nahezu so viel wie die mittlere Generation (30–59 Jahre: 44,4 %). Ihr wachsender Anteil gepaart mit überdurchschnittlicher Wahlbeteiligung verleiht ihr zunehmenden Einfluss auf das Wahlergebnis.

4. Zweitstimmen: Keine einheitliche dominierende Partei
Je nach Altersgruppe variieren die Wahlergebnisse stark:

  • Junge Wählende bis 24: Die Linke mit 27,3 %
  • 25–44 Jahre: Dominanz der AfD (20,8 % bzw. 27,1 %)
  • 45+ Jahre: Stärkste Kraft sind CDU/CSU (bis zu 41,4 % bei 70+)
  • Die SPD punktet bei den Ältesten (24,9 %)
  • Die GRÜNEN erreichten ihren Höhepunkt bei 25- bis 34-Jährigen (15,9 %)
    Ein bemerkenswerter Geschlechtereffekt zeigt sich ebenfalls:
  • Frauen wählten überproportional häufig SPD, GRÜNE, Die Linke und BSW
  • Männer bevorzugten deutlich AfD (+8,5 Prozentpunkte), auch CDU/CSU und FDP lagen bei ihnen höher.

5. Hypothetische Szenarien

  • Wäre die Wahlentscheidung den Männern unter 35 überlassen gewesen, hätte die FDP sicher die Fünfprozenthürde übersprungen.
  • Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) wäre bei Frauen unter 70 ins Parlament eingezogen.

6. Briefwahl stärker von Frauen und Älteren genutzt
Insgesamt nutzten 32,3 % der Wahlberechtigten die Briefwahl – bei den über 70-Jährigen sogar 36,2 %. Frauen setzten mit 34,2 % häufiger auf diese Möglichkeit als Männer (30,3 %).

7. Methodik und Relevanz
Die Auswertung beruht auf der tatsächlichen Stimmabgabe von ca. 1,6 Mio. Wählerinnen und Wählern aus knapp 2.700 Wahlbezirken. Im Gegensatz zu Umfragen bietet diese Statistik eine besonders verlässliche Datengrundlage für die empirische Wahlforschung.

Kritische Bewertung:
Die Studie offenbart einen tiefgreifenden Wandel in der politischen Landschaft Deutschlands. Die Zersplitterung der Parteipräferenzen nach Altersgruppen und Geschlecht legt nahe, dass es keine volksparteiliche Klammer mehr gibt. Besonders auffällig ist der Einfluss demografischer Strukturen: Während jüngere Wähler vielfältiger wählen, dominiert bei Älteren die Union. Die AfD gewinnt erschreckend deutlich bei jungen Männern, was auf eine ideologische Polarisierung hindeutet. Die verstärkte Briefwahlnutzung bei Älteren könnte zudem das Wahlergebnis strukturell beeinflussen. Für Parteien ergibt sich daraus die strategische Notwendigkeit, spezifische Zielgruppen differenziert anzusprechen – ein Trend, der die Fragmentierung weiter begünstigen dürfte.


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