Die Hoffnungen des deutschen Einzelhandels auf einen versöhnlichen Jahresausklang haben einen herben Dämpfer erhalten. Statt einer belebenden „Weihnachtsrallye“ dominiert zum Jahresende 2025 purer Realismus, wenn nicht gar Pessimismus. Das HDE-Konsumbarometer, ein wichtiger Frühindikator für die Binnennachfrage, markiert im Dezember mit 95,24 Punkten den tiefsten Stand des gesamten Jahres. Die Botschaft der Verbraucher ist eindeutig: Der Gürtel wird wieder enger geschnallt.
Stagnation zementiert sich
Die aktuellen Daten des Handelsblatt Research Institute (HRI) im Auftrag des Handelsverbands Deutschland (HDE) zeichnen das Bild einer Volkswirtschaft, der die Dynamik vollständig abhandengekommen ist. Flankiert wird die schlechte Stimmung von den jüngsten Zahlen des Statistischen Bundesamtes: Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stagnierte im dritten Quartal, für das Gesamtjahr wird lediglich ein homöopathisches Wachstum von 0,2 Prozent erwartet.
Was Ökonomen besonders beunruhigt, ist die Diskrepanz zwischen staatlichen Anreizen und realer Stimmung. Zwar hellt sich die persönliche Einkommenserwartung der Bürger leicht auf – getrieben durch beschlossene Entlastungen wie die Erhöhung der Pendlerpauschale und den Wegfall der Gasspeicherumlage –, doch dieser Optimismus überträgt sich nicht auf den Konsum.
Der politische „Neuanfang“ ist verpufft
Besonders alarmierend ist der Befund der Studienautoren hinsichtlich der politischen Rahmenbedingungen. Der erhoffte psychologische Effekt durch die Neuwahlen und die Neubildung der Bundesregierung ist wirkungslos geblieben. Das „Momentum des Aufbruchs“, auf das die Märkte gesetzt hatten, hat sich als Trugschluss erwiesen. Die strukturellen Probleme der deutschen Wirtschaft wiegen in der Wahrnehmung der Bürger schwerer als politische Versprechungen.
Sparquote statt Konsumfreude
Die Reaktion der privaten Haushalte ist klassisch und für den Handel schmerzhaft: Die Anschaffungsneigung fällt deutlich, während die Sparneigung sprunghaft ansteigt. Im Dezember kletterte der Teilindikator für das Sparen auf 110,01 Punkte. Dies deutet darauf hin, dass die Bürger ihre Liquidität zusammenhalten, statt sie in den Weihnachtsumsatz zu investieren.
Da auch die Exporte schwächeln und die Industrie unter Auftragsmangel leidet, fällt der private Konsum als letzte verbliebene Stütze der Konjunktur aus. Der Ausblick auf das erste Quartal 2026 bleibt damit trübe. Deutschland verlässt das Jahr 2025, wie es das Jahr begonnen hat: in wirtschaftlicher Stagnation und ohne erkennbaren Wachstumstreiber.
