1. Inhaltliche Kernpunkte
1.1 Bedeutung des Rohstoffhandels in der Schweiz
- Die im Rohstoffhandel tätigen Unternehmen erzeugten 2024 eine geschätzte Wertschöpfung von 19,2 Mrd. CHF, was 2,3 % der gesamten Schweizer Wertschöpfung entspricht.
- Die Ergebnisse stammen aus der erstmals durchgeführten Statistik der Rohstoffhändler des Bundesamts für Statistik (BFS).
1.2 Struktur des Sektors
- Betrachtet wird ausschliesslich der „Kern“: Unternehmen, deren Haupttätigkeit Rohstoffhandel ist.
- Unterstützende Aktivitäten (Finanzierung, Transport, Zertifizierung usw.) – der „Cluster“ – sind nicht berücksichtigt.
1.3 Wirtschaftszweige
- Über 80 % der Wertschöpfung entfällt auf den sonstigen Grosshandel.
- Wichtigste Branchen:
- Feste Brennstoffe und Mineralölerzeugnisse: 41,5 %
- Erze, Metalle, Metallhalbzeug: 33 %
- Weitere Beiträge u. a. Getreidehandel (6,4 %), Chemieprodukte (5,2 %), Handelsvermittlung landwirtschaftlicher Rohstoffe (1,9 %), Kaffee/Tee/Kakao/Gewürze (1,9 %).
1.4 Geografische Konzentration
- Der Markt ist stark räumlich konzentriert:
- Genf: 58,4 %
- Zug: 27 %
- Danach folgen Waadt (6,5 %), Tessin (3,6 %), Zürich (2,3 %).
- Wenige grosse Unternehmen dominieren den Sektor.
1.5 Methodik
- Datengrundlage: rund 380 Unternehmen mit mindestens drei Beschäftigten.
- Beobachtungszeitraum: Geschäftsjahr 1. Mai 2024 bis 30. April 2025.
- Die Zahlen sind erste Schätzungen und werden 2025/2026 weiter konsolidiert.
- Klassifikation nach NOGA 2008; Identifikation der Handelsunternehmen u. a. über BUR, HR, Zahlungsbilanz, Aussenhandelsstatistik.
2. Kritische Einordnung der Inhalte
2.1 Aussagekraft der Wertschöpfungszahlen
Die publizierte Zahl von 19,2 Mrd. CHF bildet nur den eng gefassten Kern ab. Der eigentliche wirtschaftliche Einfluss des Rohstoffhandels dürfte erheblich grösser sein, da clusterrelevante Dienstleistungen wie Finanzierung, Versicherungen, Transport oder Zertifizierung bewusst ausgeklammert wurden. Dies führt zu einer systematischen Untererfassung des Gesamtsektors.
2.2 Volatilität des Sektors
Das BFS weist selbst auf die hohe Volatilität der Rohstoffmärkte hin. Dadurch wird die Relevanz eines einzelnen Jahreswerts eingeschränkt. Ohne Zeitreihen (die erst ab 2027 vorliegen werden) bleibt unklar, ob 2024 ein typisches, überdurchschnittliches oder unterdurchschnittliches Jahr war.
2.3 Grenzen der Methodik
- Die Identifikation der Unternehmen beruht u. a. auf Selbstauskunft und heuristischen Kriterien (Entscheidungsbaum). Das kann bei Grenzfällen zu Fehlklassifikationen führen.
- Die starke Geheimhaltung, das Fehlen klarer Handelsregisterkategorien und die geringe Zahl der Akteure schränken die Transparenz der Ergebnisse ein.
- Die Schätzungen für kleine Unternehmen erhöhen die Unsicherheit zusätzlich.
2.4 Regionale Dominanz
Die extreme Konzentration auf Genf und Zug zeigt die strukturelle Abhängigkeit dieser Kantone von einem volatilen, geopolitisch sensiblen Sektor. Zugleich deutet sie auf einen potenziell starken Einfluss sehr weniger Akteure in diesen Regionen hin.
3. Gesamtbewertung
Das Dokument liefert erstmals eine offizielle, quantitativ fundierte Einschätzung der Wertschöpfung des Schweizer Rohstoffhandels. Der Befund – 2,3 % der gesamtschweizerischen Wertschöpfung – ist wirtschaftspolitisch relevant, aber aufgrund methodischer Einschränkungen und der fehlenden Einbeziehung des Clusters nur als konservative Minimalzahl zu interpretieren. Die künftigen Erhebungen werden entscheidend sein, um ein kohärentes, zeitlich robustes Bild zu gewinnen.
