Deutschland, einst ein Land mit einer soliden Eigentumsquote, entwickelt sich zunehmend zu einer Mieterrepublik. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Im Jahr 2022 lag die Wohneigentumsquote bei nur noch 44% – ein alarmierender Wert im Vergleich zu anderen europäischen Ländern wie Italien, Norwegen und Spanien (alle 76%) oder der Slowakei (91%). Dieser Trend ist nicht nur ein statistisches Phänomen, sondern ein Symptom für tiefgreifende Probleme, die die soziale Stabilität und die Altersvorsorge der Bürger gefährden.
Besonders auffällig sind die regionalen Unterschiede innerhalb Deutschlands. Während im Süden und Südwesten, mit der Südwestpfalz als Spitzenreiter (72%), noch verhältnismäßig viele Menschen in den eigenen vier Wänden leben, ist die Situation im Osten des Landes dramatisch. In Leipzig beispielsweise liegt die Eigentumsquote bei erschreckenden 13%. Diese Diskrepanz zeigt, dass die Problematik nicht nur national, sondern auch regional unterschiedlich stark ausgeprägt ist.
Doch was sind die Gründe für diesen besorgniserregenden Abwärtstrend? Matthias Günther, Leiter des Pestel Instituts, findet klare Worte: Er spricht von „eigentumsfeindlichen Rahmenbedingungen“ und einem eklatanten Versagen der Politik. Die Förderung von Wohneigentum sei unzureichend, sodass Durchschnittsverdiener kaum noch Chancen hätten, sich den Traum vom Eigenheim zu erfüllen. Diese Kritik wird durch die allgemeine wirtschaftliche Unsicherheit verstärkt. Die Sorge um den Arbeitsplatz und die Zukunft hält viele Menschen davon ab, sich langfristig durch einen Hauskauf zu binden. Hinzu kommt die Verunsicherung durch die Gesetzgebung, wie beispielsweise das umstrittene Heizungsgesetz, das potenzielle Käufer mit unklaren Anforderungen und möglichen Kosten konfrontiert.
Die aktuelle Baukrise verschärft die Situation zusätzlich. Das ambitionierte Ziel der Ampelkoalition, jährlich 400.000 neue Wohnungen zu bauen, wurde deutlich verfehlt. Stattdessen sinkt die Zahl der Baugenehmigungen, was den Wohnungsmangel weiter verschärft und die Preise in die Höhe treibt.
Das Pestel Institut fordert daher ein radikales Umdenken. Matthias Günther plädiert für eine Eigentumsquote von mindestens 50%, wie sie in Österreich oder Schweden üblich ist. Dies sei notwendig, um die soziale Stabilität zu erhöhen und die Bürger vor Altersarmut zu schützen. Denn Wohneigentum ist ein wichtiger Baustein der Altersvorsorge. Eine Beispielrechnung des Instituts verdeutlicht dies: Ein Mieterhaushalt, der nach 45 Jahren im Job in Rente geht und zusammen das Durchschnittseinkommen verdient, verfügt im Alter über lediglich 1450 € netto im Monat. Ein Eigentümerhaushalt hingegen, der unter gleichen Voraussetzungen lebt und eine 100 Quadratmeter große Wohnung besitzt, hat im Alter 2200 € netto zur Verfügung. Der Unterschied ist eklatant: Wer zur Miete wohnt, hat ein deutlich höheres Armutsrisiko im Alter.
Die sinkende Eigentumsquote in Deutschland ist ein alarmierendes Zeichen für eine verfehlte Politik und ungünstige wirtschaftliche Rahmenbedingungen. Sie gefährdet die soziale Stabilität und die Altersvorsorge der Bürger. Um diesen Trend umzukehren, braucht es eine konsequente Förderung von Wohneigentum und eine Politik, die den Traum vom Eigenheim auch für Durchschnittsverdiener wieder erreichbar macht. Doch der aktuelle Trend zeigt leider in die entgegengesetzte Richtung, und Deutschland steuert weiter auf eine Zukunft als Mieterrepublik zu, mit allen negativen Konsequenzen für die Gesellschaft.