Warum Schokolade kurz vor Weihnachten teurer wird

Schokolade gehört zu den Produkten, deren Preisentwicklung Verbraucher im Supermarkt besonders sensibel wahrnehmen. 2025 erreicht sie vielerorts historische Höchststände – trotz teils sinkender Rohstoffpreise. Die Gründe dafür sind komplex und reichen von globalen Ernteausfällen über Preispolitik multinationaler Konzerne bis hin zu Strategien wie Shrinkflation.

1. Der zentrale Treiber: Extrem volatile Kakaopreise

1.1 Rekordhochs durch Ernteprobleme in Westafrika

Der Kakaopreis explodierte Ende 2024 auf einen historischen Höchststand – bis zu 11.957 Euro pro Tonne .
Ursachen waren:

  • ungewöhnlich starke Regenfälle
  • Pflanzenkrankheiten
  • anschließende Dürreperioden
    in den Hauptanbauländern Ghana und Elfenbeinküste .

Der Weltmarkt reagierte panisch auf die Aussicht deutlich geringerer Erträge.

1.2 Der Preis fällt, aber nicht genug

Zwar hat sich Kakao seit dem Rekordhoch ungefähr halbiert, liegt mit rund 5000 Euro pro Tonne jedoch immer noch ca. 30 Prozent über Vorjahresniveau .
Auch ARD Marktcheck betont, dass der Preis „fast wieder halbiert“ sei, aber im historischen Vergleich sehr hoch bleibt .

Damit ist klar: Schokolade wird weiterhin mit teuren Rohstoffen produziert.

2. Preis bleibt hoch, obwohl Kakao sinkt – warum?

2.1 Langfristige Lieferverträge und Lagerware

Hersteller kaufen Kakao teilweise Monate im Voraus. Dadurch schlagen niedrigere Weltmarktpreise erst mit Verzögerung durch.
Edeka etwa weist darauf hin, dass Preise und Rohstoffverträge für saisonale Ware „meist schon im ersten Quartal“ festgelegt werden .

Zudem liegen teuer eingekaufte Bestände (Lagerware) noch in den Lagern – und müssen erst verkauft werden, bevor sich günstigere Rohstoffe bemerkbar machen.

2.2 Die Preispolitik der Markenhersteller

Lindt, Mondelez & Co. setzen weiterhin auf Premium-Positionierung und vermeiden direkte Preissenkungen. Die Marken schrumpfen stattdessen die Packungsgrößen, statt Preise zurückzunehmen.
Beispiel: Milka-Tafeln wurden von 100 g auf 90 g reduziert, ohne dass der Preis entsprechend gesunken wäre – die Verbraucherzentrale Hamburg klagt wegen mangelnder Kennzeichnung („Shrinkflation“) .

2.3 Händler im Dilemma: Hohe Einkaufspreise vs. Preisführerschaft

Der Handel betont dagegen, man habe kaum Spielraum: Viele Sorten verkauften sich bereits „nur noch im Angebot“, wie Einkäufer gegenüber der Lebensmittel Zeitung erklärten .
Der Einzelhandel hält den Kakao-Preisanstieg für überzogen und verweist darauf, dass Milch und Zucker zuletzt günstiger wurden.

Eine besondere Rolle spielt dabei Aldi, der in der Süßwarenkategorie als klarer Preisführer fungiert:
„In der Süßware setzt allein Aldi den Preis“ .

Dies setzt sowohl die Konkurrenz als auch die Markenhersteller massiv unter Druck.

3. Unternehmensstrategien: Preise hochhalten, Inhalte reduzieren

Wie ARD Marktcheck analysiert, haben viele Hersteller die hohen Preise der Kakaokrise genutzt, um ihre Margen zu vergrößern. Der Vorwurf lautet:
Preise stiegen sofort mit dem steigenden Kakaopreis – aber fallen nicht im gleichen Tempo, wenn Kakao wieder billiger wird.
Friedel Hütz-Adams, Kakaomarkt-Experte, sieht hierin einen bewussten Gewinnpuffer und kritisiert die fehlende Preisanpassung nach unten .

Zusätzlich bedienen sich viele Hersteller gezielt sogenannter Preistricks:

  • Shrinkflation: kleinere Inhalte bei gleicher Packungsgröße
  • Premiumlinien: teurere Varianten mit besonderen Zutaten
  • Marketingaufwertung: stärkere Qualitätsargumentation trotz weniger Kakao

Bei saisonaler Ware wie Adventskalendern und Nikolausfiguren fällt dieser Effekt besonders drastisch aus – Preissteigerungen von bis zu 200 Prozent seit 2020 wurden dokumentiert .

4. Preispsychologie: Schokolade als emotionales Festtagsprodukt

Hersteller wissen, dass Verbraucher insbesondere zu Weihnachten bereit sind, höhere Summen zu zahlen.
„Das wird zum Teil schamlos ausgenutzt“, sagt Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg .

Emotional aufgeladene Produkte wie Weihnachtsmänner, Adventskalender oder Geschenkverpackungen sind dadurch besonders teuer – und besonders anfällig für verdeckte Preiserhöhungen.

5. Fazit: Schokolade bleibt vorerst teuer – aus fünf strukturellen Gründen

  1. Kakao ist trotz Rückgangs weiterhin historisch teuer
    → Kernkosten sind nach wie vor hoch.
  2. Lieferverträge verzögern jede Preisentlastung
    → Supermärkte verkaufen noch teure Lagerware.
  3. Markenhersteller halten Preise bewusst oben
    → Premiumstrategie, Shrinkflation, Intransparenz.
  4. Discounter wie Aldi bestimmen den Markt
    → Druck auf Hersteller führt zu taktischen Preiserhöhungen.
  5. Verbraucherakzeptanz bei Saisonartikeln
    → Hersteller nutzen Weihnachtsgeschäft gezielt aus.

Schokolade bleibt damit – zumindest kurzfristig – ein Luxusprodukt, das nur teilweise durch Marktmechanismen und weitgehend durch Preissetzungsstrategien geprägt ist.


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