Die Wellbeing Economy (auf Deutsch oft als „Ökonomie des Wohlbefindens“ oder „Gemeinwohl-Ökonomie“ bezeichnet) ist ein Wirtschaftsmodell, das das Wohl von Menschen und Umwelt über reines Wirtschaftswachstum stellt. Im Zentrum steht nicht mehr das Bruttoinlandsprodukt (BIP) als Maßstab für Erfolg, sondern die Lebensqualität, soziale Gerechtigkeit und ökologische Nachhaltigkeit.
Zentrale Merkmale und Prinzipien
- Menschen und Planet im Mittelpunkt: Die Wirtschaft soll den Menschen und dem Planeten dienen, nicht umgekehrt. Ziel ist es, grundlegende Bedürfnisse wie Würde, Gesundheit, Teilhabe, Gerechtigkeit und eine intakte Natur für alle zu sichern.
- Neue Messgrößen: Statt ausschließlich auf das BIP zu schauen, werden Indikatoren wie Gesundheit, Lebenszufriedenheit, Gleichheit, Umweltschutz und soziale Teilhabe herangezogen.
- Verteilungsgerechtigkeit: Die Wellbeing Economy setzt auf eine gerechte Verteilung von Ressourcen, Macht und Zeit, um allen Menschen ein gutes Leben zu ermöglichen.
- Prävention statt Reparatur: Es werden vorbeugende Maßnahmen gefördert, um sozialen und ökologischen Schaden gar nicht erst entstehen zu lassen – etwa durch Kreislaufwirtschaft und nachhaltige Produktion.
- Partizipation: Bürgerinnen und Bürger sollen aktiv in wirtschaftliche und politische Entscheidungsprozesse eingebunden werden, etwa durch Bürger*innenversammlungen oder partizipative Haushaltsplanung.
Theoretische Modelle und praktische Beispiele
Ein bekanntes Bild für die Wellbeing Economy ist die „Donut-Ökonomie“ von Kate Raworth: Sie beschreibt einen sicheren und gerechten Handlungsraum für die Menschheit – zwischen einem sozialen Fundament (z.B. Zugang zu Bildung, Gesundheit, Nahrung) und den ökologischen Grenzen des Planeten (z.B. Klimawandel, Biodiversitätsverlust).
Länder und Initiativen
- Schottland, Neuseeland, Island, Finnland, Wales und Kanada sind Vorreiter und haben sich in der „Wellbeing Economy Governments“-Initiative (WEGo) zusammengeschlossen. Sie richten ihre Politik gezielt auf das Wohlbefinden der Bevölkerung aus und nutzen alternative Erfolgsindikatoren.
- Bhutan misst den Erfolg seines Landes seit den 1970er Jahren am „Bruttonationalglück“ statt am BIP und berücksichtigt dabei Aspekte wie Umwelt, Kultur, Gesundheit und Bildung.
Unterschied zur klassischen Wirtschaft
Klassische Wirtschaft | Wellbeing Economy |
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Fokus auf BIP und Wachstum | Fokus auf Wohlbefinden und Umwelt |
Wirtschaft als Selbstzweck | Wirtschaft als Mittel für gutes Leben |
Wachstum um jeden Preis | Lebensqualität und Nachhaltigkeit |
Ungleichheit als Nebenprodukt | Gerechtigkeit als zentrales Ziel |
Fazit
Die Wellbeing Economy ist ein alternatives Wirtschaftsmodell, das die Bedürfnisse von Menschen und Natur ins Zentrum rückt und nachhaltiges, gerechtes Wirtschaften fördert. Es stellt das bisherige Wachstumsparadigma grundlegend infrage und zeigt, dass ein gutes Leben für alle innerhalb der ökologischen Grenzen unseres Planeten möglich ist.