Walmart trotzt der Konsumflaute und hebt Jahresprognose an

US-EINZELHANDEL

Walmart trotzt der Konsumflaute und hebt Jahresprognose an

Der weltgrößte Einzelhändler demonstriert im dritten Quartal bemerkenswerte Resilienz. Während viele Konkurrenten unter der Kaufzurückhaltung leiden, profitiert Walmart vom Ausbau des Online-Geschäfts und dem Zulauf kaufkräftigerer Kundenschichten. Die Aktie notiert auf Rekordniveau.

In einem makroökonomischen Umfeld, das von anhaltender Unsicherheit und volatilen Inflationsraten geprägt ist, hat der US-Einzelhandelsriese Walmart am Donnerstag ein beeindruckendes Signal der Stärke gesendet. Der Konzern aus Arkansas legte für das dritte Quartal des Geschäftsjahres 2026 Zahlen vor, die nicht nur die Erwartungen der Wall Street übertrafen, sondern auch eine deutliche Anhebung der Jahresprognose rechtfertigten.

Der Konzernumsatz kletterte im Berichtszeitraum auf 179,5 Milliarden US-Dollar, was einem währungsbereinigten Anstieg von 6,0 Prozent entspricht. Analysten hatten im Vorfeld mit rund 2,5 Milliarden Dollar weniger gerechnet. Besonders bemerkenswert ist dabei die Qualität des Wachstums: Es wird nicht allein durch Preiserhöhungen getrieben, sondern durch ein steigendes Transaktionsvolumen.

E-Commerce und Werbegeschäft als Wachstumsmotoren

Die Transformation Walmarts vom stationären Händler zum hybriden Tech-Konzern trägt zunehmend Früchte. Der globale E-Commerce-Umsatz sprang um 27 Prozent an, ein Wert, der die Wachstumsraten vieler reiner Online-Händler in den Schatten stellt. Walmart gelingt es offenbar, die logistische Lücke zu Amazon weiter zu schließen – insbesondere durch die Beschleunigung der Lieferketten. Lieferungen, die den Kunden in unter drei Stunden erreichen, nahmen in den USA um 70 Prozent zu.

Parallel dazu entwickelt sich das Werbegeschäft zu einer lukrativen Ertragsquelle. Die globalen Werbeeinnahmen stiegen um 53 Prozent, begünstigt durch die Integration des TV-Herstellers VIZIO. Doch auch organisch legte die Sparte „Walmart Connect“ in den USA um 33 Prozent zu. Diese hochmargigen Einnahmen erlauben es dem Konzern, die Preise im Kerngeschäft niedrig zu halten und so Marktanteile zu sichern.

Besserverdiener greifen zur Eigenmarke

Ein soziologisch interessanter Aspekt der Bilanz ist die Verschiebung der Kundenstruktur. CEO Doug McMillon bestätigte, dass Walmart signifikante Marktanteilsgewinne bei Haushalten mit höherem Einkommen verzeichnet. In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit scheint das „Value-Proposition“ – das Preis-Leistungs-Versprechen – auch jenseits der klassischen Kernzielgruppe zu verfangen. Der Kunde „trade down“, wie es im Fachjargon heißt: Er kauft bewusster und günstiger ein, ohne dabei den Konsum gänzlich einzustellen.

Ertragsstärke trotz Einmaleffekten

Auf der Ergebnisseite zeigt sich ein differenziertes Bild, das jedoch bei genauerer Betrachtung positiv ausfällt. Das berichtete Betriebsergebnis sank zwar leicht um 0,2 Prozent, dies ist jedoch primär auf eine nicht zahlungswirksame Belastung im Zusammenhang mit aktienbasierten Vergütungen bei der indischen Tochter PhonePe zurückzuführen – ein Schritt, der als Vorbereitung auf einen potenziellen Börsengang interpretiert wird.

Bereinigt um diese und andere Sondereffekte stieg das operative Ergebnis währungsbereinigt um 8,0 Prozent und wuchs damit schneller als der Umsatz. Der bereinigte Gewinn je Aktie (EPS) lag mit 0,62 US-Dollar über den Konsensschätzungen von 0,60 US-Dollar.

Analysten feiern „Beat and Raise“

Die Reaktion an den Finanzmärkten fiel eindeutig aus. Die Walmart-Aktie näherte sich im frühen Handel neuen Höchstständen. Analystenhäuser wie Jefferies und Evercore ISI sprachen von einem klassischen „Beat and Raise“-Quartal. Die Anhebung der Jahresprognose – Walmart erwartet nun ein Umsatzwachstum von bis zu 5,1 Prozent und ein bereinigtes Ergebniswachstum von bis zu 5,5 Prozent – wird als massiver Vertrauensbeweis der Geschäftsführung gewertet.

