Wie kann man von einem hohen VIX profitieren?

Kurzer Überblick: Wie kann man von einem hohen VIX profitieren?

Wenn der VIX (Volatility Index) bereits hoch ist, stellt sich eine zentrale Frage: Geht es noch höher – oder steht eine Normalisierung bevor? Die Antwort darauf entscheidet über die Strategie:

1. Erwartung: VIX bleibt hoch oder steigt weiter

Hier geht es um die Fortsetzung einer Krisenstimmung. Mögliche Strategien:

a) Long VXX* oder UVXY*

  • Diese ETPs profitieren direkt von steigender Volatilität.
  • Achtung: Der Einstiegszeitpunkt muss perfekt gewählt sein. Schon eine Stabilisierung des VIX führt zu Verlusten durch Rollkosten.

b) Kauf von VIX-Futures

  • Direkter, professioneller Zugang zum Volatilitätsmarkt.
  • Geeignet für Hedgefonds oder professionelle Trader.

c) Kauf von Out-of-the-Money Puts auf den S&P 500

  • Solche Optionen werden bei hoher Volatilität teurer, bieten aber überproportionale Gewinne bei Markteinbrüchen.
  • Timing ist alles.

2. Erwartung: VIX ist „überhitzt“ und fällt bald wieder

Diese Annahme beruht auf Mean Reversion – also dem Prinzip, dass Volatilität zur Normalität zurückkehrt.

a) Short VXX*, UVXY* oder Kauf von SVXY*

  • Short auf VXX bedeutet: Wette auf fallende Volatilität.
  • SVXY ist ein inverses Produkt, das auf sinkende VIX-Futures setzt.
  • Risiken: Diese Trades können bei anhaltender Panik schnell Verluste erzeugen – besonders durch Short-Squeeze-Risiken.

b) Verkauf von Volatilitätsprämien (z. B. Covered Calls oder Short Straddles)

  • Wer glaubt, dass die Volatilität bald sinkt, kann von hohen Optionsprämien profitieren.
  • Sehr beliebt bei institutionellen Akteuren, aber mit hohem Risikoprofil.

Wichtige Warnung:

Ein hoher VIX ist kein Freifahrtschein für einfache Gewinne. Historisch betrachtet ist ein VIX über 30 zwar oft ein Signal für Panik – aber niemand weiß, ob es das Ende oder erst der Anfang ist. Beispiel: Im März 2020 stieg der VIX kurzzeitig auf über 80. Wer zu früh short ging, verlor trotz „richtiger“ Annahme.

Fazit:

Von einem hohen VIX zu profitieren, ist möglich – aber hochkomplex. Entscheidend sind:

  • Timing
  • Produktwahl
  • Marktumfeld
  • Risikomanagement

Für Privatanleger empfiehlt sich meist nur ein begrenzter, risikokontrollierter Einsatz solcher Strategien – idealerweise mit Stop-Loss-Mechanismen und klaren Exit-Plänen.

Wer mit VXX* oder VXZ* handelt, sollte sich der Rollkosten, Zeitwertverluste und Volatilitätsstruktur voll bewusst sein. Für konservative oder langfristig orientierte Anleger sind diese Vehikel ungeeignet.

Solche Strategien sollten exemplarisch und mit klarer Risikowarnung diskutiert werden. Denn was auf dem Papier oft plausibel klingt, kann in der Realität fatale Folgen haben – gerade für Privatanleger ohne Erfahrung im Derivatehandel oder ohne tiefes Verständnis für die Mechanismen von Volatilitätsprodukten.

Warum solche Strategien riskant sind – besonders für Privatanleger:

  1. Versteckte Strukturkosten: Produkte wie VXX oder UVXY sind keine direkten Abbildungen des VIX, sondern basieren auf Terminkontrakten – und deren Rollverluste fressen langfristig die Rendite auf. Das führt zu einem kontinuierlichen Wertverfall bei Seitwärts- oder Normalphasen.
  2. Psychologische Überforderung: Volatilitätsprodukte reagieren oft stark und unvorhersehbar auf Nachrichten, Politik oder Marktstimmungen. Unerfahrene Anleger werden emotional überfordert – entweder zu früh ausgestoppt oder zu spät aus Positionen ausgestiegen.
  3. Hebelwirkung und Totalverlustrisiken: Gehebelte Produkte wie UVXY können in sehr kurzer Zeit enorme Verluste erzeugen. Eine Fehleinschätzung der Richtung oder des Zeitpunkts kann schnell zu einem Totalverlust führen.
  4. Komplexität der VIX-Terminkurve: Wer nicht versteht, was Contango oder Backwardation ist, kann selbst bei „richtiger“ Markteinschätzung verlieren. Das ist kein klassisches „Buy the dip“-Szenario – sondern ein strukturell riskantes Spielfeld.
  5. Kein „echter“ Hedge: Viele glauben, VXX oder ähnliche Produkte seien Absicherungen für das Portfolio. Das funktioniert nur kurzfristig und sehr begrenzt. In ruhigen Phasen (also meistens) sind diese Produkte eher Renditevernichter.

Wenn über solche Strategien geschrieben wird – und das ist wichtig – dann sollte das immer im Konjunktiv geschehen und mit einem klaren Hinweis auf die rein spekulative, taktische und hochriskante Natur solcher Trades.

Formulierungen wie:

„Ein möglicher Ansatz – unter der Annahme, dass die Volatilität weiter steigt – könnte der gezielte Einsatz von VXX sein. Doch solche Produkte sind nichts für langfristige Investments und bergen für Privatanleger erhebliche Risiken.“

… helfen, die Information korrekt einzuordnen, ohne zu einer impliziten Handlungsaufforderung zu werden.

Fazit:

Volatilitätsstrategien sind faszinierend, keine Frage. Aber sie gehören in die Hand von Profis – oder sollten von Privatanlegern höchstens zu Lehrzwecken simuliert werden. In echten Portfolios haben sie ohne tiefes Verständnis und aktives Management nichts zu suchen. Der Grundsatz bleibt: Was du nicht verstehst, solltest du nicht handeln.


*UVXY  ProShares Ultra VIX Short-Term Futures ETF

*VXX  iPath® Series B S&P 500® VIX Short-Term Futures™ ETN

*VXZ  iPath® Series B S&P 500® VIX Mid-Term Futures™ ETN

*SVXY  ProShares Short VIX Short-Term Futures ETF


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