Der Konzern wird von Investoren zunehmend als „sicherer Hafen“ („Safe Haven“) betrachtet. Die hohe Bewertung der Aktie, die mittlerweile mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von knapp 40 gehandelt wird, mahnt zwar zur Vorsicht, wird aber durch die dominante Marktposition und die erfolgreiche Digitalstrategie unterfüttert. Walmart, so das Fazit der Analysten, hat sich erfolgreich gegen den Trend im Einzelhandel gestemmt.


    Zusammenfassung der Finanzergebnisse von Walmart

    Zusammenfassung der Finanzergebnisse von Walmart für das dritte Quartal des Geschäftsjahres 2026 (Q3 FY26):

    Finanzielle Höhepunkte (Key Metrics):

    • Gesamtumsatz: 179,5 Mrd. USD, ein Anstieg von 5,8 % (bzw. 6,0 % währungsbereinigt).
    • Betriebsergebnis (Operating Income): Das bereinigte Betriebsergebnis stieg um 8,0 %. Auf berichteter Basis sank es leicht um 0,2 %, hauptsächlich aufgrund einer einmaligen Belastung durch aktienbasierte Vergütungen bei PhonePe in Vorbereitung auf einen möglichen Börsengang.
    • Gewinn pro Aktie (EPS): Der bereinigte Gewinn pro Aktie lag bei 0,62 USD (+6,9 %). Der GAAP-EPS betrug 0,77 USD.
    • Cashflow: Der operative Cashflow stieg um 4,5 Mrd. USD auf 27,5 Mrd. USD; der Free Cashflow stieg auf 8,8 Mrd. USD.

    Strategische Wachstumstreiber:

    • E-Commerce: Ein herausragender Bereich mit einem globalen Wachstum von 27 %. Das Wachstum lag in allen Segmenten bei über 20 %.
    • Werbegeschäft: Das globale Werbegeschäft wuchs um 53 % (einschließlich der Übernahme von VIZIO). In den USA stieg Walmart Connect um 33 %.
    • Mitgliedschaften: Die Einnahmen aus Mitgliedschaften und sonstigen Erträgen stiegen um 9,0 %, wobei die globalen Einnahmen aus Mitgliedsbeiträgen (z. B. Walmart+, Sam’s Club) zweistellig wuchsen.

    Ergebnisse nach Segmenten:

    • Walmart U.S.:
      • Nettoumsatz: 120,7 Mrd. USD (+5,1 %).
      • Vergleichbare Umsätze (Comp Sales): +4,5 % (ohne Kraftstoff).
      • Starke Zuwächse bei Lebensmitteln und Gesundheitsartikeln sowie Marktanteilsgewinne, insbesondere bei Haushalten mit höherem Einkommen.
      • Schnellere Lieferoptionen (unter 3 Stunden) wuchsen um 70 %.
    • Walmart International:
      • Nettoumsatz: 33,7 Mrd. USD (+11,4 % währungsbereinigt).
      • Getrieben durch starkes Wachstum bei Flipkart (Indien), Walmex (Mexiko) und in China.
      • E-Commerce wuchs international um 26 %.
    • Sam’s Club U.S.:
      • Nettoumsatz: 23,6 Mrd. USD (+3,1 %).
      • Vergleichbare Umsätze: +3,8 % (ohne Kraftstoff).
      • Einnahmen aus Mitgliedschaften stiegen um 13,1 %, getrieben durch höhere Mitgliederzahlen und Plus-Mitgliedschaften.

    Ausblick (Guidance) für das Gesamtjahr FY26:
    Aufgrund der starken Performance hat Walmart die Prognose für das Gesamtjahr angehoben:

    • Umsatzwachstum (währungsbereinigt): Erwartet zwischen 4,8 % und 5,1 % (zuvor 3,75 % – 4,75 %).
    • Bereinigtes Betriebsergebnis: Erwartet zwischen 4,8 % und 5,5 %.
    • Bereinigtes EPS: Erwartet zwischen 2,58 USD und 2,63 USD (zuvor 2,52 USD – 2,62 USD).

    Zusammenfassend zeigt Walmart ein starkes Quartal mit robustem Umsatzwachstum, insbesondere im digitalen Bereich und im Werbegeschäft, und blickt optimistisch auf den Rest des Geschäftsjahres.

    Wie hilfreich war dieser Beitrag?

    Klicke auf die Sterne um zu bewerten!

    Durchschnittliche Bewertung 0 / 5. Anzahl Bewertungen: 0

    Bisher keine Bewertungen! Sei der Erste, der diesen Beitrag bewertet.

    Es tut uns leid, dass der Beitrag für dich nicht hilfreich war!

    Lasse uns diesen Beitrag verbessern!

    Wie können wir diesen Beitrag verbessern?

    Disclaimer: Dieser Beitrag dient lediglich zu allgemeinen Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Bitte konsultieren Sie vor jeder Anlageentscheidung einen unabhängigen Finanzberater